Auckland Akt 2 – Skat mit Schlafmangel
Die erste Zeit des Roadtrips durch Neuseeland hatten wir erfolgreich hinter uns gebracht und am Vormittag des 06.07. sind wir wieder an dem selben Bahnhof ausgestiegen, an dem wir auch einen Monat zuvor den ersten Blick auf Auckland werfen durften. Denn unsere beiden Freunde aus dem Hostel in Auckland würden in wenigen Tagen nach einem Jahr in Neuseeland zurück nach Deutschland fliegen und wir wollten diese letzte Zeit nochmal gemeinsam mit ihnen verbringen! Es hat sich wirklich schön angefühlt wieder bekannte Gebäude und Straßen zu sehen, diese Bekanntheit haben wir sonst auf unseren Reisen einfach nicht und ich vermisse sie sehr. Eigentlich wollten David und Janneke uns vom Bahnhof abholen (richtig süß!), aber wir müssen uns in dem dichten Gedränge verpasst haben. Deshalb haben wir uns erst nach einer halben Stunde wiedergetroffen, als wir schon fast beim Hostel waren. Es war wirklich total schön die beiden wieder zu sehen und ich wusste sofort, dass die extra Woche im Hostel zu viert sich voll und ganz lohnen würde!
Als Beginn unserer gemeinsamen Zeit sind wir (mal wieder) gemeinsam zu PizzaHut gelaufen. Die Preise dort sind wirklich nicht zu schlagen und so haben wir uns zur Feier des Tages das größte Angebot gegönnt, was der kleine Laden zu bieten hatte: eine Pizza-Limousine! Der riesige Pappkarton beinhaltete drei verschiedene große Pizzen und verschiedene Beilagen. Mit diesem riesigen Karton durch Auckland zu laufen war echt witzig und wir haben viele belustigte Blicke abbekommen. Aber wir wurden auch sehr oft vorgelassen, offenbar kommen mit so viel Pizza auch besondere Privilegien mit sich. Im Hostel angekommen haben wir wirklich alles gegeben die Pizza komplett zu vernichten, aber selbst zu viert haben wir es nicht geschafft all das Essen zum Mittag aufzuessen und haben den Rest deshalb aufs Abendessen (oder als Mitternachtssnack) verschoben.

Neben der bekannten Stadt, den bekannten Menschen und dem bekannten Essen war mir auch das Hostel noch vertraut. Selbst ein paar seiner langfristigen Bewohner, die meisten davon arbeiteten wie David und Janneke auch dort, kannte ich noch. Im Aufenthaltsraum Doppelkopf zu spielen hat sich deshalb ein bisschen angefühlt, als würden wir wieder zurück nach Hause kommen.
Genau wie beim ersten Mal im Hostel haben wir bis spät abends in der Küche gesessen und – wie könnte es auch anders sein – Karten gespielt. Allerdings haben Thies und ich in der Zeit noch neue Dinge gelernt, denn unsere beiden Doppelkopf-Mentoren haben uns außerdem noch Skat beigebracht! Das war sehr praktisch, weil oft einer von beiden arbeiten musste und wir so auch zu dritt etwas spielen konnten. Der Nachteil war nur, dass ich im Kopf manchmal die beiden Spiele vermischt habe, was zu einigen verwirrenden und auch lustigen Situationen geführt hat. Ein weiteres Spiele-Highlight war natürlich auch der Billiard-Tisch, der im Aufenthaltsraum steht. Wir hatten viel Spaß bei den unterschiedlichen Partien, wobei wir immer aufpassen mussten den Menschen am Rand des Raums nicht aus Versehen einen Queue ins Gesicht rammen, es war nämlich etwas wenig Platz dort. Zum Glück sind wir alle ohne bleibende Schäden davon gekommen und wurden nicht vom Billiardtisch verbannt!
Um nicht nur die ganze Zeit drinnen zu sitzen, haben wir aber auch lange Spaziergänge zu jeder möglichen Tageszeit gemacht. Entweder tagsüber, um das erstaunlich gute Wetter zu genießen, oder nachts, um zu verhindern, dass wir allzu müde wurden und den Tag schon beenden mussten. In Auckland kann man zu Fuß wirklich viele tolle Ecken erreichen und wir haben so unser Bild von der Stadt nochmal erweitern können. Ohne den Stress ein Auto kaufen zu müssen, hatten wir auch viel mehr Zeit und konnten ganz entspannt durch die Stadt schlendern. Ein neuer Lieblingsort befindet sich direkt über dem Bahnhof. Die Gleise des Kopfbahnhofs sind unterirdisch, weshalb man nach seiner Ankunft erstmal viele Rolltreppen nach oben fahren muss. Ein paar hundert Meter neben dem überirdischen Eingang stand eine lange Reihe von kleinen Podesten, wo man durch dicke Glasböden auf die tief unter einem liegenden Gleise gucken kann. Das war eine richtig coole Entdeckung und wir haben uns einen Spaß daraus gemacht den Menschen, die tief unter uns auf ihre Züge warteten, zuzuwinken. Die meisten waren ziemlich verwirrt, aber ein paar fanden uns wohl auch ganz witzig. Auf jeden Fall sind diese Gucklöcher nach unten eine wirklich gute Idee, die ich bisher noch nirgendwo sonst gesehen habe!
In der zweiten Nacht haben wir uns gemeinsam E-Scooter gemietet und haben damit die leeren Straßen unsicher gemacht. Bei den steilen Hügeln der Stadt hatten die armen Fahrzeuge ordentlich zu kämpfen, aber wir hatten auf jeden Fall unseren Spaß! Schon ab spätem Abend ist Auckland komplett leer, was ich bei einer Millionenstadt immer noch etwas komisch finde. Ab 22 Uhr fühlt man sich wie in einer Geisterstadt, in der nur noch wenige Gestalten draußen sind. Zum Scooter fahren sind das aber die perfekten Bedingungen und durch die vielen Lichter und beleuchteten Hochhäuser fühlt es sich auch trotzdem noch lebendig an. Gerade der Sky Tower sieht nachts wirklich toll aus, weil er in verschiedenen Farben angestrahlt wird und aus der gesamten Innenstadt (immerhin ist mit 328 Metern das höchste Bauwerk Neuseelands) sichtbar ist. Schon beim ersten Mal habe ich mich ein bisschen in diesen Turm verliebt und auch beim zweiten Mal habe ich einige Fotos von ihm gemacht!

Wie schon bei unserem letzten Besuch in Auckland haben wir es voll und ganz genutzt, dass wir einen Ofen und eine große Küche zur Verfügung hatten. Dieses Mal gab es unter anderem Lasagne, Knödel, aber auch zwei verschiedene Kuchen. Zum einen haben wir Thies‘ Lieblingskuchen, kalter Hund, „gebacken“, mein Favorit war aber ein anderer. Wir haben uns an einem Maracuja-Käsekuchen versucht, der einer der besten Kuchen war, den wir je gegessen haben – darüber waren wir uns alle ziemlich einig! Zum Glück hat Janneke mir das Rezept geschickt, sonst wäre die Suche nach diesem vermutlich meine neue Lebensaufgabe! Zu viert zu Kochen war nicht nur wegen der Gegebenheiten im Hostel einfacher, sondern auch, weil das Einkaufen für vier Menschen deutlich einfacher ist als für zwei Menschen. Mir ist erst hier in Neuseeland so richtig aufgefallen, wie groß alle Packungen und Portionen im Supermarkt eigentlich sind! Zu zweit (und ohne Kühlschrank) bekommen wir vieles davon gar nicht auf! Für die doppelte Anzahl an Menschen zu kochen war daher wirklich eine angenehme Abwechslung!

Am vorletzten Tag haben wir Janneke bei einem kleinen Ausflug zu einem Red-Cross-Second-Hand-Laden begleitet. Im Auto sammeln sich über die Monate doch ein paar Kleidungsstücke an, die man zu Hause vielleicht nicht mehr braucht, weshalb sie diese gespendet hat. Vorher hatte ich das große Glück einmal durch ihre Sachen durchgucken zu können, deshalb bin ich jetzt stolze Besitzerin einer neuen Jeans, einer Regenhose, einer dünnen Jacke, einer Bluse und einem Schal! Die Auswahl hat sich also wirklich gelohnt! In dem kleinen Geschäft selbst haben Thies und ich uns auch nochmal nach Krams umgesehen, den wir gebrauchen könnten. Für das Auto haben wir leider nichts gefunden, dafür konnte ich mich nicht von einem Kleid trennen, was ich mir dann also kurzentschlossen gekauft habe. Das muss ein guter Tag für den kleinen Laden gewesen sein!
Am allerletzten Abend sind wir gemeinsam noch in einen Arcade-Store gegangen. Das letzte Mal waren wir in Japan mit Jennie in so einer Spielhalle und wollten sehen, ob es unsere Lieblingsspiele aus Osaka auch in Auckland gab. Wir hatten Glück und haben tatsächlich unser Lieblings-Trommelspiel wieder gefunden. Einige andere Besucher waren so geübt in manchen dieser Spiele, dass ich mir gar nicht vorstellen möchte, wie viel Geld sie in diesem Store schon ausgegeben haben. Ich kann mir das für mich nicht vorstellen, aber an einem Abend mit Freunden macht es einfach Spaß sich dort auszuprobieren!

Die folgende Nacht auf den elften Juli war die längste in unserer Zeit im Hostel. Wir hatten bereits am Morgen schon ausgecheckt und unser Gepäck erst im Aufenthaltsraum und dann in der Küche gelagert, wo wir die Nacht auch verbracht haben. Wir saßen stundenlang dort in der Küche, haben Kuchen und andere Überreste gegessen, geredet, Karten gespielt und schließlich Sachen gepackt. Um halb sechs Uhr morgens ging dann plötzlich alles ziemlich schnell. Wir haben zwei große Einkaufstüten mit Essen von David und Janneke übernommen und so sind wir alle ziemlich schwer bepackt die Treppen aus der Küche nach oben gestiefelt. Wir haben ein letztes gemeinsames Bild im großen Spiegel gemacht und haben das Hostel dann um sechs Uhr morgens hinter uns gelassen.
Am Bahnhof wurde dann alles nochmal stressig. Der richtige Zug Richtung Bahnhof kam einfach nicht und wir mussten noch spontan zu einem anderen Gleis hetzen, wo wir uns verabschiedet haben. Wir waren wirklich nicht lange damit beschäftigt, aber die Türen des Zuges schlossen sich nach weniger als einer Minute nach seiner Ankunft einfach wieder und ließen sich auch nicht mehr öffnen, weil er direkt wieder los fuhr. Zum Glück hatten die beiden genug Zeit für unvorhergesehene Ereignisse eingeplant und die Züge Richtung Flughafen sind dann doch noch relativ oft gefahren. Deshalb hatten wir dann nochmal Zeit uns wirklich voneinander zu verabschieden. Seit ich Deutschland verlassen habe ist mir kaum ein Abschied so schwer gefallen, wie an diesem Morgen. Wir haben uns lange umarmt und uns fest zugesagt, dass wir uns in Deutschland wiedersehen müssen.

Dann kam leider endlich der passende Zug, die beiden sind schnell eingestiegen und dann nach wenigen Minuten losgefahren. Und dann waren wir wieder nur zu zweit und standen völlig übermüdet am Bahnsteig. Wir sind dort dann auch direkt in unseren Zug eingestiegen, der uns zurück zu unserem Auto gebracht hat. Ich habe diese Zeit, das zweite Mal im selben Hostel, total genossen und würde es (trotz Schlafmangels) immer wieder so machen!
Abschließend möchte ich mit diesem Artikel wohl folgendes sagen: Ich habe in dieser Zeit wohl so deutlich wie lange nicht mehr gemerkt, was für ein Privileg gute Freunde eigentlich sind. Zu wissen, dass zu Hause solche Menschen auf mich warten macht mich zugleich sehr glücklich und wehmütig und ich bin einfach unfassbar dankbar so viele tolle Menschen in meinem Leben und auf dieser Reise kennengelernt zu haben! Fühlt euch alle gedrückt, ich freue mich euch am Ende dieser Reise endlich wieder zu sehen!
Pizza mit Freunden, so ein geniales Gefühl! Beides wartet hier auch auf Euch, egal, wann Ihr wiederkommt. Fühlt Euch ganz fest gedrückt…