Das Konzert, das uns nach Japan führte

Am 18. Februar, vier Tage nach unserer Ankunft in Japan, war es endlich soweit. Der Anlass für unsere Reise, das Konzert der norwegischen Künstlerin Aurora, war heute!
Typisch für jedes Konzert mussten wir erstmal stundenlang draußen in der Kälte (bei Regen) auf den Einlass warten. Dabei waren die Japaner:innen (mal wieder) deutlich ordentlicher, als man es selbst aus Deutschland kennt. Jedes Ticket hatte eine eigene Nummer. Und JEDE. EINZELNE. NUMMER. wurde nacheinander aufgerufen. Um ganz ehrlich zu sein kann ich mir nicht vorstellen, dass das der effizienteste Weg für einen Einlass mit über 1000 Besuchern ist. Aber: andere Länder, andere Sitten. Wir haben also klaglos gewartet. Zum Glück hatten wir Jennie bei uns, denn die Nummern wurden auch nur auf Japanisch genannt. Wir haben die Tickets sehr spät gebucht und mussten auch dementsprechend lange warten. Bei 300 war ich schon durchgefroren und als wir endlich mit 970 dran waren, habe ich mich gefühlt wie ein einziger Eisklotz.
Zum Glück hat sich das ganze Warten gelohnt! Das Konzert war großartig und ich habe es sehr genossen. Lustigerweise waren hier deutlich mehr Touristen, als im normalen Alltag. Aurora ist mit ihren englischen (und wenigen norwegischen) Songs wohl einfach nicht die beliebteste Künstlerin in Japan, keine große Überraschung. Allerdings mag sie Japan wohl deutlich lieber, als Japaner sie. Denn sie konnte tatsächlich ein wenig Japanisch! Wir haben von ihren Floskeln deshalb leider wenig verstanden, aber die längeren Sätze hat sie glücklicherweise auf Englisch gesprochen, das konnten dann auch wir verstehen.

Die Stimmung war etwas weniger ausgelassen, als auf anderen Konzerten auf denen ich bisher war. Offenbar sind Japaner:innen auch bei Konzerten sehr höflich und zurückhaltend. Es wurde zwar geklatscht, aber es haben nur wenige mitgesungen und davon fast niemand wirklich laut. Dafür konnte man die eigentliche Band sehr gut verstehen, die etwas weniger ausgelassene Stimmung hatte also nicht nur Nachteile. Die Stimmung war auch nicht schlecht, im Gegenteil. Nur eben etwas leiser und zurückhaltender.

Auch im Nachhinein muss ich sagen, dass sich diese Erfahrung absolut gelohnt hat. Wir sind beide Musik-Menschen und da war ein Konzert genau das richtige! Ich finde es immer noch absurd, dass uns gerade ein Konzert meiner Lieblings-Künstlerin nach Japan gebracht hat. Sie einmal Live sehen zu können war ein Traum, von dem ich nicht dachte, dass er so schnell wahr werden würde. Manchmal muss man einfach Glück haben und zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein – oder den richtigen Flug buchen können!

Aurora

Nachtrag von Thies:
Es war insgesamt eine total spannende Erfahrung, in einem so völlig fremden Land auf ein Konzert zu gehen.  Zuerst war die Ticketseite nur auf japanisch und so verwirrend, dass wir das Tickets buchen einfach Jennie überlassen mussten. Dann kam, wie Beeke schon beschrieben hatte, das ganze Nummern aufrufen und selbst als wir endlich dran waren, wurde es nicht besser. In der Eingangstür mussten wir alle noch einmal eine Pflicht-Getränkegebühr zahlen. Für diese Gebühr konnte man sich daraufhin ein Freigetränk an der Theke abholen. Die Option, einfach kein Getränk zu nehmen, existierte nicht. Leider war diese Extra-Gebühr nicht nur aufgezwungen, sondern auch überteuert, denn jedes der angebotenen Getränke wäre im Supermarkt günstiger gewesen. Naja.
In der Halle selbst kam dann der nächste „Schock“: In der Halle standen etliche Absperrungen, um die einzelnen Reihen voneinander zu trennen. Schätzungsweise ist das für bessere Evakuierungsmöglichkeiten da, aber es nimmt einem natürlich auch die Möglichkeit, sich auf Konzerten mit anderen Menschen zu connecten oder im Raum zu bewegen. Zugegebenermaßen, bei Aurora standen sowieso alle relativ still, es hat uns als nicht gerade gestört. Aber für Rock/Metal Bands, bei denen das Publikum auch Lust auf Moshpits hat? Keine Chance.
Schön war dann aber vor allem noch der Abschluss des Konzerts. Nach etwa einer Stunde kündigte Aurora an, dass der folgende Song auch der letzte sein würde. Schade, aber das ist ja mittlerweile eine normale Zeit für Konzerte. Nach vielen „Zugabe“-Rufen auf japanisch und einer kurzen Pause, kam sie aber wieder und performte nicht einen, nicht drei, sondern ganze fünf (!) weitere Songs! Im Endeffekt war das Konzert also doch erst nach 1,5 Stunden beendet, was den Abend wirklich toll abgerundet hat.