Autoumbau leicht gemacht

Am 17. Juni, zwei Wochen nachdem wir in Auckland angekommen waren, hatten wir es also endlich geschafft: Wir haben ein Auto gekauft!

In ganz Neuseeland gibt es sogenannte Freedom-Campingplätze, auf denen man kostenlos stehen darf, wenn das Auto einen grünen Self-Containment Sticker hat (den wir ja zum Glück haben). Im Norden von Auckland haben wir uns den ersten dieser kostenfreien Stellplätze gesucht und sind so in Whangaparāoa (gesprochen Fangaparaoa) nahe der Stadt Silverdale gelandet. Dort haben wir zuerst unser Abendessen gekauft und sind dann zum Stellplatz gefahren. Dieser lag direkt am Hafen und man konnte über die große Bucht bei Auckland auf eben diese große Stadt blicken.

Wunderschöner Blick auf Auckland

Allerdings waren wir etwas zu spät dran, weshalb die ganzen offiziellen Stellplätze bereits belegt waren. Uns blieb also nichts anderes übrig als illegal auf dem gewöhnlichen Parkplatz zu stehen und zu hoffen, dass uns niemand kontrollieren würde. Ein nicht so guter Start in die Zeit im Auto! Zum Glück waren wir nicht die einzigen Camper, die dort illegal standen, die Tatsache hat mich etwas beruhigt. Trotzdem war ich total nervös und konnte nur wegen der viel zu kurzen letzten Nacht schnell einschlafen.

In der ersten Nacht im Auto habe ich geschlafen wie ein Stein. Nachdem wir in der Nacht davor fast gar nicht geschlafen haben, bin ich in dieser Nacht erst nach 17 Stunden wieder aufgewacht. Der ganze Stress und die unsichere Suche hatte endlich ein Ende und ich habe offenbar versucht mich in nur einer einzigen Nacht davon zu erholen!

Leider war dieser erste Tag dann alles andere als schön, denn meine Vorfreude ist ziemlich schnell den Zweifeln gewichen. Beim Abwaschen, Einräumen unserer Sachen und nach der ersten ganzen Nacht sind uns viele Problemstellen aufgefallen, die wir vorher gar nicht bemerkt hatten.

Der Wasserhahn hat nur sehr schwerfällig funktioniert und ging dann gar nicht mehr, die Küchenplatte hat sich an der rechten Seite durchgebogen, die Wasserkanister waren nur sehr schwer aus dem Kofferraum heraus zu bekommen, es gab kaum Boxen oder Schubladen in der Küche, an der Decke waren mehrere Schimmelflecken von der Feuchtigkeit im Auto und über der Kleidungskiste unterm Bett lag eine riesige Holzplatte, die bei jedem Umbau im Weg war.

All diese Dingen fallen einem bei einer Besichtigung natürlich nicht auf, aber nun hat sich das Auto wie ein Fehlkauf angefühlt. Was bringen uns die wenigen gefahrenen Kilometer, wenn das Leben in diesem Auto so unpraktisch ist? Dadurch, dass noch nicht so viele andere Menschen in diesem Auto gelebt haben, gab es auch viele Stellen, die einfach sehr unpraktisch waren und noch nicht verbessert wurden. Nachdem wir diesen Schock über diese vielen kleinen (und großen) Problemstellen überwunden hatten, haben wir uns zusammengerissen und angefangen etwas dagegen zu tun.

Zu allererst haben wir uns ganz professionell ein Maßband gekauft, damit wir auch alles in den richtigen Maßen kaufen. Als erstes Projekt haben wir uns dem nicht vorhandenen Stauraum in der Küche gewidmet. Wir haben zwei große Körbe und zwei Schubladen gekauft, in denen wir all das Essen, was wir von David und Janneke bekommen haben, einsortieren konnten. Dank dem neu erworbenen Maßband hat das alles ziemlich gut zusammen gepasst und der wenige Platz war nun bestmöglich genutzt.

Außerdem haben wir den ersten Tag genutzt um weitere Kleinigkeiten zu kaufen. Einige Dinge, wie eine Musikbox, haben uns in den letzten Monaten einfach gefehlt, aber erst jetzt mit dem neu gewonnenen Platz lohnt sich so eine Anschaffung erst wieder. Nach der langen Zeit in warmen Ländern war es sehr komisch noch lange Shirts zu kaufen, aber die kommenden Nächte werden kalt werden (immerhin ist hier gerade Winter) und da will ich gut vorbereitet sein! Anderes, wie kleine Taschenlampen, mehr Spülmittel und ein Anti-Schimmel-Spray für die Decke sind einfach notwendig, um im Auto zu leben. Den restlichen Tag habe ich mit Abwaschen und Thies mit dem weitern Umbau des Autos verbracht. Alleine das Umbauen vom Bett zum Tisch dauert aktuell noch wirklich lange, hoffentlich geht das irgendwann schneller!

Am nächsten Tag waren wir nicht weniger produktiv und haben noch morgens die Batterien in unserem Autoschlüssel wechseln lassen. Diese kleine Veränderung hat den Alltag schon so aufgewertet, wirklich super! An diesen neu bestückten Schlüssel haben wir dann endlich den Schlüsselanhänger gehängt, den uns der Hostelbesitzer aus Yogyakarta (wo wir die kleine Katze gefunden haben) geschenkt hat. Jetzt haben wir definitiv den coolsten Schlüssel in ganz Neuseeland!

Der neue Schlüsselanhänger

Danach sind wir zu „Bunnings“ gefahren, das ist der neuseeländische Baumarkt, um unsere Küche zu retten. Die Küchenplatte ist an der Rückseite des Betts befestigt und hatte auf der linken vorderen Seite zusätzlich noch eine Stütze aus Holz. Allerdings gab es eine solche Stütze auf der rechten Seite nicht, weshalb der Tisch unter dem Gewicht der neu erworbenen Körbe und dessen Inhalt gefährlich herunterhing.

Die Küche ohne rechtes Tischbein

Nach langer Überlegung und Beratung mit einem sehr freundlichen Mitarbeiter haben wir beschlossen, dass es am schlauste ist, einen Winkel in der hinteren rechten Ecke zu montieren. Wir konnten uns direkt vor Ort einen aussuchen und durften dann die Bohrmaschine des Bauhauses selbst nutzen. Es war wirklich nicht leicht den Winkel anzubringen (und wir haben es auch definitiv nicht perfekt gemacht), aber es hält erstmal und der Tisch ist einigermaßen gerade! Das ist zwar keine Lösung für immer, aber die paar Monate, in denen wir hier sind, wird es halten.

Abends sind wir wieder auf den gleichen Stellplatz am Wasser gefahren und haben dort zwei Franzosen kennengelernt, die mit ihrem Auto deutlich mehr Probleme hatten, als wir sie haben. Das Scharnier der Heckklappe hatte sich an einer Seite gelöst, weshalb die ganze Tür schief hing. Bei diesem Anblick war ich doch sehr froh um unsere kleinen Problemchen!

Zum Glück nicht unser Auto!

Den nächsten Tag haben wir mit einer sehr verdienten (man könnte auch sagen dringend benötigten) Dusche begonnen. Dafür sind wir einfach in die nächste Schwimmhalle (hier Aquatic Center genannt) gefahren und konnten dort gegen einen geringen Preis duschen gehen. Die Kassiererin war die Frage nach einer Dusche offenbar schon gewohnt, es gibt ja genug Camper, die auf diese Möglichkeit angewiesen sind.

Dann haben wir uns dem größten Projekt des Autoumbaus gewidmet: der großen, nervigen Platte! Um unser Problem mit dieser Platte besser zu verstehen, kommt jetzt erstmal ein Bild:

Das Bett vor dem Umbau

Rechts außerhalb des Bildes befinden sich die Sitze und auf der linken Seite ist die große Klappe, die den größten Bereich des Betts einnimmt und in der wir unsere Rucksäcke und andere Dinge lagern, die wir nur selten brauchen. Der graue Kasten in der rechten unteren Ecke ist die eingebaute Toilette, die wir für den Self-Contained Sticker benötigen. Die Platte mit dem Loch darüber ist ein weiterer Stauraum, in die unsere gesamte Kleidung genau reinpasst. Die letzte Platte in der oberen linken Ecke ist nicht mit einem Scharnier befestigt, sondern kann ganz herausgehoben werden, denn das ist unser Tisch. Mit einem losen Tischbein kann man so einen Tisch bauen und dann links auf der großen Klappe und rechts auf der kleinen Klappe und dem Klo sitzen – sehr praktisch!

Unser großes Problem-Brett befindet sich nicht im Bild, aber es ist einfach groß und rechteckig und liegt über der Toilette, dem unteren Rand des Tischs und den Rändern beider Klappen. Wenn man also an einen der Stauräume oder die Tischplatte herankommen möchte, war dieses große Brett immer im Weg. Mir war schon am ersten Abend klar, dass mich das viel zu sehr nerven würde, also mussten wir etwas ändern. Wir haben alles mehrmals ausgemessen und mussten dabei feststellen, dass in der gesamten Inneneinrichtung keine rechten Winkel existieren, und haben die (hoffentlich) passenden Maße dann auf die große Platte gezeichnet. Mit einer geliehenen Handsäge von Bunnings haben wir uns ans Werk gemacht und haben versucht aus dem Brett eine L-Form zu schneiden, die genau über die Toilette und das Loch in der Mitte passt. Ein Kiwi (so bezeichnen sich viele der Neuseeländer selbst, angelehnt an den kleinen Vogel) ist einfach zu uns gekommen und hat in Windeseile eine der Seiten fertig gesägt, weil er uns helfen wollte. So unfassbar freundlich – typisch Kiwi! Und auch wenn man sich ja nicht selbst loben soll, bin ich richtig stolz darauf, dass die fertige Form am Ende perfekt in die Lücke passte!

Fertig gesägte Holzplatte

Damit waren die größten Punkte am Autoumbau tatsächlich vollbracht und wir haben uns vorgenommen alles weitere einfach auf dem Weg fertig zu stellen.  Im Nachhinein muss ich aber sagen, dass der physische Umbau nicht das wichtigste an den ersten Tagen im Auto war. Denn durch das Verbessern, Schrauben und Sägen ist vor allem in meinem Kopf etwas passiert. Das fremde Fahrzeug, das wir am 17. Juni gekauft hatten, war mittlerweile zu UNSEREM Auto und Zuhause geworden. Was sich am Anfang vielleicht noch wie ein Fehlkauf angefühlt hatte, war nun richtig gemütlich und vor allem unseres geworden.

Nach diesen paar Tagen, die vor allem durch das Werkeln, Ausbauen und dem Kauf von Kleinkram gefüllt waren, konnte es deshalb am nächsten Morgen, dem 21. Juni, endlich richtig losgehen. Auf ins neue Abenteuer, in dem wir Neuseeland in unserem eigenen Auto erkunden können.