Bangkok – Die Metropole Südostasiens
Wo fange ich diesen Artikel nur an…
Krung Thep Mahanakhon Amon Rattanakosin Mahinthara Ayuthaya Mahadilok Phop Noppharat Ratchathani Burirom Udomratchaniwet Mahasathan Amon Piman Awatan Sathit Sakkathattiya Witsanukam Prasit
Zu Deutsch:
Die Stadt der Engel, die große Stadt, die Residenz des heiligen Juwels Indras, die uneinnehmbare Stadt des Gottes, die große Hauptstadt der Welt, geschmückt mit neun wertvollen Edelsteinen, reich an gewaltigen königlichen Palästen, die dem himmlischen Heim des wiedergeborenen Gottes gleichen, Stadt, die von Indra geschenkt und von Vishnukarm gebaut wurde
Alternativ nennt sich die Stadt auch „Bangkok“ oder noch simpler: „BKK“. Im Guiness World Records Buch ist sie als Stadt mit dem längsten Namen der Welt (168 Buchstaben) eingetragen – da ist „Kiel“ ja wohl nichts gegen.
Bangkok ist eine Stadt mit so vielen Facetten, dass es schwer ist, hier von jeder zu berichten. Natürlich wussten Beeke und ich bereits, dass die Großstadt mit über zehn Millionen Einwohnern eine ganz eigene Erfahrung sein würde. Trotzdem gab es noch so einige Erlebnisse und Eindrücke, die uns völlig überrascht und hin und wieder sprachlos gemacht haben.
Fangen wir simpel an: Der Aufbau der Stadt. Bangkok besteht aus verschiedenen Teilen; der Oldtown, der Downtown und allem drumherum. Natürlich gibt es auch außerhalb noch etliche Aufteilungen in ärmere und reichere Gegenden, aber die Old- und Downtown sind nunmal mit Abstand die wichtigsten. Während in der Oldtown nur kleine Gebäude stehen, in denen im Erdgeschoss meist kleine Geschäfte sind, so sieht die Downtown gleich ganz anders aus. Umgeben von riesigen Hotels und Einkaufshallen ist dort alles zu finden, was man sich vorstellen könnte. Ein Monorail-System, im Prinzip wie eine U-Bahn, nur anstatt dass sie 20 Meter unter der Erde fährt, fährt sie 20 Meter darüber. Die darunter liegenden Straßen sind bis auf den letzten Zentimeter gefüllt mit (meistens im Stau stehenden) Autos und unzähligen Rollern, die die Straßen unsicher machen, während sie sich zwischen Bussen und LKWs durchquetschen. Zwischen der Straße und der Monorail befindet sich in einigen Parts noch eine lange Brücke, die direkt unter den Gleisen der Monorail hängt und als Zugang zu allen möglichen Einkaufshallen und Hotels bietet.
Beeke und mir ist unabhängig voneinander aufgefallen, wie viel Smog in einigen Gegenden Bangkoks ist. An einem Tag wurden wir nacheinander per Motorrad durch die Innenstadt gefahren und haben jeweils an einer Stelle ein Bild gesehen, was man sich sonst nur in Filmen vorstellt. Hinter der Brücke kam langsam eine sehr lange Straße zum Vorschein, vollgestellt mit Autos. Alle standen, alle hatten die Lichter und den Motor an und so war die Straße so bedeckt mit Smog, dass über den Autos alles total verraucht war. Zu den Seiten hin waren die Hochhäuser und obligatorisch leuchtenden Werbetafeln. Fast alle Rollerfahrer hier haben Masken auf und ich verstehe total wieso. Die Szene war total dystopisch und manchmal fragt man sich dann schon, ob das alles wirklich so richtig ist, was wir Menschen auf diesem Planeten tun. Die Roller sind im Gegensatz zu den Autos super durchgekommen, was die Fahrt immerhin etwas angenehmer gemacht hat.

Jetzt könnte man denken, wenn ein Fußweg Zugang zu mehreren Einkaufshallen bietet, dann muss der Weg ja schon lang sein, oder?
Naja, entweder das, oder man quetscht die mitunter größten Einkaufshallen in ganz Südostasien einfach alle in die Stadtmitte. Willkommen in Bangkok. Ob in „CentralwOrld“ (ja, das „O“ gehört so), „Siam Paragon“, „MBK“, „Platinum“, „City Complex“ oder dem „Indra Square“, in den Tausenden und Abertausenden von Shops findet man immer was man braucht. Und alles andere natürlich auch. In den Straßen zwischen den Mega-Malls sind überall riesige (und ich meine riesige) LED-Bildschirme an den Wänden, die Werbung für verschiedenste Marken zeigen. Es fühlt sich ein bisschen an, als stünde man auf den Times Square in New York, umrundet von unfassbar vielen blinkenden Lichtern, Bildschirmen und großen Gebäuden. Während in der Gegend auch viele Night Markets zu finden sind, welche gut für günstigere Gegenstände sind, so ist beispielsweise in der „IconSiam“ jedes erdenkbare Luxusgeschäft zu finden – von Modemarken wie Gucci oder Prada, über eine Ausstellung von Dyson von 42 verschiedenen Staubsaugerarten, dazu Saugroboter und Ventilatoren, bis hin zu Tesla und Rolls Royce, welche sich wie viele andere Automarken aus irgendeinem Grund im sechsten Stockwerk befinden.
Auch ist in der gleichen Einkaufshalle etwas, was ich noch nie zuvor in einer Einkaufshalle gesehen habe: Ein Wasserfall. Aber nicht irgendein Wasserfall. In ungefähr 20 Meter Höhe sind an der Decke in einem Kreis etliche Wasserdüsen und LED-Leuchten befestigt, welche dazu programmiert sind, das Wasser in bestimmten Mustern fallen zu lassen. So erkennt man manchmal in dem Wasserfall Formen, oder sogar den Schriftzug „IconSiam“. Dazu muss man sagen: Die ganze Konstruktion befindet sich im zehnten Stockwerk. Das heißt, direkt nebenan gibt es eine riesige Terrasse mit eigener Kunst-Installation, einem Wasserbecken, einem kleinen Garten und natürlich einer Aussichtsplattform, von der man die ganze Stadt überblicken kann. Dort ist auch das Titelbild dieses Beitrags entstanden. Gerade zum Abend finden sich dort etliche Menschen zusammen und das aus gutem Grund, denn der Sonnenuntergang ist von dieser Höhe aus einfach „breathtaking“!
Man muss zugeben, eine Indoor-Achterbahn wie in Kuala Lumpur gibt es nicht. Beeindruckend ist das ganze trotzdem. Innerhalb der Einkaufshallen ist es wirklich einfach, sich zu verlaufen. Von jedem Stockwerk aus gehen Gänge ab, die einen in ein völlig neues, noch unerforschtes Gebiet des Einkaufskomplexes bringen. Überall führen Rolltreppen in neue Zonen und man fühlt sich ein bisschen, als würde man das erste Mal in Hogwarts vor den bewegenden Treppen stehen und versuchen, sein Klassenzimmer zu finden. An einem Punkt sind wir zufällig auf eine Indoor-Eislauf-Arena gestoßen, das kam der Achterbahn dann wenigstens einmal Nahe. Ich will mir gar nicht vorstellen wie es ist, hier sein Kind verlieren und ausrufen zu lassen. „Der kleine Timmy soll bitte in den dritten Stock von Abschnitt C, Untersektion F in den vierten Gang von Links kommen, seine Mutter wartet dort auf ihn in einem der 73 Massagesessel!“

Okay, schließen wir das Thema Einkaufszentren ab und begeben uns gedanklich wieder zurück in die Oldtown. Denn hier läuft das Leben etwas langsamer und entspannter ab. Wie gesagt besteht die Gegend hauptsächlich aus aneinandergereihten Wohnhäusern. Überall sind Shops zu finden, die im Familienbetrieb laufen. Entsprechend oft sieht man, wie Kinder mithelfen. In einem unserer Lieblingsrestaurants wurden wir zwischenzeitlich von einer etwa acht- bis zehnjährigen bedient, die unsere Bestellungen dann der Küche mitgeteilt hat. Der „Speisesaal“ war dabei zeitgleich das Wohnzimmer der Familie, so lag das Kind in ihrer Freizeit neben den Tischen auf einem kleinen Sessel und hat YouTube geguckt. Kinderarbeit ist in ganz Südostasien nichts besonderes. Das Einzige was es etwas humaner macht, ist dass dies der bester Weg für die Kinder ist, Zeit mit der Familie zu verbringen. Die Kinder werden selten aktiv arbeiten geschickt, sondern helfen entweder auf dem eigenen Feld oder in der eigenen Küche mit, Den Eltern bleibt meistens keine andere Wahl, denn Kindergärten existieren eher selten und sind wenn dann viel zu teuer für die durchschnittliche Familie. Das Ganze geht einher mit einer anderen Sache, die wir schon einmal in einem Beitrag erwähnt hatten, denn ebendiese Kinder fangen auch ab 12-14 Jahre an mit dem Rollerfahren. Drei Kinder zusammen auf einem Roller zu sehen, wie sie mit 60 km/h ohne Roller durch die Innenstadt rasen, ist also nichts besonderes. So oder so ist es hart, mitanzusehen wie die Kinder gleich von klein an mit in das System rutschen und dazu erzogen werden, dass es normal ist, ab spätestens 12 Jahre voll mitzuarbeiten. Doch helfen können wir auch nicht. Alleine überhaupt in den Restaurants der Familien zu essen hilft schon ein wenig und da wo es uns möglich ist und wir wissen, dass die Empfänger auch tatsächlich etwas damit anfangen können, lassen wir natürlich auch hin und wieder etwas Trinkgeld. Der Vorteil an diesen vielen Familienbetrieben ist, dass die Preise für Essen weit unter dem Durchschnitt der Downtown liegen. Ein Mittagessen bekommt man hier inklusive Getränke für etwa zwei Euro pro Person.
Gleich neben der Oldtown fließt ein relativ großer Fluss längs, größentechnisch etwa vergleichbar mit der Themse in London. Über den Fluss fahren viele Fähren, Fischer, private Bootstouren auf Langbooten und Schlepper, die Sand oder Erde hinter sich herziehen. An einigen Stellen gehen Nebenarme als Kanäle ab, welche nicht groß genug sind zum befahren und mitten durch die Altstadt fließen. Vor allem in diesen Nebenarmen sieht man aber auch, wie dreckig der Fluss denn eigentlich ist. Müll fließt kontinuierlich mit der Strömung, darunter tote Fische und Vögel. Das Wasser ist tiefbraun und man kaum weiter unter die Wasseroberfläche sehen als eine Hand breit. Auch leben in den Nebenarmen und schätzungsweise auch der Kanalisation viele Monitor-Warane, die vor allem in dieser Gegend völlig ungefährlich und friedlich sind, aber doch immer wieder spannend zu beobachten, alleine der Größe wegen.
Gleich in der Oldtown hatten wir auch unser Hostel gefunden – das „Zee Thai Hostel“. Eine nette kleine Unterkunft mit einigen Mehrbettzimmern aber auch einigen Privaträumen. Die Menschen dort waren auch meist nett – doch das hat sogar einen tiefergehenden Grund, welcher mich leider zu einem der größten Kritikpunkte an dieser Stadt führt. Unser Hostel war nämlich sehr eindeutig ein Ort, der sich gegen den Konsum von Cannabis ausgesprochen hat. Zwar existierte eine Terrasse für Raucher, aber es war deutlich, das Gras hier nicht gerne gesehen war. In vielen der anderen Hostels in der Gegend war dies das genaue Gegenteil – manche verkauften selbst Joints, andere hatten „Weed“ gleich im Namen und wieder andere hatten ein Cannabis-Blatt als Logo. Doch leider ist nicht nur Gras in Bangkok beliebt.
Eine Straße voller gescheiterter Existenzen und verlorener Gesichter
Einige Hundert Meter entfernt von unserem Hostel befindet sich die „Khaosan Road“. Diese Straße ist die größte Partymeile des Landes, mit unzähligen Bars und Clubs. Grundlegend ist das natürlich nicht verwerflich. Doch als Beeke und Ich das erste Mal aus Interesse durch die Straße durchgelaufen sind, waren wir danach beide erst einmal sprachlos.
In der Mitte der Straße laufen die Touristen. Viele sind dort, wie wir, aus Interesse, aber der Großteil tatsächlich zum Trinken und zum Feiern. Abgegrenzt wird der Weg von Tischen und Stühlen, sowie von kleinen Straßenständen die Essen und Trinken verkaufen. Außerdem stehen am Rand etliche „Marktschreier“ – Angestellte, deren Job es ist, Gäste in die Bars und Clubs zu locken. Oft halten diese Schilder in die Luft, auf denen zum Beispiel Speisekarten abgebildet sind, oft aber auch Angebote für Alkohol. Soweit so gut. Zwischen den ganzen Bars und Ständen sind immer wieder Gras-Shops zu finden, entweder als tatsächliche Shops oder wieder nur als Straßenverkäufer. Achtet man jedoch einmal genauer auf die Schilder der Marktschreier, entdeckt man schnell auch Angebote für Lachgas. Dieses ist hier erstaunlich beliebt und weit verbreitet. Selbst haben wir es zwar nicht gesehen, sind uns aber beide sehr sicher, dass man hier an so ziemlich jede erdenkliche Droge ran kommt, wenn man nur einmal fragt. Sei es Ketamin, Kokain oder Speed – hier lässt sich alles finden. An den beiden Enden der Khaosan Road ist dann die dritte und letzte Art der Schilder zu finden. Hier werden Shows verkauft. Falls jemand den letzten Teil von „Fack you Göthe“ gesehen hat: Das Ping Pong Klischee ist tatsächlich wahr! Ein anderer Show-Name den wir im vorbeilaufen erkannt haben war „Banana-Shot“. Ich möchte um ehrlich zu sein gar nicht wissen, was genau in den Räumlichkeiten hinter den Clubs alles passiert, aber im Endeffekt ist genau das das Problem dieser Straße. Nur ein Bruchteil der Dinge, die hier passieren sind tatsächlich legal und niemanden scheint es weiter zu interessieren, nicht einmal die Stadt selbst. Außerhalb der Straße sind in den weiteren Gassen viele Prostituierte zu finden. Auch Obdachlose sind dort im Mengen, manchmal bilden sich sogar Gruppen von 10-20 Personen die am Straßenrand ihr Lager aufschlagen.

Der deprimierendste Anblick an den Bars und Clubs der Khaosan Road waren jedoch die Kinder und Jugendlichen. Ja, richtig gelesen. Bis tief in die Nacht hinein laufen Kinder durch die Reihen an Betrunkenen und versuchen, Spenden einzusammeln, Kleinigkeiten zu verkaufen oder Bier nachzufüllen. Einige der Kinder waren gerade Mal um die sieben oder acht Jahre alt. Werden diese Kinder dann etwas älter, werden sie schnell zu entweder Marktschreiern oder Tänzerinnen befördert. Die Marktschreier waren meist männlich, die Tänzerinnen immer weiblich. In knappen Outfits stehen sie draußen auf den Tischen und Bänken und tanzen stundenlang durch, dabei sehen die meisten aus, als wären sie selbst nicht nüchtern. Ich denke, einige von ihnen nehmen selbst Drogen um die Zeit schneller rumgehen zu lassen. Sind sie aber erst einmal abhängig geworden, besteht natürlich auch eine gewisse Abhängigkeit zu ihrem Arbeitgeber. Sind die Mädchen irgendwann zu alt um draußen auf den Tischen zu tanzen, werden sie entweder als Prostituierte auf die Straße geschickt, oder als Attraktion mit einer Ping Pong Show verkauft. So geht es ihr Leben lang weiter, bis sie irgendwann zur Club-eigenen Putzfrau werden und deren Kinder wieder vorne anfangen und an den Tischen der Khaosan versuchen, Spenden einzunehmen.
Natürlich habe ich im Endeffekt überhaupt keine Ahnung, wie das Ganze dort wirklich abläuft. Vielleicht ist es alles gar nicht so schlimm, vielleicht geht auch vieles dort legal zu, wer weiß. Aber was ich dort gesehen habe, war nachhaltig beeindruckend und auf eine gewisse Weise verstörend. Zwischendurch haben wir ein Mädchen beobachtet, das komplett bewusstlos an den Händen und Füßen aus einem Club getragen wurde. Viele der Tänzerinnen hatten einen total leeren Blick, als würden sie an nichts anderes denken können, als zu Tanzen. An einer bestimmten Stelle auf der Straße haben wir einen Mann wahrgenommen, etwa um die 70 Jahre alt, der stundenlang ununterbrochen getanzt hat – wenn man es so nennen kann. Es waren mehr unkontrollierte Bewegungen, in dem verzweifelten Versuch, Aufmerksamkeit zu bekommen. Vor ihm stand ein Spendeneimer, doch sein Blick hing fest auf dem Boden. Auch er wirkte nicht, als wüsste er, wo und wann er sich befindet.
Das unangenehmste an der ganzen Straße, waren jedoch die Touristen. Fast jeder Club war bis zum Anschlag gefüllt, in manchen tanzten die Gäste auf den Tischen, in anderen saßen sie draußen auf den Bänken und tranken ihr Bier. Immer wieder sah man einzelne Menschen (meist Männer), die sich auf den Weg in einen der langen Tunnels machte, welche zu entweder einem Bordell oder einem Stripclub führten. Wir fragen uns dabei einfach nur: Warum? Wie kann man nicht sehen, wie viel in dieser Straße schief läuft? Wie kann man nicht sehen, wie schlecht es einigen Menschen dort geht? Wie kann man so etwas unterstützen? Gutes Bier bekommt man auch überall anders und es gibt garantiert noch mehr Clubs in Bangkok, die deutlich humaner aufgebaut sind, als die auf der Khaosan Road. Beispielsweise ist direkt die Straße nebenan, keine 50 Meter weiter als die Khaosan, ein entspannterer Ort mit vielen Bars, Restaurants und weniger Drogen. Auch hier findet man Alkohol, auch hier kann man einen schönen Abend verbringen. Und doch gehen so viele Touristen lieber in den Hotspot für Kriminalität und Unmenschlichkeit. Für uns ist das eine absolute Unverständlichkeit, dass dieses System so gut funktioniert und dort so viele Menschen jeden Abend feiern gehen, die überhaupt kein Mitgefühl und Menschenverständnis haben. Denn es braucht nicht viel davon um zu merken, dass dies kein schöner Ort ist.
Auch wir sind jedoch insgesamt vier Mal durch die Straße durchgelaufen, an verschiedenen Tagen. Jedes Mal sind wir zurück gekommen, weil es uns fasziniert hat. „Die Faszination des Grauens“. Niemals könnten wir hier aktiv feiern gehen und Spaß dabei haben, während neben uns die Tänzerinnen ihr Leben an sich vorbei ziehen lassen. Und trotzdem war es einfach zu interessant, zu besonders um gar nicht noch einmal hin zu gehen. Meiner Meinung nach ist die Khaosan Road auf keinen Fall ein Ort den man unbedacht besuchen sollte, doch trotzdem verstehe ich, wenn das Interesse einen dort hin zieht.

Kommen wir zurück zu den positiven Seiten Bangkoks. Denn ein für uns sehr besonderes Datum haben wir auch in Bangkok verbringen dürfen. Denn kurz vor Weihnachten waren Beeke und ich zwei Jahre zusammen. Für diesen Anlass haben wir uns drei Nächte in ein Hotel eingemietet – für unsere Verhältnisse ein absolutes Luxushotel: Großes Doppelbett, eigenes Bad, geteilter Pool im Garten und als Highlights: Eine eigene Badewanne mit Whirlpool-Funktion und Frühstück inklusive! Teuer war das ganze zum Glück trotzdem nicht, so haben wir uns auch die drei Nächte leisten können. Für etwa das Dreifache unseres durchschnittlichen Hostelpreises haben wir hier unseren Jahrestag schön genießen können und uns gedanklich ein wenig von dem Stress der Großstadt abgetrennt. Aus dem Hotel raus sind wir eigentlich nur um die Wäsche zu waschen oder Essen zu suchen.

Den Hinweg zum Hotel sind wir mit den öffentlichen Verkehrsmitteln angetreten. Dabei haben wir gemerkt, dass die Anbindungen hier leider nicht ansatzweise so gut sind, wie in Kuala Lumpur. Es existieren zwar viele Buslinien, auf die ist aber überhaupt kein Verlass. Zwar fahren sie pünktlich, nur sind die Fahrpläne fast nirgendwo zu finden. Im Internet sind die meisten Zeiten nicht mehr aktuell und an den Bushaltestellen sind in den meisten Fällen keine Zeiten eingetragen. Neben den Bussen existiert aber noch immer die Monorail. Oder besser gesagt existieren zwei Monorails. Denn in Bangkok haben zwei verschiedene Anbieter jeweils eigene Schienennetzte aufgebaut – die MRT und die BTS. Das heißt, wenn man von einem Viertel in ein anderes fahren möchte, muss man unter Umständen an der MRT Station aussteigen, drei Treppen nach unten auf die Straße laufen, 100 Meter weit gehen, drei Treppen nach oben laufen und sich dort ein völlig neues Ticket kaufen. Die Karten die man als Tickets nutzt sehen sich zwar sehr ähnlich, sind aber doch unterschiedlich. Es gibt nicht einmal Tages- oder Monatskarten, die für beide Unternehmen gelten. Selbst als Einwohner muss man sich hier also zwei verschiedene Pässe kaufen. Dazu kommt, dass das ganze leider längst nicht so günstig ist, wie erhofft. Währen eine einzelne Fahrt in Kuala Lumpur mit der Monorail meist zwischen 20 und 80 Cent kostet, zahlt man in Bangkok eher an die 2-3€. Wenn man sich aber erstmal mit dem System und dem Preis abgefunden hat, ist die Monorail immernoch die weitaus bessere Alternative zu Bus oder Auto. Die Straßen sind zu fast jedem Zeitpunkt bis zum Anschlag gefüllt, sodass eine Verzögerung durch Stau schon fast einprogrammiert ist. Umso besser fühlt es sich an, in der pünktlichen Monorail über den Verkehr wegzufliegen.
Alle anderen Fahrten, die wir in Bangkok absolvieren mussten, sind wir mit „Grab“ angegangen. Man wählt per App aus wo man hin möchte und keine fünf Minuten später steht ein Auto oder Roller vor dir und bringt einen an den gewählten Ort. Alternativ existieren in der Stadt total viele TukTuks. Diese stehen meistens an bekannten Orten und warten dort auf Kunden. Das Problem dabei ist nur, dass diese in fast jedem Fall deutlich teurer sind als ein Roller und viel zu häufig versuchen, die Touristen abzuziehen. Ein Trick der TukTuk-Fahrer ist zum Beispiel, dass sie einen vergünstigten Preis anbieten, dann aber anstatt zum Zielort zu Shops fahren, bei denen die Touristen gebeten werden, etwas zu kaufen. Die Fahrer kriegen dafür einen Zuschuss und viele der Touristen lassen sich dann einfach auf die Falle ein, um doch noch zum Ziel zu kommen.
Einer der Orte, an den wir uns mit Grab fahren lassen haben, war der „Wat Arun Ratchawararam Ratchawaramahawihan“. Was aussieht wie ein Zungenbrecher ist in Wahrheit einer größten Tempel der Stadt. Da ich über Tempel aber wieder nicht viel schreiben kann, da ich mich nicht sonderlich gut mit dem Buddhismus auskenne, überlasse ich das Erzählen hier den Bildern:


Etwas wovon ich besser in Textform erzählen kann ist ein Erlebnis, das wir in einem Kino in der IconSiam Mall hatten. Kurz vor Weihnachten waren wir nämlich dort um uns aus Interesse die Filmpreise anzusehen. Als wir dann den neuen Film „Red One“ für nur 68 Baht pro Person gesehen haben (umgerechnet keine 2€), haben wir uns spontan dazu entschieden gleich dort zu bleiben und den Film anzusehen. Das wirklich spannende daran war aber noch vor dem Film. Denn natürlich gibt es, wie überall anders auch, vorher erst einmal 30 Minuten Werbung zu dem Film. Danach kommt jedoch ein kleiner Zwischenfilm, der uns sehr überrascht hat:
Ein knapp fünf Minuten langer Imagefilm des Königs! Am Anfang wurden alle im Kino dazu gebeten, aufzustehen. Daraufhin war mit sehr epischer Hintergrundmusik untermalt der König zu sehen, welcher stark mit Weichzeichnungsfiltern bearbeitet wurde, um jünger auszusehen. Die Bilder von ihm zeigten ihn entweder mit Kindern, Mönchen oder bei Wohltätigkeitsaktionen. Dazu wurd Text auf Thailändisch eingeblendet, der vermutlich darüber spricht, was der König schon alles Gute getan hat. Als wir zwei Wochen später noch einmal im Kino waren, ist uns ein ähnlicher Film begegnet. Diesmal ist jedoch nicht das ganze Kino aufgestanden, sondern eher im Gegenteil wie aus Protest sitzen geblieben. Handys wurden gezückt, Arme wurden verschränkt aber niemand hat wirklich den Film beobachtet.
Die ganze Thematik ist in Thailand sowieso problematisch. Der aktuelle König ist laut Umfragen nicht sonderlich beliebt – und googlet man einmal weiß man auch wieso. Denn während die thailändische Politik ihren eigenen Lauf nimmt, sitzt der König seit Jahren in einem Hotel in Bayern und lässt es sich gut gehen. Um ihn schweben noch einige weitere Kontroversen, wen das interessiert kann sich gerne mal diesen Artikel durchlesen.
Weniger kontrovers ist die restliche Königsfamilie. Das heißt aber nicht, dass diese nicht von den lokalen Medien angehimmelt werden. Beispielsweise waren wir ein einem Kunstmuseum in der Innenstadt, welches im obersten Stockwerk eine Ausstellung von der Mutter des aktuellen Königs beherbergte. Nur war die Ausstellung weniger informativ, sondern gefüllt mit Handybildern, die die Frau selbst gemacht hatte. Diese waren nicht einmal künstlerisch, sondern einfach wie jede andere Handy-Galerie auch. Fotos von Katzen, Street Art, anderen Museen, oder aus dem Fenster eines Flugzeugs. Trotzdem waren sie alle aufgehängt wie Bilder eines Künstlers, in riesigem Format und Unterschrift dazu, wie man es aus einem Kunstmuseum kennt. Der einzige Vorteil den die Ausstellung hatte, war, dass es die Mutter des Königs menschlicher gemacht hat. Man hat gesehen, dass auch sie nur ein „normaler Mensch“ ist, die halt gerne mal nach Finnland fliegt um sich dort ein paar Museen anzusehen, aber sonst auch wie jeder andere Thailänder auch.
Für die Abschlussworte über diese spannende Stadt muss ich noch einmal eine Sache klarstellen: Auch wenn ein großer Teil dieses Artikels negativ war und wir auch einige bedrückende Eindrücke von dort mitgenommen haben, so haben wir beide die Stadt noch immer lieben gelernt. Klar, hier herrscht viel Armut und manche Zustände sind wirklich Unmenschlich – aber zeitgleich findet man in jedem Shop die freundlichsten Gesichter, die herzlichsten Begrüßungen und die tiefgründigsten Gespräche (und das sogar ganz ohne Cannabis). Für uns waren die knapp zwei Wochen hier sehr „mindblowing“. Ein passenderes Wort fällt mir einfach nicht ein. Der Verkehr, die Art und Mentalität der Menschen, die unfassbar riesigen Einkaufshallen und vor allem die Atmosphäre in der Altstadt haben uns beeindruckt und so freuen wir uns schon, irgendwann in die Metropole Südostasiens zurückkehren zu können!
Wow, „Mindblowing“ trifft es wahrscheinlich ganz gut. Sowohl die Stadt als auch der Artikel sind riesig und beeindruckend. Was für ein Erlebnis!