Coromandel – Wo die Elemente sich treffen

Nachdem Beeke und ich wieder vereint und meine Zeit in Sydney damit zu ende war, haben wir uns auf den Weg zu einer weiteren Halbinsel auf unserem Weg begeben. Dieser Teil Neuseelands trägt den Namen „Coromandel“ und ist unter Reisenden wegen ein paar Attraktionen besonders beliebt. Auch wenn er sehr nördlich auf der Nordinsel liegt, haben wir ihn bisher übersprungen, da er überhaupt nicht in unsere Route gepasst hätte. Nun aber waren wir dort, sogar mit ein ganz bisschen Zeitstress, da wir bald wieder in Richtung Süden der Insel fahren wollten.

Aussicht an der Coromandel-Westküste

Wir sind innerhalb von ein paar Tagen die Westküste hoch und die Ostküste wieder runter gefahren. Da die Haupt-Attraktionen aber an der Ostküste liegen, gibt es von der anderen Seite auch gar nicht so viel zu berichten. Wir sind viel Auto gefahren, an großartigen Aussichtspunkten angehalten, haben am Strand gefrühstückt und einfach die Umgebung genossen. Wir mussten sogar vorher schon für mehrere Tage unser Essen kaufen, da in der Gegend nicht nur wenig Touristen sondern auch wenige Einwohner sind. Dementsprechend war die Auswahl an Einkaufsläden sehr eingeschränkt, wenn überhaupt existent.

An einem Tag haben wir aber doch noch etwas spannendes miterlebt. Denn an einem der Campingplätze, an dem wir eines Nachts standen, hatten wir einen kleinen Sturm, der uns die ganze Nacht begleitete. Schon als wir abends dort ankamen konnten wir kaum die Türen aufmachen, ohne dass etwas aus dem Auto geflogen ist. Um zu kochen sind wir noch zum nächsten Einkaufsladen gefahren und haben uns dort möglichst nah an die Wand gestellt, da unser kleiner Gaskocher nunmal sehr empfindlich ist was Wind angeht. Aber selbst hinter Wand mussten wir schnell wieder einpacken und den Koch-Versuch abbrechen, der Wind warmdafür nämlich einfach zu stark und nicht aufzuhalten. Wir sind dementsprechend zurück zum Campingplatz gefahren, haben dort etwas Yoghurt und Müsli gegessen und uns schlafen gelegt.

Doch auch am nächsten Morgen, als wir aufgewacht sind, hatte der Wind noch nicht nachgelassen. In der Nacht war er noch so stark gewesen, dass unser Auto dauernd gewackelt hat. Am nächsten Morgen haben wir auf der großen Grasfläche um uns herum dutzende Tannenzapfen, Zweige und sogar einige größere Äste entdeckt. Der starke Wind hat den Bäumen wirklich einiges abverlangt! Als wir dann das erste Mal ausgestiegen sind, hat der Wind auch direkt Beeke die Tür aus der Hand gerissen und aufgeschlagen – zu dem Zeitpunkt wussten wir das zwar noch nicht, aber das hat tatsächlich dafür gesorgt, dass sie jetzt ein bisschen kaputt ist.

Der Vorteil an dem Wind war dann aber, dass es sich einfach sehr cool angefühlt hat, draußen zu sein. Wir konnten uns wirklich stark in den Wind lehnen, Haare fliegen lassen und wenn man einen Tannenzapfen entgegen der Windrichtung geworfen hat, kam er wie ein Bumerang zurück und flog meistens sogar noch weiter! Ihr merkt – wir hatten unseren Spaß. Doch nach einiger Zeit des Tannenzapfen Werfens und Möwen beobachten, die viel zu schnell waren und durch die Windböen dauernd fast gegen die Bäume flogen, mussten wir uns auch wieder auf den Weg machen. Immerhin hatten wir einen Zeitplan, dem wir folgen mussten.

It’s windy

Nach vielen weiteren Kilometern und Stunden hinter dem Lenkrad sind wir dann bei der ersteren bekannten Attraktion in der Coromandel angekommen; der sogenannten „Cathedral Cove“. Um dorthin zu gelangen mussten wir erst aber etwas außerhalb parken, uns von einem Shuttle zum Start eines Wanderweges fahren lassen, dort etwa 40 Minuten wandern und waren daraufhin erst an der richtigen Stelle. Hier gab es nämlich einen Strand, der umrundet war von Klippen. Das wirklich besondere war aber erst, dass in eine der hervorstehenden Klippen über die Jahrtausende vom Wasser ein Loch eingefräst wurde – so kann man heute von einem Strand durch einen riesigen Tunnel im Stein zum nächsten Strand gehen! Vor und an diesem Tunnel stehen Schilder, dass man im Tunnel nicht stehen bleiben darf, aufgrund von fallenden Steinen und einstürzenden Höhlenteilen. So richtig daran gehalten hat sich aber niemand, dafür war die Location einfach zu perfekt für epische Fotos! Etwas weiter hinten, am zweiten Strand, hat man aber gesehen, dass die Schilder vielleicht doch ganz sinnvoll waren. Hier klaffte ein großes Loch in einer der Steinwände, wo vor einiger Zeit durch Erosion wohl ein Teil der Wand heruntergefallen sein muss. Die Überreste davon sah man noch auf dem Strand liegen, auch wenn darauf mittlerweile neue Pflanzen wuchsen.

Beeke und ich sind relativ früh am Strand angekommen und konnten uns eine ganze Weile dort hinsetzen um das Wasser und die Umgebung zu genießen. Einen guten Teil der Zeit haben wir auch damit verbracht, Möwen zu jagen, die wohl dachten bei uns gäbe es etwas zu essen. Dies scheint aber sowieso unser neues Hobby zu sein, das kommt nämlich häufiger vor. Über die Zeit konnten wir beobachten, dass es am Strand immer voller wurde. Wir haben uns später noch mit einem Deutsch/Amerikanischen Paar unterhalten und jeweils Fotos füreinander gemacht, bevor wir uns auch wieder auf den Rückweg zum Bus gemacht haben.

Cathedral Cove

Nach wieder etwa 40 Minuten wandern, vorbei an viel Wald und Wiesen, immer mit Blick auf das Meer, kamen wir zurück am Auto an. Hier muss ich aber noch einmal betonen, wie riesig der Parkplatz eigentlich war, an dem wir standen. Man hat sehr gemerkt, dass dieser Ort eigentlich ausgelegt ist für wahre Touristen-Massen! Auf dem Parkplatz hätten hunderte Autos Platz gefunden, doch für uns aktuell waren nur etwa 20 davon belegt. Ein toller Vorteil daran, dieses Land in der Nebensaison zu erkunden. Wir konnten am Strand zwar nicht schwimmen gehen, hatten dafür aber eine deutlich entspanntere Zeit mit weniger Menschen und einer ruhigen Umgebung!

Am nächsten Tag haben wir uns die zweite große Attraktion der Coromandel angesehen: Den „Hot Water Beach“. Zu unserem Glück war der Weg hierhin nicht so nervig und wir konnten direkt neben dem Strand parken. Praktischerweise war genau an diesem Tag auch noch die Parkuhr kaputt und auf einem Zettel stand, dass man heute kostenlos parken dürfte – perfekt!

Nach einem kurzen Spaziergang am Strand entlang, entdeckten wir schnell, wieso dieser Ort so bekannt und beliebt ist. Aber dafür muss ich zuerst etwas erklären. Neuseeland liegt ja in einem Gebiet, das sehr durch vulkanische Aktivität und Erdbeben geprägt ist. Während wir schon mehrfach in Gegenden waren, die beispielsweise heißen Wasserdampf aus der Erde gelassen haben, hat sich hier ein anderes Phänomen gezeigt. Tief unter dem Strand liegen Magma-Kammern. Diese sorgen dafür, dass heißer Wasserdampf aus dem Boden aufsteigt und sich im Sand wieder zu Wasser sammelt. Dieses Wasser fließt von dort aus ein paar Meter weiter in das Meer.

Für uns und alle anderen Menschen bedeutet das: Wenn man zu Ebbe zu diesem Strand kommt, sich an einen guten Ort stellt und ein bisschen gräbt, stößt man schnell auf ein Reservoir an heißem Wasser. Aus diesem Wasser kann man sich dann einen kleinen Pool buddeln und somit einen ganz persönlichen Pool bauen!

Genau dafür waren wir heute auch hier und haben schnell gemerkt, dass der Name „Hot Water Beach“ auch keine Übertreibung ist. Nach nur wenigen Metern am Wasser haben wir gemerkt, wie der Sand unter unseren Füßen immer wärmer wurde. Noch ein Stück weiter waren einige andere Menschen, die sich bereits mit Schaufeln ausgebreitet hatten und nun dabei waren, eigene kleine Pools zu bauen!

Wir haben uns gleich angeschlossen und durften bei einem älteren Ehepaar nicht nur das Wasser testen, sondern auch deren Schaufel leihen, beim Bau mithelfen und somit auch deren Pool nutzen. Schnell haben wir aber gemerkt, dass das Wasser in dem bereits bestehenden Pool noch viel zu heiß war, um hier ordentlich baden zu können. Wie wir gelesen haben, kann das Wasser hier weit über 60°C werden, was natürlich nicht so toll zum baden ist.

So haben wir begonnen, mit der Schaufel den Pool zu erweitern und teilweise mit dem Meerwasser zu verbinden, damit von den Wellen etwas kaltes Wasser in den heißen Pool transportiert werden kann. Nach etwas Zeit kamen wir auch mit unseren Nachbarn ins Gespräch, die mit ihrer Stelle wohl etwas mehr Glück hatten und einen Pool mit wirklich perfekt warmen Wasser hatten. Passenderweise sind genau diese Nachbarn gerade aufgebrochen und haben uns netterweise ihren Pool überlassen – was ein Glück! Die Pools waren jeweils übrigens um die 30 Zentimeter tief und sahen etwa so aus:

Privat-Pool am Hot Water Beach

Nach etwa einer Viertelstunde fiel uns auf, dass das Meerwasser durch die anstehende Flut immer näher kam und langsam aber sicher die Wände unseres (mehr oder weniger) selbst gebauten Pools durchbrachen. Das war für uns der Zeitpunkt, an dem wir uns wieder auf den Weg in Richtung Auto gemacht haben. Vor Ort gab es sogar eine Dusche, mit der wir den ganzen Sand wieder loswerden konnten. Als wir damit fertig waren war es trotzdem gerade mal 10:30 Uhr morgens – wir waren nämlich extra früh hierher gefahren, um uns an die Ebbe anzupassen und dieses sehr besondere Naturphänomen mitzuerleben.

Dran Rest des Tages konnten wir nun nutzen um wieder etwas weiter zu fahren und uns schonmal in die richtige Richtung zu begeben für die Aktivität, die wir am nächsten Tag geplant hatten. Von hier an ging alles Schlag auf Schlag, denn eins unserer nächsten Highlights war leider an einen festen Zeitpunkt gebunden. Aber dazu kommt natürlich mehr in den nächsten Artikeln, in welchem wir uns zuerst einer ganz anderen Reise widmen: Eine Reise durch Mittelerde!