DBangkok
Am 10.12. haben wir Surat Thani verlassen und sind mit dem Nachtzug nach Bangkok gefahren. Eigentlich wollten wir nicht mit der Holzklasse fahren, aber die anderen Abteile waren leider schon ausgebucht, dafür reisen wir einfach zu spontan. Deshalb haben wir uns abends ausgestattet mit Pullis, Spielen zur Beschäftigung und zwei Pizzen auf einer Holzbank im Nachtzug wiedergefunden. Die Pizzen waren auch der Grund, warum wir den Zug fast verpasst hätten. In unserer Zeit in Surat Thani haben wir auf einem Markt jemanden gefunden, der sehr gute (und günstige) Pizzen verkauft. Nachdem wir zwei Monate darauf verzichten mussten, haben wir fast jeden Abend dort gegessen. An unserem Abfahrtstag haben wir uns sehr spontan noch dazu entschieden welche mit in den Zug zu nehmen. Die Pizzen werden vor Ort vorbereitet und gebacken, so kam es also dazu, dass wir – jeder mit einem Karton in der Hand und großem Rucksack auf dem Rücken – über den Bahnsteig gerannt sind. Gerade rechtzeitig wurden wir von einem Schaffner noch in den Wagon gelassen.

Nun lagen 12 Stunden Zugfahrt vor uns! Ich war tatsächlich recht motiviert auf dieses Abenteuer. Ich habe keine Probleme an ungewohnten Orten einzuschlafen und brauche dabei auch nicht viel Komfort, ich war also Recht zuversichtlich. Die ersten vier Stunden waren sehr entspannt. Wir haben an der offenen Treppe mit Blick auf die Gleise neben uns Pizza gegessen, Zähne geputzt, geredet, Musik gehört und uns einfach die Zeit vertrieben. Gegenüber von uns saß ein thailändisches Paar, von denen wir ein Geschenk bekommen haben. Die Frau gab uns etwas zu essen, in Blätter eingepackt und vergleichbar mit süßem Teig. Ich habe keine Ahnung was das war, aber es hat wirklich gut geschmeckt. Das muss sie mir wohl angesehen haben, ich habe sogar noch ein zweites Paket bekommen. Die übrig gebliebenen Blätter wurden dann – wie der ganze restliche Müll auch – einfach aus dem offenen Fenster geworfen. Dieses Verhalten, zusammen mit dem hohen Plastikverbrauch, macht deutlich, warum Thailand ein so großes Müllproblem hat.

Gegen 22 Uhr haben wir versucht einzuschlafen. Dort wurde mir langsam bewusst, dass das schwieriger werden könnte, als gedacht. Wie schon auf der Fahrt nach Surat Thani blieb das Licht die ganze Nacht an, es war laut durch das Rattern des Zuges, die Fenster waren auf und es hat sehr gezogen, aber vor allem war es unfassbar unbequem! Normalerweise bin ich wirklich nicht wählerisch mit meinen Schlafplätzen, aber das war wirklich der unbequemste Ort meines Lebens. Die Lehne war nicht hoch genug, um den Kopf dagegen zu lehnen und auf den Holzbänken musste man sich ständig umsetzen, weil es so hart war. Zwischenzeitlich habe ich mich sogar auf den Boden gesetzt und den Kopf auf die Bank gelegt, weil das bequemer war, als der Sitz selbst.
Aber wenn ihr jetzt denkt, dass es für mich schon nicht so schön war, dann darf ich eigentlich gar nicht von Thies erzählen. Er hatte schon im wachen Zustand Probleme damit sich richtig hinzusetzen, weil seine Knie immer gegen die unserer Sitznachbarn gegenüber gestoßen sind. Dementsprechend schwierig war es also für ihn eine geeignete Schlafposition zu finden. Außerdem war er seit zwei Tagen ein bisschen am kränkeln und dementsprechend angeschlagen.
Gegen sechs Uhr morgens sind wir in Bangkok angekommen und haben dann noch andere Fahrgäste gesehen, die die ganze Fahrt seelenruhig im Sitzen geschlafen haben. Ich verstehe wirklich nicht, wie Thais das schaffen können, sehr beeindruckend!
Wir hatten beide nur ca. 30 Minuten Schlaf, die sich auf die sechs Stunden aufgeteilt haben, in denen wir versucht haben zu schlafen. Völlig übermüdet sind wir in Bangkok ausgestiegen und haben erstmal in der Bahnhofstoilette Zähne geputzt. Die nächsten beiden Stunden haben wir draußen auf einer steinernen Parkbank direkt neben dem Bahnhofsgebäude verbracht. Ich habe mich wach gehalten und Thies hat mit dem Kopf auf meinem Schoß geschlafen. Später sagte er dazu, dass diese Steinbank der gemütlichste Schlafplatz seit langem war. Ich kann es mir nicht vorstellen, aber nach dieser Nacht ist alles möglich! So begann also unser erster Tag in Bangkok.

Ich finde ja faszinierend, dass eine Zugbank viel unbequemer sein kann, als das Schlafen im Auto. Zum Glück seid Ihr heile angekommen und wieder gesund. Und endlich wieder so richtige Großstadt!