Die große Bergtour – Mount Bromo

In Indonesien gibt es unzählige Berge und Vulkane, von denen wir ja letzte Woche schon einen bestiegen haben. Der vermutlich bekannteste Berg ist der Mount Bromo, der in der Nähe der Stadt Malang steht. Um eben diesen zu Besuchen ging unser nächster Bus von Yogyakarta aus nach Malang. Aus dem ursprünglichen Plan den Berg auf eigene Faust zu besteigen wurde nichts: Jeder Rollerverleih, den wir gefunden haben, hat als Pfand einen Reisepass verlangt. Im Rest von Indonesien war das deutlich weniger üblich, deshalb hat mich diese Einseitigkeit hier wirklich sehr überrascht.

Um den Berg (und Vulkan) trotzdem zu besuchen, haben wir eine geführte Tour gebucht. Die zweitägige Tour soll uns an zwei aufeinanderfolgenden Morgenden zum Sonnenaufgang zu zwei verschiedenen Bergen (dem Mount Bromo und dem Mount Ijen) führen. Viel mehr als diesen Plan hatten wir auch nicht, als wir die Tour gebucht haben. Alles weitere haben wir einfach auf der Tour erfahren oder mussten wir selbst herausfinden. Wir haben uns also einfach in dieses weiter spannende Abenteuer gestürzt.

Am 22.05. haben wir die Tour gebucht und am 23. Mai ging es auch schon los. Wir wussten zwar, dass es sinnvoll wäre nachmittags zu schlafen, aber dafür waren wir einfach nicht müde genug. Denn um 00:30 wurden wir schon abgeholt, zu der Uhrzeit gehe ich normalerweise erst schlafen. In dieser Nacht stand jedoch ein roter Jeep vor unserer Tür und hat uns eingesammelt. Unsere Rucksäcke wurden mit Seilen auf das Dach geschnallt und mit einer Plane vom Wegrutschen gehindert.

Jeep-Taxi in der Nacht

Auf den beiden seitlichen Sitzbänken im Inneren war insgesamt nur für vier Menschen Platz und auf einer der Bänke saßen auch schon ein anderes Paar. Die beiden kommen ebenfalls aus Deutschland und wir haben uns sofort gut verstanden.

Ursprünglich hatte ich gehofft im Auto schlafen zu können, aber der Jeep war dazu eindeutig nicht geeignet. Selbst auf den guten Straßen in Malang hat er sehr stark gewackelt und geruckelt. Als wir die Stadt hinter uns gelassen haben, es dann immer bergiger und die Wege immer schlechter wurden, hat sich auch mein letztes Fünkchen Hoffnung auf einigermaßen erholsamen Schlaf in Luft aufgelöst. Aber dafür hatten wir ja die beiden anderen Deutschen, mit denen wir uns unterhalten und so die Zeit bis Sonnenaufgang vertreiben konnten. Ziemlich zügig (man könnte auch sagen riskant schnell) ist unser Fahrer mit uns durch die hügelige Sandlandschaft gedüst, in der wir uns nach und nach immer weiter nach oben bewegt haben. Je weiter wir kamen, desto mehr andere Jeeps waren um uns herum. Irgendwann waren wir umgeben von anderen Autos und konnten ihre Lichter in der Dunkelheit als Kette von sich bewegenden Lichtpunkten sehen. Nur für uns ging es irgendwann nicht mehr weiter. Unser Fahrer hat einfach einen Gang umgeschaltet und auf einmal ertönte ein kratzendes, schleifendes Geräusch und wir bewegten uns kein Stück mehr vom Fleck. Nach ein paar Versuchen stand fest: wir kommen nicht mehr weiter.

Obwohl es im ersten Moment ganz anders wirkte, war das jedoch gar kein Problem, wir wurden einfach mit einem gewöhnlichen Seil an einen anderen Jeep gebunden, der uns nun zusätzlich zum eigenen Gewicht die steilen Straßen hoch schleppte. Einmal ist das Schleppseil sogar gerissen, es war offenbar nicht für diesen Zweck geschaffen. Daraufhin haben sie einfach noch einen Knoten ins Seil gemacht und das Seil doppelt gelegt. Erstaunlicherweise hat das sogar gehalten! Vor einer besonders steilen Stelle schloss ein anderer Jepp zu uns auf und unsere kleine Karawane hielt an. Dann sind wir vier doch noch umgestiegen. Dabei mussten wir jedoch unsere Rucksäcke auf dem Dach des ersten Jeeps zurücklassen, da wir offenbar im Zeitstress waren und die Fahrer uns zügig nach oben bringen wollten. Das war auf der Reise das erste Mal (außerhalb von Flügen), dass ich mich so von meinem Rucksack getrennt habe und dabei hatte ich ein sehr mulmiges Gefühl. Aber um einen schönen Sonnenaufgang zu sehen, mussten wir rechtzeitig da sein und es lag noch viel Strecke vor uns. Also sind wir einfach in den neuen Jeep eingestiegen und weitergefahren.

Zu diesem Zeitpunkt war es ungefähr drei Uhr morgens und wir waren alle völlig übermüdet. Irgendwie habe ich es doch noch geschafft eine halbe Stunde im Gewackel und Geruckel des Autos zu schlafen, keine Ahnung wie das funktioniert hat.

Gegen fünf Uhr morgens haben wir angehalten und haben endlich unser Ziel erreicht. Wir wussten nicht genau, wo wir uns befanden (die Sprachbarriere zu den Fahrern hat Gespräche schlichtweg unmöglich gemacht), also haben wir uns erstmal umgesehen. Neben uns standen viele Stände, an denen Essen und heißer Tee verkauft wurde, während daneben die Straßen vollgestopft waren mit hupenden und mittlerweile nur noch sehr langsam vorankommenden Jeeps. Wir haben alle eine heiße Schokolade getrunken, ich habe mir sogar noch einen lilanen Schal gekauft – oben auf dem Berg war es ganz schön kalt – und danach sind wir das letzte Stück bis zu einer hohen Stelle mit Blick auf den kommenden Sonnenaufgang geklettert.

Sobald wir eine gute Stelle erreicht hatten, hieß es: Warten. Neben uns waren noch Dutzende andere Menschen, die ebenfalls mit uns an genau dieser Stelle warteten. Insgesamt waren es bestimmt hunderte Menschen die an diesem Morgen an verschiedensten Stellen auf den Sonnenaufgang warteten. Diese Tour ist sehr beliebt und eine der bekanntesten Aktivitäten in ganz Indonesien – kein Wunder also, dass es voll war!

Glücklicherweise waren wir, trotz der Panne, recht früh auf dem Berg angekommen und konnten einen guten Platz ergattern. Dort hatten wir noch ca. eine halbe Stunde, bis die Sonne um zwanzig vor sechs aufgehen sollte. Erst war alles sehr dunkel, aber als es langsam heller wurde haben wir die riesige Wolke gesehen, die auf uns zukam. Um halb sechs waren wir mitten in einer Wolke und haben gerade noch die nächsten Bäume erkennen können. Nicht gerade die besten Bedingungen für einen Sonnenaufgang.

Wunderschöner Sonnenaufgang!

Die Minuten sind verstrichen und um sechs war uns klar, dass die Sonne mittlerweile aufgegangen sein musste, wovon wir in unserer Riesen-Wolke nichts mitbekommen haben. Ich hatte schon langsam die Hoffnung aufgegeben, als die Wolken sich langsam lichteten. Nach und nach bot sich uns ein atemberaubender Anblick. Von unserer Aussichtsplattform haben wir gegenüberliegend von uns mehrere Berge und sogar einen rauchenden Vulkan – den Mount Bromo – gesehen. Unter uns im Tal lag Nebel und auch die Füße der Berge waren in leichte Wolken gehüllt. Ich konnte mir vorher nur schwer vorstellen, dass es solche Orte auf unserem Planeten wirklich gibt. Auch Thies meinte, dass dieser morgendliche Anblick einer der schönsten seines Lebens und definitiv ein Highlight der Reise wäre. Ich war einfach nur sprachlos und habe mich gefühlt wie in einer Fantasie-Welt.

Mount Bromo im Nebelmantel

Als wir um halb sieben zurück zum Van mussten, konnten wir uns nur schwer von der Aussicht über die Berge, Wolken und Vulkane trennen.

Aussicht auf den Mount Bromo

Für den nächsten Stopp ging es in einer Karavane von bunten Jeeps wieder nach unten. Die Sandwüste der „Sea of Sand“, durch diese waren wir auch in der Nacht schon gefahren, war tagsüber kaum wiederzuerkennen. Es sah aus wie in einer Dünenlandschaft mit einigen kleinen Hügeln und natürlich sehr viel feiner Sand. Bei Tageslicht war es nicht weniger beeindruckend, in welchem Tempo die Jeeps, umgeben von Staubwolken, über die trockene Fläche bretterten. An einer Stelle haben wir angehalten und mit dem Jeep und dem Mount Bromo im Hintergrund ein paar Bilder gemacht. Ich hätte niemals gedacht, dass so ein Ort in Indonesien existiert, auch wenn ich nicht sagen kann, wo ich ihn sonst vermutet hätte.

Fotosession in der „Sea of Sand“

Nachdem wir vier genügend Bilder gemacht hatten, ging es weiter zum Mount Bromo selbst. Wir wurden ein Stück vom Berg entfernt auf einem Parkplatz abgesetzt und sind dann das letzte Stück zum Aufstieg gelaufen. Der Weg zum Vulkan führte uns eine Viertelstunde lang über eine große Ebene aus schwarzem Sand. Offenbar war selbst dieser kurze Weg einigen Menschen zu lang, denn wir wurden immer wieder von geführten Pferden überholt, die Touristen zum Vulkan brachten. Um Aufmerksamkeit zu erregen, waren viel der Pferde bunt gefärbt. Die Mähne, Schweif und seltener auch das Fell hatten alle möglichen Farben bis hin zu einem Regenbogen-Muster und haben mich dadurch etwas an Einhörner erinnert. Ziemlich traurige Einhörner, denn viele der Besitzer schienen mit den Tieren nicht besonders gut umzugehen.

Gefärbtes Pony am Mount Bromo

Neben der Kürze des Weges war das für Thies und mich ein eindeutiger Grund den Weg durch die Schwarze Wüste nicht auf dem Pferderücken zurückzulegen. Stattdessen sind wir zu Fuß gelaufen und haben die großen Berge und Hügel bewundert, die uns in jeder Richtung umgaben.

Am Fuß des Berges angekommen wurde es nochmal anstrengend, denn der Aufstieg war ziemlich steil. Zwischen uns und dem Rand des Mount Bromo lagen ca. 200 Treppenstufen, die nur durch etwas größere Absätze unterbrochen wurden.

Treppen zum Krater des Mount Bromo

Als wir endlich oben angekommen sind, standen wir an der Kante eines Kraters, der noch steiler als die Außenseite nach innen abfiel. Dort oben war alles grau, denn von dort unten stieg beständig grauer Rauch zu uns herauf und bedeckte auch die Umgebung bis hin zur schwarzen Sandwüste mit einem trüben, undurchsichtigen Schleier. Am dichtesten waren diese schlecht riechenden Wolken natürlich im Krater selbst, weshalb wir nicht weit nach unten in den Krater blicken konnten. Trotzdem sind wir dem Weg gefolgt, der am Kraterrand in einem Halbkreis verlief und haben dabei erst nicht bemerkt, dass die Windrichtung sich drehte. Doch dann konnten wir von einem Moment auf den anderen bis auf den Grund des Kraters gucken, wo der Rauch aus mehreren Löchern im grauen Stein austrat. Lange konnten wir diesen Anblick jedoch nicht genießen, denn so schnell der Wind von uns weggezogen war, so schnell wechselte er erneut die Richtung und hüllte das Innere des Vulkans in dichte Rauchschwaden.

Verrauchter Kraterrand des Mount Bromo

Für uns war das das Signal, um uns wieder an den Abstieg zu machen und dem Vulkan den Rücken zu kehren. Mit jedem Schritt nach unten wurde die Luft besser und ich war froh nicht mehr dem Gestank des Rauches ausgesetzt sein zu müssen. Am Fuß der Treppen haben wieder Dutzende Einhorn-Pferde auf uns gewartet, die in der staubigen grauen Kulisse sehr fehl am Platz wirkten. An den Pferden und ihren Besitzern vorbei ging es für uns zurück durch die schwarze Sandwüste und wieder zum Jeep.

Mit diesem sind wir noch ein kleines Stück durch die sandigen steilen Bergstraßen gefahren, bis die Schotter- und Sandstraßen wieder Beton gewichen sind. Dort sind wir mit den beiden anderen Deutschen in einen Kleinbus umgestiegen und haben gewartet. Das Englisch unseres Fahrers war nicht so gut, deshalb wussten wir gar nicht so genau worauf wir dort noch gewartet haben. Nach ein paar Minuten sind dann jedoch drei andere Menschen zu uns zugestiegen. Die große Freude kam jedoch, als wir auf einem dritten Jeep unsere Rucksäcke entdeckt haben, von denen wir ja auf dem Hinweg beim Umstieg in einen anderen Jeep getrennt wurden.

Im Van selbst sind wir alle sehr schnell eingeschlafen. Auch wenn es erst neun Uhr morgens war, waren wir alle völlig fertig von der schlaflosen Nacht und der anstrengenden Tour am Morgen.

Gegen Mittag wurden wir geweckt und in ein Restaurant geschickt. Dort haben wir uns erst richtig vorgestellt und kennengelernt. Besonders mit noch zwei anderen Deutschen (Kevin und Tamara) haben wir uns gut verstanden und uns fest vorgenommen die beiden auch nach der Tour nochmal zu treffen, da wir sehr ähnliche Reisepläne hatten.

Nach dem Mittagessen, was ich sehr gut gebrauchen konnte, sind wir wieder in den Van gestiegen und die Nordküste bis ganz in den Osten von Java gefahren. Für die Strecke haben wir insgesamt acht Stunden gebraucht, von denen ich die meisten verschlafen habe. Am späten Nachmittag sind wir endlich in dem Hotel in Banyuwangi angekommen, das bereits für uns gebucht wurde.

Wir haben jeder eine kleine Box mit Essen bekommen und haben uns dann in unsere Zimmer verzogen.

Wir sind dann nochmal eingeschlafen und wurden von unseren Weckern aus dem Schlaf gerissen, die schon um 23:30 vor sich hin klingelten. Denn auch in dieser Nacht sollten wir auf einen Berg klettern, um noch vor Sonnenaufgang ein besonders Naturereignis sehen zu können.

Dieser zweite Teil unserer Tour verdient aber seinen eigenen Artikel, das hier ist also nur der erste Part. Wir hören uns im nächsten Artikel!