Ein unvergesslicher Geburtstag
Ende Juli haben Beeke und ich meinen Geburtstag gefeiert. In den Tagen davor hatte ich mich schon umgesehen nach Aktivitäten, die den Tag zu etwas besonderem machen könnten. Ich habe vorher schon eine ganze Weile darüber nachgedacht noch einmal Fallschirmspringen zu gehen, aber das hat sich für diesen Geburtstag einfach nicht richtig angefühlt. Fallschirmspringen kann man immerhin so ziemlich überall und ich wollte etwas tun, was noch besonderer in dieser Gegend ist und auch wirklich mit Neuseeland zu tun hat. Und so bin ich auf eine Idee gekommen, die uns am Morgen meines Geburtstags in die Nähe der Waitomo Glowworm Caves gebracht hat.
Etwa um 09:00 Uhr Morgens standen Beeke und ich vor der Tür einer Organisation, die Touren durch ebendiese Höhlen veranstaltet. Natürlich sollte dies keine normale, geführte Tour werden, aber ich will noch nicht zu viel verraten. Bevor wir überhaupt in die Nähe der Höhle gelassen wurden, bekamen wir in unserer kleinen Gruppe aus sechs Personen eine Sicherheitseinweisung. Unsere beiden Guides statteten uns mit einem Wetsuit, Neopren-Shirts, Gummistiefeln, Neopren-Socken, einem Helm mit einer Kopflampe, einem Hängegurt und Karabinern aus. Beeke bekam als einziges Mädchen der Gruppe und als kleinste eine extra Lage an Neopren als Kälteschutz, zusammen mit dem (berechtigten) Kommentar: „Du siehst aus, als würdest du schnell frieren“. Danach wurden die wichtigsten Sicherheitsregel kurz durchgesprochen und daraufhin ging es auch schon los. Mit einem Van wurden wir alle zu einem Höhleneingang verfrachtet. Kurz bevor wir uns diesem näherten mussten wir jedoch noch an einem kleinen Hügel eine Technik lernen, die uns helfen würde, überhaupt in die Höhle zu gelangen. Der Eingang war nämlich nicht mehr als ein Loch, was sich etwa 30 Meter tief streckte und gerade so breit genug war für einen Menschen. In genau dieses Loch sollte sich dann jeder von uns, einer nach dem anderen, abseilen.

Wie gesagt haben wir das Abseilen nur wenige Minuten vorher an einem Hügel gelernt. Oben am Hügel waren Seile befestigt und auf der etwa 45°-Steigung konnten wir uns jeweils mit unserer Garnitur in die Seile einhaken und testen, wie man sich abseilt. Immer eine Hand hinter dem Rücken um stoppen zu können, die andere an dem Karabiner-ähnlichen Gerät, an dem wir die Geschwindigkeit des „Falls“ kontrollieren konnten. Die wichtigste Regel: „Nicht loslassen!“
Als wir dann aufgereiht auf der kleinen Plattform standen, die über dem Loch gebaut war, konnten wir dann das erste Mal so richtig sehen, wohin wir uns eigentlich gleich abseilen wollten. Unter uns lagen einzige Schichten an Stein, gefolgt von purer Dunkelheit. Etwa auf halber Höhe des Abgrunds war die engste Stelle im Stein, die jedes Licht aufhielt und uns keine Chance ließ, auch nur in die Nähe des Bodens gucken zu können. Und dann ging es los – die beiden Australier unserer Gruppe mussten zuerst runter, danach kamen ich, dann Beeke und zum Schluss zwei Amerikaner. Lustigerweise waren wir alle drei Paare, nur in den unterschiedlichsten Altern. Beeke und ich waren natürlich am jüngsten, die Australier etwa 30 und die Amerikaner etwa an die 60. Schon bevor wir den ersten Abstieg gemacht hatten, fand ich es beeindruckend, dass die beiden hier überhaupt mitmachen wollen, wo doch noch so viel mehr auf uns zukommen sollte.
Als ich damit dran war mich abzuseilen, hieß erstmal, ich solle von der Plattform aus über die Kante steigen und mich in dem Gurt zurücklehnen – soweit kein Problem. Daraufhin sollte ich die Füße von der Plattform nehmen und mich vollständig in den Gurt hängen – Okay, so viel Vertrauen hatte ich. Immerhin wurde ich noch immer von den Guides gehalten. Der letzte Schritt war dann aber, mich an dem Karabiner der Plattform auszuhaken, sodass ich nur noch am dem Seil hing, das zum Abseilen bestimmt war. Das beängstigende daran ist, dass man komplett auf sich alleine gestellt ist. Hängt man erst einmal in dem Seil, gibt es nur noch eine letzte Absicherung – den Guide am Boden. Dieser kann einen bremsen, wenn man fällt, aber soweit wollten wir das System nicht unbedingt testen. Es ging für mich also abwärts. Je nachdem wie viel Druck ich auf die Aperatur am Gurt ausgeübt habe, so schnell ging es in Richtung Dunkelheit.

Der Anfang war überhaupt kein Problem. Man konnte ein Gefühl für das Abseilen bekommen und sich mit dem Seil anfreunden. Als ich dann bei der Hälfte des Weges, dem Engpass, angekommen war, wurde das Abseilen noch ein Stück herausfordernder. Das Loch war wie gesagt gerade so groß genug um durchzukommen. Zwar gab es keine Chance steckenzubleiben, aber man musste schon koordinieren, sich zeitgleich nicht aus Versehen fallen zu lassen und mit den Beinen den Weg durch das Loch ausfindig zu machen. Nach ein paar Drehungen und etwas versuchen hat aber auch das funktioniert und die Abfahrt ging schnell weiter. Vom Boden konnte ich nach dem Engpass den zweiten Guide hören, die mir gesagt hat wie weit es noch ist. Nach geschätzten zehn weiteren Metern haben meine Füße endlich wieder den Boden erreicht und ich konnte vom Seil abgenommen werden. Ich war vorher noch nie Abseilen und wusste nicht, dass diese Technik so einfach ist und man sie innerhalb von wenigen Minuten lernen kann! Natürlich waren wir nie mit dem Seil alleine, aber im Endeffekt schon größtenteils auf uns gestellt.

Am Boden angekommen durfte ich eine kleine Treppe runtergehen und wurde dort schon von den beiden Australiern begrüßt. Die beiden saßen auf einem kleinen Steinvorsprung und hatten die Augen geschlossen, um nicht zu sehr von meinem Taschenlampe-Licht geblendet zu werden. Nachdem ich mich zu ihnen gesetzt habe meinten sie gleich, dass sie an der Wand und der Decke schon die allerersten Glowworms entdeckt haben. Das ganze Höhlensystem ist nämlich bekannt für die gleichen Glowworms, wie wir auch schon ein paar Wochen vorher in den Waipu Caves gesehen hatten. Nach etwas Eingewöhnungszeit für meine Augen konnte ich an der Decke auch kleine, blaue Punkte entdecken, aber noch lange nicht so viele wie in der letzten Höhle.
Etwas nach mir kam Beeke die Treppe runtergelaufen und kurz nach ihr auch die beiden Amerikaner. Alle hat das Abseilen problemlos bestanden und waren nun bereit für die nächste Etappe unserer Tour! Gleich neben dem Steinvorsprung auf dem wir lagen ging ein kleiner Gang tiefer in die Höhle. Dieser war noch so weit ausgebaut, dass wir auf einem richtigen Weg laufen konnten, der dort auf den Stein gebaut wurde. Hier erzählten die beiden Guides uns schon ein wenig zur Geschichte der Höhle, zu dem Stein der hier seit Millionen von Jahren durch das Wasser geformt wird und auch zu unserer nächsten Aktion – denn für uns ging es Seilbahn fahren. Wir erreichten eine Plattform, auf der wir uns wieder aufreihen konnten. In der gleichen Reihenfolge wie auch beim Abseilen standen wir dort hintereinander und konnten dem ersten Australier dabei zusehen, wie er in die Seilbahn eingehakt wurde. Das System war das gleiche wie das, mit dem wir Anfang des Jahres in Laos gefahren sind – der wichtigste Unterschied war aber, dass wir hier in einer nicht ausgeleuchteten Höhle waren. Kurz bevor der Guide den Australier losgelassen und damit abwärts fahren ließ, schaltete wir alle die Kopflampen aus. Plötzlich war es stockdunkel und man hat nur das surrende Geräusch der Seilbahn gehört. Nach einigen Sekunden kam dann das „Okay“ von der anderen Seite – es schien wohl funktioniert zu haben! An dritter Stelle war ich wieder dran und gleich dahinter kam Beeke. Von oben konnte ich überhaupt nicht einschätzen, wie lang die Seilbahn wirklich war. Das war aber auch egal, denn bevor ich viel darüber nachdenken konnte wurde schon wieder das Licht ausgeschaltet und ich flog durch die Höhle! Die Erfahrung selbst war fast unbeschreiblich, denn trotz des Geräuschs konnte ich überhaupt nicht sagen, wie schnell oder weit ich schon war. Was dann aber spürbar war, war die Ankunft am Zielort. Ohne mich darauf vorbereiten zu können schlug die Seilbahn in das Endstück ein und ich wurde ein wenig durch die Gegend geschleudert. Daraufhin ging das Licht des zweiten Guides an und ich wusste – ich lebe noch.
Von dem Seil runter zu kommen war gar nicht so einfach. Der Boden war zu weit weg um sich einfach hinstellen zu können und es gab kein Trittbrett. Der Guide hat also meinen Karabiner in die Hand genommen und mich in dem Seil nach oben und unten geschaukelt. Ich sollte mich währenddessen am Seil festhalten und im letzten Moment nach Oben ziehen, wie bei einem Klimmzug. In dem Moment, in dem ich ganz oben war, hakte mein Guide mich aus dem Seil aus und ich konnte mich runter auf den Boden lassen – eine wirklich spannende Taktik. Als ich mich daraufhin wieder zu den beiden Australiern gesetzt habe und Beeke als nächste angerauscht kam, wurde mir erst bewusst mit was für einer Kraft man in das Endstück der Seilbahn geschleudert wurde. Als ich selbst runtergefahren bin, habe ich nur gemerkt dass ich gestoppt wurde, aber durch den Schwung ist man wohl noch ordentlich durch die Gegend geflogen, bevor man zu einem vollen Stop kam. Nacheinander kamen nun auch die letzten Gruppenmitglieder an und zu allerletzt auch der andere Guide.
Beeindruckend war, neben dem Offensichtlichen, noch etwas was wir erst in der vollständigen Dunkelheit erkennen konnten. Beeke meint, sie hat es sogar schon auf der Seilbahn-Fahrt bemerkt, mir ist es aber erst aufgefallen, als ich mich hingesetzt habe: Die Decke war gefüllt mir Glühwürmchen! Je länger man hinguckte, desto mehr wurden es und es hörte einfach nicht auf. Auch die Wände waren teilweise besetzt und überall guckten einem kleine, leuchtende Punkte entgegen – eine wirklich großartige Aussicht.
Als nächsten Punkt auf der Tagesordnung stand eine kleine Pause an. Gleich neben dem Vorsprung auf dem wir gerade saßen floss ein unterirdischer Fluss längs, gleich einige Meter breit. Wir setzten uns alle an die Kante und wurden von unseren großartigen Guides mit heißem Kakao und Keksen versorgt – ein Service, den ich etwa 60 Meter unter der Erde so nicht erwartet hätte! Die Wärme tat total gut, denn mit jedem Meter Tiefe wurde es auch ein wenig kälter. Der kalte Stein, auf dem wir saßen, hat dabei natürlich auch nicht gerade geholfen. Mit diesen Snacks ein bisschen zu entspannen und sich das erste Mal untereinander austauschen zu können war so aber total schön. Trotzdem ließ die nächste abenteuerliche Aktion nicht zu lange auf sich warten.
Nach der kurzen Pause durften wir sechs Gruppenmitglieder uns wieder in einer Reihe aufstellen. Diesmal stand ich ganz vorne, was vielleicht keine allzu schlechte Entscheidung war. Denn jetzt wurden Schwimmringe ausgegeben, die groß genug waren um sich in das Loch in der Mitte reinzusetzen. Der nächste Schritt an der Tagesordnung war es nämlich, die Höhle nicht nur im Stehen zu erkunden, sondern auch vom Wasser aus – immerhin mussten unsere Neopren-Anzüge auch noch einen Nutzen bekommen! Anstatt sich langsam in das Wasser gleiten zu lassen war unsere so ziemlich einzige Option aber, von der Kante auf der wir zuvor gesessen haben ins Wasser zu springen. Nun muss ich noch einmal betonen, dass wir den 28. Juli und damit tiefsten Winter in Neuseeland hatten! Dazu befanden wir uns gerade etwa 60 Meter unter der Erde, umschlossen von kaltem Stein und Erde. Glaubt mir also wenn ich sage, dass wir alle sehr froh um unsere Wetsuits waren!

Als ich im Wasser ankam merkte ich aber direkt, dass auch Neopren leider nicht alle Kälte fern halten kann. Nach wenigen Sekunden kroch die Kälte durch den Anzug in meine Haut und das obwohl ich noch gar nicht ganz im Wasser war. Wir konnten von der Kante aus so springen, dass wir gleich sitzend auf unserem Schwimmring landeten. Nach und nach landete einer nach dem nächsten in dem eiskalten Wasser. Am Rand des Flusses befand sich ein Seil, an dem man sich durch den Fluss ziehen konnte. Als dann auch der letzte unserer Truppe im Wasser angekommen war, haben wir uns als Gruppe zusammengeschlossen und haben uns der Kälte gewidmet. Ein paar Meter flussaufwärts war der Flusslauf flach genug, um stehen zu können. So nahmen wir also alle unsere Schwimmringe in die Hand und joggten durch den Matsch, etwa 200 Meter weiter in die Dunkelheit. Das Joggen war keineswegs einfach und so wurde uns allen wenigstens etwas wärmer. Doch das war auch nötig. Hin und wieder haben wir kleine „Cave-Raves“ gestartet, wenn man aufeinander warten musste. Man stelle sich also 6-8 Personen vor, die mitten in der Dunkelheit, ohne Musik und tief unter der Erde nebeneinander tanzten, um etwas Wärme zu erzeugen. Eine Ansicht, die ich so schnell auch nicht mehr vergessen werde.
Nachdem wir unter einem Wasserfall durchgejoggt waren, der genau in die Mitte des Flusses fiel, waren wir nämlich an unserem Zielort angekommen. Hier war erst einmal nichts besonderes zu sehen, oder jedenfalls dachten wir das. Wir haben uns daraufhin alle (bis auf den Guide) wieder in unsere Ringe gesetzt und nacheinander untergehakt, indem wir jeweils die Füße unseres Hintermannes festhielten. Der Guide hat sich den vordersten Ring geschnappt und angefangen, uns wieder in Richtung flussabwärts zu ziehen. Als wir dann alle unsere Kopflampen ausgeschaltet haben, sahen wir endlich, wieso wir eigentlich hier waren: Die Decke war gefüllt mit Glühwürmchen! An jeder Stelle tauchten welche auf und je mehr die Augen sich an die Dunkelheit gewöhnen konnten, umso mehr leuchtende Punkte entdeckten wir. Währenddessen erzählte der Guide uns etwas über die Geschichte der Höhle, die Anatomie der Glühwürmchen und beantwortete Fragen, die wir stellen konnten. Durch diesen Tunnel zu schweben und über sich die vielen Leuchtpunkte vorbeiziehen zu sehen war eine Erfahrung, die sich gar nicht richtig in Worte fassen lässt. Immerhin war es stockdunkel und hat sich angefühlt, als hätte man seine Sinne verloren und würde durch einen fast leeren Raum schweben. An einem Punkt haben Beeke und ich uns aus Versehen von der Gruppe gelöst und als die Stimme des Guides immer leiser wurde, habe ich wirklich jede Form von Zeit vergessen.

Es wurde jedoch schnell bemerkt, dass zwei Mitglieder der sechsköpfigen Gruppe fehlen und wir konnten wieder zu der Gruppe aufschließen. An dem Zeitpunkt, an dem wir zurück bei dem zweiten Guide und der Kante angekommen waren, hatte sich die Kälte schon ordentlich in unsere Anzüge gefressen. Vor allem Beeke hat, trotz des zusätzlichen Schutzes, am meisten darunter gelitten, was man ihr natürlich angemerkt hat. Die Guides waren natürlich aber vorbereitet und hatten eine Thermoskanne mit heißem Wasser mitgebracht, von der sie einen Becher in Beekes Neoprenanzug kippten. Das heiße Wasser zusammen mit der Bewegung, die daraufhin folgte, schienen wohl geholfen zu haben, denn nacheinander paar Minuten war Beeke wieder so motiviert wie vorher.
Nachdem wir unsere Schwebe-Erfahrung nun beendet hatten, machten wir uns auf den Weg zum Ausgang der Höhle. Da wir aber nicht einfach wieder durch den Eingang nach draußen konnten, stand noch eine lange Wanderung vor uns. Diese führte uns weiter durch den Flusslauf, der mal nur Knöchel-hoch und mal zu tief zum stehen war. Unsere Schwimmringe hatten wir aber bei der Kante gelassen und so sind wir immer weiter flussabwärts gelaufen und geschwommen. Der Boden war an einigen Stellen total uneben, sodass man wirklich aufpassen musste wo man hintritt. So ging es weiter und weiter durch die Tunnel, vorbei an Steinfassaden, Stalagmiten, Stalaktiten und engen Löchern in den Felswänden. An einer Stelle mussten wir über eine relativ hohe Kante, auf der auf einer Seite eine kleine Rutsche gebaut wurde. Dabei sahen wir in etwa so aus:

Nach einiger Zeit des Wanderns sind wir in einen Nebenarm der Höhle abgebogen, der auch direkt ein gutes Stück enger zu sein schien als der Hauptgang. Je weiter wir dieser Abzweigung folgten, desto mehr zog er sich auch zu, bis wir am Ende des Ganges uns durch Löcher quetschen mussten, die nur gerade eben so groß genug für einen Menschen waren. Mal in der Hocke und mal auf dem Bauch robbend bewegten wir uns immer weiter vorwärts, bis wir in der letzten Kammer der Höhlentour angekommen waren. Von hier aus gab es zwei Optionen: Ein Gang führte über einen kleinen Umweg an die Oberfläche – dieser war hoch genug um normal zu gehen und nicht weiter spannend. Option zwei war dabei deutlich aufregender und natürlich auch die Option, die alle von uns gewählt haben. Den zum krönenden Abschluss dieses Abenteuers mussten wir zwei Wasserfälle im Freeclimb hochklettern!

Ich stand als erster in der Reihe und folgte dem ersten Guide durch ein kleines Loch, hinter dem wir schon das Wasser rauschen hören konnten. Der Raum in dem wir ankamen war nicht viel größer als der vorherige, dafür rauschte an einer der Wände jedoch der erste Wasserfall runter. Mit einigen Metern Höhe und nicht viel Platz zum Bewegen sah dieser Weg erst fast unmöglich aus – doch die Guides waren vorbereitet. Uns wurde jeweils einzeln gezeigt, wo man sich am besten festhalten kann, wo man die Füße hinstellt und wann man auf gar keinen Fall loslassen darf. Dieser Kletterweg hatte keine Absicherung und keine zweiten Chancen – wer hier fiel, war auf sich selbst gestellt. Da die Kammer nur gerade so groß genug für zwei Personen war, wurden wir einzeln den Wasserfall hochgeschickt. Der erste Guide blieb jedoch unten, um weiter Anweisungen für das Klettern zu geben. Da ich als erstes den Aufstieg starten durfte, war ich gleich nach dem Wasserfall also ganz alleine.
Das Klettern selbst war großartig. Die Vorsprünge an denen wir uns festhalten sollten waren oft mitten im Wasser, sodass man sie nicht sehen sondern nur ertasten konnte. Da das Wasser so laut war, hat der Guide gar nicht erst versucht uns zuzurufen sondern nur gezeigt, wie wir den nächsten Schritt setzen müssen. Der komplett vertikale erste Aufstieg hat für uns aber problemlos funktioniert und nach ein paar Minuten war ich in der nächsten, diesmal deutlich kleineren Kammer. Hier habe ich auf die anderen Gruppenmitglieder und schlussendlich auch die Guides gewartet, die den Wasserfall auch alle nacheinander bezwungen haben! Der zweite und letzte Wasserfall war zeitgleich auch das allerletzte Element unseres Untergrund-Abenteuers. Diesmal ist einer der Guides zuerst durch das Loch geklettert um an der Oberfläche auf uns zu warten – danach durfte wieder ich los.
Es ging wieder, wie davor, im Freeclimb einen Wasserfall hoch. Wieder wurde uns beim Platzieren von Füßen und Händen geholfen und wieder hat es das fallende Wasser nicht gerade einfacher gemacht. Nach ein paar Metern hatte ich den Wasserfall überwunden und konnte nun durch einen engen Gang krabbeln und kriechen, der wenn dann gerade so groß genug zum darin knien war. Jedenfalls für mich, Beeke konnte dort wahrscheinlich stehen. Nach einer kleinen Kurve habe ich aber endlich, nach etwa fünf Stunden, das erste Mal wieder Tageslicht gesehen! Der Ausgang war auch der Ort, an dem das Wasser in die Höhle floss und als ich gerade durch das Loch kam, entdeckte ich auch den Guide mit der Kamera:

Vorrausschauenderweise hatten die Guides nämlich eine Unterwasserkamera mitgenommen, mit der sie unter anderem auch dieses großartige Bild aufgenommen haben:

Dazu haben wir noch eine Reihe an vorher aufgenommenen Bilder bekommen, wovon ihr eine Auswahl in der Galerie finden könnt.
Für uns hieß es nun aber: Abenteuer geschafft! Ich konnte mich auf einen Stein in der Nähe des Ausgangs setzen und nacheinander beobachte, wie erst Beeke, dann die beiden Australier, die beiden Amerikaner und am Ende der letzte Guide durch das Loch ins Tageslicht kamen. Von dort aus hatten wir noch etwa 300 Meter Weg zurück zu dem Van, mit dem wir am Morgen zum Höhleneingang gefahren waren. Als wir bei dem Haus angekommen waren, von dem wir morgens gestartet waren, durften wir alle zuerst einmal heiß duschen – etwas, was wir alle dringend nötig hatten nach dieser Tour. Um in die Dusche zu gelangen mussten wir zuerst unsere Neoprenanzüge wieder ausziehen, was sich als absolut nicht einfach gestaltete und sogar noch ein gutes Stück schwieriger war, als die trockenen Anzüge anzuziehen. Außerdem bekamen wir dort noch heiße Tomatensuppe und die Chance, schon einmal unsere Fotos anzugucken. Beeke und ich haben uns Zeit gelassen und erst einmal satt und warm gegessen, bevor wir zurück zu unserem Auto gegangen sind.
Der Tag war an dem Punkt noch nicht beendet – es war gerade erst 15 Uhr. Nach dieser Erfahrung waren wir uns aber einig, heute nichts weiteres mehr tun zu müssen. Wir sind zurück zum nächsten Stellplatz gefahren und haben dort Kuchen und Muffins gegessen, die wir uns schon am Vortag gekauft hatten. Der Tag war hier beendet, wir waren müde aber unsere Köpfe waren noch voll. Ich habe schon ein paar Höhlen erkunden dürfen, aber heute war etwas völlig anderes. Ich bin mir jetzt zwar sicher, dass ich kein Höhlenforscher werden möchte, dafür weiß ich aber auch, dass ich ganz sicher nicht klaustrophobisch bin! So oder so werde ich diesen Geburtstag ganz sicher nicht mehr vergessen!