Eine magische Bootstour

Mittwoch, der 06. November
Kuala Selangor ist ein kleines Fischerdorf, das etwa eine Autostunde nördlich von Kuala Lumpur liegt. Ich habe noch in Deutschland davon gelesen und Thies (zum Glück!) überzeugen können, dass wir dort auch hinmüssen. Nachdem unsere Zeit in KL also beendet war, sind wir mit einem Bus dorthin gefahren. Schon für den selben Abend haben wir uns eine Bootstour gebucht, gegen 18 Uhr – eine Stunde vor Sonnenuntergang – sind wir zum Hafen gelaufen. Durch die Stadt Kuala Selangor fließt ein Fluss, der auch Selangor heißt. Überall dort sind kleine Stege mit Booten und bei einem dieser Stege begann auch unsere Tour!

Dazu möchte ich, Thies, noch schnell hinzufügen, dass es anfangs gar nicht so einfach war, den richtigen Steg zu finden. Denn der Eingang zu diesem war inmitten von hölzernen Wohnhäusern und der Steg selbst sah auch gar nicht mal so begehbar aus. Erst als ein älterer Malaysier uns lächelnd herangewunken hatte, sahen wir das vor uns liegende Schiff. Es sah aus wie eine alte Luxusfähre, die aber fest an den Steg angebunden und geschraubt war. Von diesem Schiff ging es dann einen Lageplatz weiter zu unserem tatsächlichen Boot, welches ein kleines Motorboot mit Platz für ungefähr zwölf Menschen war.


Auf dem kleinen Boot hätten offensichtlich auch mehr Menschen Platz gehabt, wir waren letztendlich aber nur alleine mit nur einem anderen Paar aus Taiwan. Auf der Tour haben wir drei Attraktionen sehen können.
Zuerst sind wir dem Fluss bis zur Mündung im Meer gefolgt. Dort waren schon ein paar andere Boote, die die Aussicht genossen haben. Denn über dem Wasser kreisten mindestens 20 Adler und über 100 kleinere weiße Vögel. Jeder der Fahrer warf ihnen zwischendurch Essen ins Wasser, um sie an der Stelle zu halten. Die Adler sind von einigen Metern über der Wasseroberfläche herunter gesturzflugt und haben sich die Fleischbrocken dann aus dem Wasser geschnappt, nur um dann sofort wieder aufzusteigen. Die kleineren Vögel haben sie dabei umschwirrt und haben versucht auch etwas Futter abzubekommen. Zu dieser ohnehin schon wunderschönen Szene fing dann auch noch die Sonne unterzugehen.

Wir hatten viel Zeit dort, also konnten wir es in aller Ruhe genießen, viele Photos machen, Photos von uns machen lassen (das andere Paar war etwas enttäuscht darüber, dass wir keine Pärchen-Posen kennen) und immer wieder die Vögel beobachten.


Als es dunkel wurde, sind wir den Fluss wieder hinaufgefahren. Die Ufer waren dort weniger voll mit Häusern und Stegen, dafür waren dort viele Sträucher und Büsche. Je dunkler es wurde, desto mehr haben diese Büsche geleuchtet. Überall waren kleine leuchtende und blinkende Punkte – Glühwürmchen! Wir sind sehr dicht an ihnen vorbeigekommen, also sind sie auch bei unserem Boot herumgeflogen. Einige wenige sind sogar auf meiner Hand gelandet! Das war wirklich einfach magisch – und es wurde nur noch besser!

Für mich war diese Station das erste Mal, dass ich Glühwürmchen gesehen habe. Natürlich wusste ich immer schon, dass die kleinen Tierchen existieren, aber ich hätte nicht gedacht, dass ich so bald so viele von ihnen sehen würde. Denn auf der Fahrt besetzten die Glühwürmchen etliche Büsche und Sträucher am Rand des Flusses, auf dem ganzen Abschnitt waren also Tausende kleine blinkende Punkte. Die Glühwürmchen in unserem Boot waren sogar erstaunlich zutraulich und das Gefühl, direkt vor seinem Gesicht ein kleines, nicht erkennbares, gelb blinkendes, fliegendes Licht zu sehen, war wirklich unbeschreiblich.

Doch meine Lieblingsstation lag immer noch vor uns! Mittlerweile war es stockdunkel und wir sind den Fluss wieder runter Richtung Mündung gefahren. Dort hat jeder von uns einen Kescher bekommen. Mit diesem haben wir dann die Wasseroberfläche aufgewirbelt, woraufhin diese blau geworden ist!

Denn in diesem Fluss gibt es biolumineszierende Algen, die schon bei leichten Bewegungen anfangen zu leuchten. Dieses Leuchten ist einfach unfassbar schön. Ich bin sogar ziemlich emotional geworden, nachdem wir es gesehen haben. Manchmal kann ich einfach nicht glauben, dass wir wirklich hier sind und all diese Dinge sehen können. Diese Bootstour wird mir auf jeden Fall noch lange im Gedächtnis bleiben!


Nach der Bootstour gab es noch eine letzte Station, die in unserer Tour inbegriffen war. Von der Organisatorin der Tour wurden wir in ihrem Privatauto zu einem naheliegenden Restaurant gefahren und konnten uns dort jeder ein Essen aussuchen. So endete ein ziemlich perfekter Abend!


Wir waren zwar noch einen weiteren Tag dort, aber davon gibt es nicht mehr viel zu berichten. Kuala Selangor selbst ist eine ziemlich normale kleine Stadt mit Restaurants, Läden und normalen Wohnhäusern. Sie wirkt deutlich weniger touristisch als zum Beispiel Melaka und neben den Bootstouren gibt es dort auch nicht so viel zu sehen. Trotzdem wird diese Erfahrung eine meiner liebsten der gesamten Reise bleiben!