Jeju Island: Hallasan und Hallabongs

Eine Insel mit zwei Bergen und dem tiefen weiten Meer – okay, dieses Mal war es zugegebenermaßen nur ein richtiger Berg und viele kleinere Hügel. Dafür war besagter Berg umso cooler, denn heute geht es unter anderem um Mount Hallasan, den höchsten Berg in ganz Südkorea! Aber fangen wir vorne an, diese Insel hat nämlich noch mehr zu bieten als das.

Wir befinden uns auf Jeju Island! Die Insel liegt südlich von dem Festland Südkoreas und ist im Land bekannt als Urlaubsort. Die Insel ist ursprünglich eine Vulkaninsel, mit besagtem Mount Hallasan als Vulkan. Dieser ist jedoch das letzte Mal vor über 5000 Jahren ausgebrochen und gilt zwar offiziell noch als aktiv, aber nicht gefährlich.
Über die Insel verstreut finden sich viele kleine Berge und Hügel. Diese sind durch die vulkanischen Aktivitäten über den Lauf der Jahre entstanden und haben meist ein kleines Plateau statt einer Spitze. Auf einen dieser Hügel sind wir sogar hochgewandert, von oben sah die Aussicht ungefähr so aus:

Aussicht von einem Vulkanhügel

Aber an unserem allerersten Tag auf Jeju ging es noch gar nicht um die Natur, sondern erst einmal um etwas viel simpleres: das Hotel. Denn nachdem wir in Japan wie immer auf die günstigsten Unterkünfte aus waren, wussten wir auch, dass unsere Wanderpläne für Jeju Island auf jeden Fall erholsamen Schlaf erfordern werden. Wir haben uns also in ein richtiges Hotel eingemietet, was auf der Südseite der Insel stand und für unsere Verhältnisse purer Luxus war. In der Eingangshalle lief Klassikmusik, die Rezeptionisten hatten Anzüge an und theoretisch existierte sogar ein Pool auf dem Dach, der war nur leider geschlossen. Gebracht hätte uns das aber auch nicht sonderlich viel, immerhin waren wir im Winter dort und hatten selten höhere Temperaturen als 10°C.
Der Grund wieso wir uns dieses Hotel leisten konnten, ist dass im Jahr 2002 auf der Insel die Fußballweltmeisterschaft stattgefunden hat – jedenfalls teilweise. In diesem Jahr haben Südkorea und Japan sich die Meisterschaft geteilt und eins der Stadien wurde extra auf der Insel errichtet, inklusive der zugehörigen Hotels. Über 20 Jahre später stehen die Hotels immer noch, das Stadion wird mittlerweile für lokale Spiele genutzt und entsprechend sind die Hotelpreise um etwa das zehnfache gesunken. Statt urpsprünglichen 90€ die Nacht haben wir jeweils 9,75€ gezahlt. So ließ es sich im Luxushotel besonders gut aushalten.

Über die nächsten Tage hinweg haben wir die Insel natürlich erst einmal erkundet. In die nächstgrößere (aber noch immer kleine) Stadt haben wir mit dem Bus etwas 20 Minuten gebraucht, auf den Rest der Insel leider deutlich länger. So waren üblicherweise in einem Tagestrip um die sechs Stunden Busfahrt eingerechnet, was unsere Motivation etwas eingeschränkt hat. Trotzdem haben wir uns zum Beispiel eine kleine Insel angesehen, die direkt vor der Küste lag und mit einer Fußgängerbrücke mit Jeju verbunden war. Auf der Mini-Insel waren mit Holzstegen Wege gebaut, auf denen man die ganze Insel erkunden konnte, ohne die Natur darauf stark zu beeinträchtigen. Genauso war es auch auf dem Vulkanhügel den ich vorhin erwähnt hatte, auch dort war der Wanderweg genau vorgegeben und es gab keine Chance, die Gegend auf eigene Faust zu erkunden. Da auf jedem dieser Hügel ein eigenes kleines Ökosystem herrscht, ist das auf jeden Fall ein guter Mittelweg um die Insel sehen zu können, ohne sich in die Natur einzumischen.

Einen weiteren Tag haben wir an der Westküste der Insel verbracht. Hier gab es einen Aussichtspunkt auf das Wasser, von dem man theoretisch in Richtung China gucken kann. Die Entfernung zum Festland von China wären noch immer um die 400 Kilometer gewesen, dementsprechend war die Aussicht einfach sehr viel Wasser mit gelegentlichen kleinen Inseln um Jeju herum. Besonders an diesem Aussichtspunkt war aber vor allem der Wind. Dieser war nämlich nochmal deutlich stärker als an den norddeutschen Küsten – und das sage ich als Norddeutscher! Wir konnten uns wortwörtlich in den Wind reinlegen und mussten auf unsere Sachen aufpassen, damit uns nicht wegfliegen. Vielleicht machen Beispielsbilder unserer Haare im Wind etwas deutlicher:

Fliegende Haare
Da fliegen sogar die Dreadlocks…

Und wenn sogar Dreadlocks im Wind fliegen, dann will das etwas heißen!

Den spannendsten Part dieser Insel, den Berg, lasse ich hier im Artikel aus. Denn: Wir haben wieder mal einen Vlog gefilmt! Das ganze findet ihr auf YouTube auf dem Kanal „thisbackpackersjourney“, auf dem auch die anderen Videos sind. Solche Videos zu filmen macht uns wirklich Spaß und es ist ein toller Weg, nochmal einen ganz anderen Einblick in unsere Erlebnisse und Abenteuer zu geben! Auf dem Kanal wird also bestimmt noch das ein oder andere weitere Video hochgeladen werden!

Der Tag der Wanderung auf den 1,947m hohen Berg war definitiv unser Highlight auf der Insel und wird uns noch eine Weile in Erinnerung bleiben!
Gleich am Tag darauf mussten wir jedoch schon wieder das Hotel verlassen und in die größte Stadt der Insel, Jeju, wechseln. Ja, die Stadt heißt wie die Insel, nicht sonderlich kreativ. Um die eine Woche unseres Aufenthalts auf der Insel abzuschließen, haben wir in dieser Stadt noch einen relativ bekannten Markt besucht. Hier haben wir bemerkt, wie unterschiedlich die Essenskultur in Südkorea doch nochmal ist, zu den Ländern wo wir bisher waren. Der erste Teil des Markts war rein für Seafood vorgesehen – Fische, Tintenfische, Krabben, Muscheln und alles was man sich so vorstellen kann; gesammelt und ausgestellt in Aquarien. Die Aquarien wurden dann auch so voll gestopft wie nur irgendwie möglich, damit die Kunden sich gleich den schönsten Fisch aussuchen können. Auf den Tischen lagen halb aufgeschnittene, teilweise noch zappelnde Fische und der Gestank dieses Teils der Markts war wirklich unerträglich. Ganz gegen mein Norddeutsches Dasein bin ich überhaupt kein Fan von allem, was aus dem Meer kommt. Weder zum anfassen, noch zum essen. Beeke als war als Vegetarierin natürlich auch nicht gerade angetan von dieser Sektion des Markts und so sind wir schnellen Schrittes durchgelaufen, ohne die leidenden Meerwesen zu genau zu betrachten.

Der nächste Part des Markts war hier deutlich interessanter. Abgesehen von einigen Touristen-Shops oder normalen Essenständen gab es nämlich auch ein paar Highlights. Einer der Stände hat gekochte Krabben und ähnliches verkauft, also wieder nichts für uns, aber das interessante war auch nicht das Essen selbst, sondern die Zubereitung. Für die Mitarbeiter lief dauerhaft elektronische Musik, EDM-Dubstep-House artig. Immer im Takt der Musik haben sie dabei Tanz und Arbeit vermischt. Einer der Mitarbeiter hatte einen Gasbrenner in der Hand und immer zur Musik die Flamme brennen lassen, während er die Krabben röstete. Dabei hat er hin und wieder eine Hand oder seinen Kittel angezündet und mit brennenden Handschuhen getanzt, was es umso epischer gemacht hat. Eine andere Mitarbeiterin hat im Takt den Krabben die Köpfe abgerissen – war zwar sehr morbid, aber immerhin kreativ ist. Naja, wer schön sein will muss leiden und wer Leid sehen will muss Seafood essen, oder so ähnlich.
Jedenfalls war die Gruppe hinter dem Stand sehr unterhaltsam und die Musik war gut, wir haben uns das ganze also einen Moment lang angesehen. Andere Stände hatten auch Musik laufen, unangenehm große Flammen unter dem Herd und fast alle hatten Gasbrenner in der Hand. So bekam dieser Teil des Markts eine ganz eigene Atmosphäre und einiges der Essen, das wir an den Ständen so gesehen haben, sah schon sehr gut aus. Leider waren wir direkt vor dem Marktbesuch schon essen, haben uns dementsprechend also auch nichts neues dort geholt.

Sehr große Flammen aus dem Gasbrenner…

Okay, fast nichts. Denn Jeju Island ist abgesehen von Mount Hallasan für noch eine Sache bekannt: Eine orangene Frucht! Als wir angekommen sind wurde uns dies auch schnell bewusst, denn überall wurden orangene Dinge verkauft – Taschen, Plüschtiere, Anhänger, völlig egal, Hauptsache orange. Oft war als Aufdruck auch tatsächlich die Frucht selbst zu sehen, die sehr stark nach einer Orange aussah. So dachten wir natürlich auch, die Insel sei einfach bekannt für Orangen. Als wir mit dem Markt fast fertig waren, kauften wir uns noch jeweils eine „Orange“ und wollten sie dann in der Nähe essen. Die Form, Farbe und Größe waren wie die einer Orange, auch von innen sah sie genauso aus – aber der Geschmack war der einer Mandarine. Wir haben für ein paar Minuten wirklich an unsere Auffassungsgabe gezweifelt, da wir schon dachten, dass wir nicht einmal mehr Orangen und Mandarinen auseinanderhalten können. Nach einem kurzen googeln stellte sich aber heraus: es war weder noch. Die Insel Jeju ist bekannt für die Frucht „Hallabong“! Noch nie gehört? Wir auch nicht. Die Hallabong ist eine Kreuzung aus einer Mandarine und einer Orange, vereint dadurch Größe, Konsistenz und Geschmack und ist heimisch auf der Insel Jeju. Lange wurde sie ausschließlich dort angebaut, mittlerweile ist sie jedoch auch in der Hauptstadt Seoul vertreten.
Von uns aus kriegt die Frucht eine 10/10, ich bin sowieso ein Fan von Mandarinen und Orangen sind auch gut, die Hallabong ist wirklich die perfekte Mischung.

Keine Orange – eine Hallabong!

Mit dieser unerwarteten Überraschung am letzten Abend war unsere Inselzeit dann auch wieder vorbei und wir durften uns wieder an den Flughafen begeben – diesmal in Richtung Seoul. Eine Stadt mit fast zehn Millionen Einwohnern, die uns noch einmal ganz anders über Südkorea, Nordkorea und die gesamte koreanische Bevölkerung denken lassen sollte. Doch dazu mehr im nächsten Artikel!