Konnichiwa!

12.02.2025

19:28 Uhr, Beeke:

Um diese Reise zu verstehen, müssen wir erstmal einen Schritt zurück gehen.

Alles begann am 26.01:

Wir saßen nach dem Frühstück in unserem Hostel in Luang Prabang. Das folgende schicksalhafte Gespräch lief ungefähr so ab.

Thies: Guck mal, Aurora (Musikerin, die wir beide sehr gut finden) ist zurzeit auf Welttour!

Beeke: Oh, wie cool! Auf ein Konzert von ihr will ich auch unbedingt einmal gehen! Aber die spielt bestimmt sowieso nur in den USA.

Thies: Ich guck das kurz nach… Also sie spielt auch in Südostasien! In zwei Wochen sogar in Bangkok! Und am 18.02. in Japan!

Und so nahm das Schicksal seinen Lauf. Zwei Stunden später hatten wir uns mit einer Schulfreundin von Thies ausgetauscht, die aktuell in Japan wohnt, einen Flug nach Osaka in Japan sowie ein Hotel gebucht und die Schulfreundin von Thies hatte drei Konzerttickets für uns gekauft. Wir haben schon länger mit dem Gedanken gespielt, auf dieser Reise auch Japan zu besuchen, aber bisher waren das nie feste Pläne. Vor allem wollten wir vorher erst Kambodscha und Vietnam gesehen haben, die beiden Länder müssen jetzt noch ein bisschen länger auf uns warten.

Und so kommt es, dass wir jetzt, drei Wochen später, in einem Bus nach Bangkok sitzen. Wer unsere Reiseroute im Kopf hat, könnte jetzt feststellen, dass das die komplett falsche Richtung ist. Allerdings ist der Flug aus Bangkok aus viel günstiger als aus Vientiane. Deshalb haben wir uns entschlossen einen Umweg zu machen und mit dem Bus von Pakse in Südlaos nach Bangkok zu fahren. Von da aus fliegen wir dann über China nach Japan. Alles ein bisschen kompliziert, aber für einen so viel günstigeren Flug nehmen wir gerne etwas mehr Reisezeit in Kauf.

Um 16 Uhr sind wir in den Bus gestiegen und waren eine Stunde später auch schon an der Grenze. Etwas hektisch haben wir den Ausreise-Teil unseres Visums in der Schlange zum Schalter ausgefüllt, nur um das dann gar nicht zu benötigen. Besser so als andersherum! Die paar hundert Meter zum thailändischen Checkpoint sind wir dieses mal einfach gelaufen, es gab gar keinen Bus. Auch bei der Einreise nach Thailand war alles entspannt, hier braucht man ja gar kein Visum.

Grenzübergang Thailand-Laos

Jetzt sitzen wir wieder im Bus und fahren (nun wieder im Linksverkehr) nach Bangkok. Die vierzehn Stunden Fahrt lassen sich aber sehr gut aushalten. Wir haben schon Decken, Kekse, Saft und Wasser bekommen und wurden eben sogar noch mit einer großen Plastikschale voll mit Reis und Gemüse ausgestattet. Wir werden also nicht verhungern!

Ich bin schon wirklich aufgeregt und kann kaum glauben, dass wir übermorgen schon in Japan sein werden! Die erste Umstellung wird zuerst die Temperatur. Heute hatten wir bis zu 37°, kein Vergleich zu Japan, wo es 30° weniger sind… Ich friere jetzt schon!

13.02.25

08:10 Uhr, Beeke

Heute um fünf Uhr morgens sind wir mit dem Bus in Bangkok angekommen. Ich finde es wirklich schön diese Stadt mittlerweile gut genug zu kennen, dass es sich wie ein bisschen so anfühlt, als würden wir wieder „zu Hause“ ankommen. Es war warm und die Luft war deutlich feuchter als in Laos. Außerdem konnte man im Dunkeln wirklich gut erkennen, wie viel Smog hier in der Luft ist. Vor den Wolkenkratzern in der Ferne hingen große Staubwolken und nur die Lichter schienen dadurch.

Mittlerweile sitzen wir wieder drinnen im Busbahnhof, haben Baht abgeholt (es ist schon deutlich praktischer eine Währung in vielen Ländern zu haben, wie es in der EU ist) und haben auch schon gefrühstückt. In zwei Stunden öffnen die großen Einkaufshallen hier, dann werden wir dorthin fahren, um wärmere Kleidung für Japan zu kaufen. Wir haben das auch schon in Laos versucht, aber da war die Auswahl einfach viel zu winzig und wir hatten keine Chance etwas für kältere Temperaturen zu finden. Langsam werde ich ein bisschen müde, die letzte Nacht war etwas kurz und ich bin auch immer wieder aufgewacht. Die Sitze waren zwar unfassbar gemütlich, aber das kommt einfach nicht an ein gutes Bett heran!

18:36 Uhr, Thies

Um etwa halb 11 waren wir in dem Viertel der Einkaufszentren angekommen und haben uns – nachdem wir uns wieder einmal ein wenig verlaufen haben – direkt dem Shopping gewidmet. Zuerst habe ich einen Stand gefunden, dem ich meine Uhr anvertraut habe, um sie zu reparieren. Nachdem sie vor mittlerweile vier Monaten auf Tioman Island mehrfach überhitzt ist, hat der Akku immer mehr nachgelassen und am Ende keinen halben Tag mehr gehalten. Ich habe also ein paar technikbegabten Indern meine Uhr mit dem Auftrag hinterlassen, einen neuen Akku einzubauen.

Eingang in die Einkaufshalle

Direkt darauf haben wir uns in das Kleidungsabteil der Einkaufshalle begeben, welche übrigens „MBK“ genannt wird. Dort haben wir nach einigem Suchen zwei Strickjacken-Hoodies gefunden, die tatsächlich schön warm und flauschig wirken. Kurzerhand haben wir diese also mitgenommen und sind jetzt hoffentlich wenigstens im Ansatz gewappnet für die Kälte, die uns in Japan erwarten wird! Während ich mir danach noch ein paar T-shirts angesehen habe, hatte Beekes Blick sich auf etwas anderes gerichtet: Ein Kleid, was nur wenige Meter weiter in einem Shop ausgestellt war. Eins war gleich klar: Das war Liebe auf den ersten Blick. Und ich muss zugeben, das Kleid ist auch wirklich schön. Für einen schon fast lächerlich niedrigen Preis wurde das Kleidungsstück demnach übergeben und natürlich gleich danach auch angezogen – und es passt sogar! In anderen Worten heißt das: Beeke ist jetzt solange glücklich, bis sie das Kleid wieder ausziehen muss.

Nach etwa 2,5 Stunden machten wir uns auf den Rückweg zu dem Technik-store, der meine Uhr bearbeiten sollte. Relativ unkompliziert konnte ich hier die Uhr abholen und bezahlen, auch wenn ich mir unsicher bin, ob der Akku wirklich ausgetauscht wurde. Da ich aber keine Chance habe, das zu überprüfen, habe ich einfach den diesmal unangenehm hohen Preis gezahlt und einfach hingenommen, dass die Uhr nur vielleicht besser funktioniert. Immerhin trage ich sie jetzt erstmal wieder am Arm, mal sehen wie lange der Akku so hält.

Als letzten Stop auf unserer Shoppingtour erreichten wir nun einen Handy-Geschäft. Nachdem Beeke 2022 mein altes Handy übernommen hatte, welches ich vorher auch schon mehrere Jahre in Benutzung hatte, wurde es langsam mehr als Zeit für ein Upgrade. In den letzten Wochen hatten wir schon recherchiert und Preise verglichen, sodass Beeke sich in dem Store nur noch zwischen zwei verschiedenen Modellen entscheiden musste. Gesagt getan, spazierten wir etwa eine halbe Stunde mit ihrem neuen Handy aus dem Geschäft wieder raus.

Nachdem in Laos der Großteil der Geschäfte gar nicht existent war, genießen wir das sehr kurzfristige Großstadtleben in Bangkok nochmal mehr. Alles lief wirklich unkompliziert und es ist ein wirklich schönes Gefühl, wieder unter kompetenten Menschen zu sein.

Gerade sitzen wir im fünften Stockwerk der gleichen Einkaufshalle und versuchen, die Zeit totzuschlagen. Unser Flug ist für 02:35 Uhr nachts geplant – eine großartige Zeit um zu Fliegen. Dementsprechend warten wir in der klimatisierten Einkaufshalle eigentlich nur darauf, dass sie schließt, um uns dann um 22:00 Uhr auf den Weg zum Flughafen zu machen. Solche Reisen sind nunmal immer auch mit sehr sehr viel Wartezeit verbunden, aber nichts was sich nicht aushalten lässt.

14.02.25

13:27 Uhr, Beeke

Seit dem letzen Eintrag ist viel passiert! Wir sind überpünktlich am Flughafen angekommen und haben dort noch einige Zeit in der Wartehalle verbracht. Wo genau man wartet ist ja egal, da kann man auch schon zum Flughafen fahren!

Gegen 12 haben wir unsere großen Rucksäcke abgegeben und wurden eingecheckt. Nach den letzten vier Monaten war mir gar nicht wohl dabei unsere Rucksäcke wegzugeben. Denn aktuell sind sie die einzige physische Heimat, die wir haben. Aber es muss ja sein!

Rucksack-Abgabe in Bangkok

Danach lief weiterhin alles problemlos, wir sind ohne Sorgen durch die Security gekommen. Ich habe sogar noch Geld für mein neues Handy wiederbekommen. In Thailand kann man als Ausländer Anteile von Luxusgütern (wie Handys) bei der Ausreise wiederbekommen. Für mich waren das immerhin 13€ weniger!

Die Abreise hat sich nur minimal verzögert und so waren wir um 3 Uhr morgens endlich in der Luft und auf dem Weg nach China. Zu dem Zeitpunkt waren wir beide vollkommen fertig. Nach der letzten Nacht mit wenig Schlaf war der Tag einfach zu aktiv gewesen. Wir haben uns für das Abheben und die ersten Minuten noch gerade so wachgehalten, aber danach haben wir beide geschlafen. Bei Thies hat das ganz gut funktioniert, ich hatte mehr Probleme damit. Die Sitze sind so dicht hintereinander gereiht, dass man den Sitz nicht nach hinten kippen konnte. Im Sitzen schlafen kann ich (trotz dem Training in Thailands Nachtzügen) leider immer noch nicht. So war aber immerhin einer von uns wach, als wir um 5:30 Essen bekommen haben. Thies‘ Essen haben wir letztendlich für später eingepackt, er ist beim Kauen immer wieder eingeschlafen.

Blick auf Thailand bei Nacht

Nach 4.5 Stunden Flug (aber wegen der Zeitverschiebung 5.5 Stunden später) sind wir in Qingdao, China, angekommen. Die Stadt liegt zwischen riesigen Bergen und von oben sieht man gut, wie strukturiert sie ist. 20-30 Häuser der gleichen Bauart stehen in Reih und Glied an einer Stelle, neben dem nächsten Block aus anderen Häusern. Aber auch die umliegenden Felder sind gleichmäßig in schmale Rechtecke aufgeteilt, serh ordentlich! Der Flughafen war gespenstisch leer. Kaum ein Flugzeug stand auf dem Betonplatz und auch im Gebäude waren nur Menschen unterwegs, die gemeinsam mit uns angekommen sind.

Je weiter wir zum Ausgang gekommen sind, desto voller wurde es jedoch. Wir mussten unsere Rucksäcke selbst umchecken, jedoch hätte ich nicht gedacht, dass man dafür den internationalen Bereich des Flughafens verlassen muss! Glücklicherweise braucht man auch für China kein Visum, wir sind nach einiger Verwirrung auf unserer (und auch vom Sicherheitspersonal) Seite den normalen Weg aus dem Flughafen heraus gefolgt. Unsere Rucksäcke waren beide schon da und jetzt haben wir hübsche neue Stempel aus China in unseren Reisepässen!

Wir hatten noch mehrere Stunden Zeit und da musste ich die Chance natürlich nutzen und mich draußen ein bisschen umsehen. Zugegebenermaßen war der Vorplatz des Flughafens nicht wirklich besonders und hätte so auch in jeder anderen Stadt stehen können. Allerdings wurden wir deutlich mehr angestarrt als sonst, in China sind Rucksackreisende offenbar sehr unüblich. Vor allem war es dort aber kalt (im Flugzeug haben sie etwas von -2°C gesagt)! Unsere neuen Pullis wurden dementsprechend gleich vor den Härtetest gestellt und haben ihn gut bestanden. Es klingt vielleicht etwas albern, aber ich habe die Kälte sehr vermisst. Wärme ist natürlich großartig, aber kalte Luft wirkt viel frischer und klarer. Es hat sich so angefühlt, als könnte ich das erste mal seit Monaten wieder richtig durchatmen. Für Japan werden wir uns aber noch eine Mütze und eventuell sogar Handschuhe zulegen müssen, nach längerer Zeit zieht die Kälte auch durch die dicksten Pullis!

Aus Versehen in China gelandet!

Die nächsten zwei Stunden haben wir in einem kleinen Restaurant und mit der (vergeblichen) Suche nach WLAN verbracht. Die offiziellen Schilder waren alle auch auf Englisch übersetzt, das galt jedoch nicht für die Gerichte in den Restaurants oder die Online-Seite für die Anmeldung im WLAN. Diese Seite war so verwirrend – wir haben wortwörtlich nur chinesisch verstanden -, dass wir irgendwann einfach aufgeben mussten.

Um halb zwölf haben wir unsere Koffer abgegeben und wollten danach durch die Boardingticket- zur Sicherheitskontrolle. Thies war schon auf der anderen Seite als mir gesagt wurde, dass es ein Problem mit meinem großen Rucksack gibt. Er wurde herausgezogen, weil es den Verdacht auf einen verbotenen Gegenstand gab. Ich wurde in eine kleinen Abstellraum geführt, durch den die ganzen Koffer auf dem Weg zum Flugzeug gefahren werden. Ich wurde dreimal gefragt, ob ich ein Feuerzeug dabei hätte und habe das auch dreimal verneint. Es stellte sich heraus, dass meine Fitness-Uhr (ich habe sie kostenlos zum Handy dazubekommen) auf dem Bildschirm aussah wie ein Feuerzeug. Sie haben den Rucksack nochmal überprüft, dann durfte ich gehen. Das ist sehr gut ausgegangen, ich habe mir jedoch währenddessen ein paar Gedanken gemacht. Wir hatten beide kein WLAN und so auch keine Möglichkeit zu kommunizieren, wenn ich durch irgendetwas Probleme bekommen hätte. Glücklicherweise kam es dazu ja nicht!

Danach lief alles super. Bei der Sicherheitskontrolle wurden wir beide sehr gründlich durchsucht, haben unseren Ausreisestempel bekommen und waren (trotz Verzögerung wegen meines Rucksacks) pünktlich in den letzen zehn Minuten des Boardings im Flugzeug.

Mittlerweile sind wir schon 1.5 Stunden unterwegs und landen in einer halben Stunde auch schon in Osaka! Hoffentlich hat die Schulfreundin von Thies unseren Flug gefunden, wir hatten ja keine Möglichkeit ihr das nochmal zu bestätigen.

Ich bin so gespannt auf die nächsten Tage und Wochen, doch erstmal hoffe ich, dass mein Rucksack es auch mit Verzögerung an Board geschafft hat.

Japan, wir kommen!

 

23:48 Uhr, Thies

Nachdem Beeke und ich noch eine ganze Weile im Flughafen verbringen durften, um unseren Stempel im Reisepass zu bekommen und unser Gepäck aufzugabeln, war es endlich so weit: Wir überquerten die offizielle Grenze nach Japan! Gleich am Ausgang wartete auch meine Schulfreundin auf uns, leider auch schon seit zwei Stunden aber so ist das mit dem Fliegen. Wir machten uns gleich auf den Weg, denn mittlerweile war es auch schon nach 18 Uhr und wir hatten noch einen langen Weg vor uns. Osaka ist die drittgrößte Stadt Japans und damit nur etwas kleiner als die die größte Stadt der Welt, Tokyo. Die Fahrt mit dem Auto von dem Flughafen bis zu Jennies Wohnung erstreckt sich auf über 50 Kilometer, ging nur durch die Stadt und noch nicht einmal von Ende zu Ende. Der Flughafen, an dem wir angekommen sind, wurde nämlich auf eine künstlichen Insel auf dem Meer gebaut. Osakas erster Flughafen ist mittig in der Stadt gebaut, aber um etwas Flugverkehr auszulagern und den Bewohnern die Lärmbelästigung zu ersparen, wurde der zweite Flughafen inklusive der künstlichen Insel später noch errichtet. Die Landung dort war entsprechend spannend, denn bis wenige Meter vor der Landebahn befindet man sich noch über dem Wasser. Ein sehr komisches Gefühl, aber die Landung verlief zum Glück problemlos.

Bevor wir uns aber ins Bett fallen lassen konnten, machten wir noch einen Zwischenstop in der Innenstadt Osakas – in Umeda. Dort kauften wir uns neue SIM-Karten und konnten schon einmal die Skyline bei Nacht beobachten. Wieder einmal waren wir völlig beeindruckt von der Stadt, aber dazu später mehr. Die unzähligen neuen Eindrücke und Mini-Kulturschocks, die wir hier haben, verdienen einen eigenen Artikel.

Nach etwas über einer Stunde Fahrt mit der Metro erreichten wir also das Sharehouse, in dem sich die Wohnung unserer Freundin befindet. Sie lebt hier für ein halbes Jahr um an einer Sprachschule Japanisch zu lernen. Ein sehr beeindruckendes Unterfangen und natürlich sehr großartig für Beeke und mich, dass wir hier jemanden haben, der sich schon so gut auskennt. An dem Abend ist sonst auch nicht mehr viel passiert, dafür waren wir einfach zu fertig von den Reisetagen. So wenig Schlaf hat uns dann doch ganz schön fertiggemacht und wir waren überfroh, endlich wieder ein Bett und die Zeit zum schlafen zu haben!

Skyline von Osaka