Unsere Zeit in Kuala Lumpur

10. Oktober

Kuala Lumpur ist nicht nur die Stadt, in der Thies und ich uns wiedergesehen haben. Es ist auch die erste malaysische Stadt, die ich jemals in meinem Leben besucht habe. Und gleichzeitig der Beginn einer langen und sehr aufregenden Zeit! Früher dachte ich immer, dass alle Großstädte irgendwie gleich sind. Klar gibt es unterschiedliche Gebäude und es werden verschiedene Sprachen gesprochen, aber im Endeffekt kann es nicht so anders sein, oder? Naja, vielleicht war ich einfach noch nicht weit genug von Deutschland weg!
Erstmal habe ich KL im Dunkeln beim Weg zum Hotel kennengelernt. Allein die Luft schmeckte ganz anders als in Deutschland, es ist viel wärmer (obwohl ich keinen einzigen Sonnenstrahl gesehen habe) und von unten sieht die Stadt noch riesiger aus, als aus dem Flugzeug. 
Die Straßen waren schon ziemlich leer, aber überall waren Lichter. Von den großen Wolkenkratzern, über die gewöhnlichen Häuser, Straßenlaternen bis hin zu den kleinen Straßenständen – alles war beleuchtet! Der Merdeka Tower, welcher mit seinen 679 Metern das zweithöchste Gebäude der Welt ist, hatte sogar eine ganz eigene Lichtershow! Durch die ganzen Lichter hat sich die Stadt noch ziemlich belebt angefühlt, obwohl ich auf dem ersten Weg nicht viele Menschen gesehen habe.

11. Oktober
Das war am nächsten Tag schon ganz anders! Dort waren wir das erste mal gemeinsam bei Tageslicht außerhalb vom Hotel. Wir sind abends in ein benachbartes Einkaufszentrum gegangen, um einzukaufen und etwas zu Essen. Es war zwar immer noch nicht brechend voll, aber immerhin war ich wieder unter Menschen. Dabei konnte ich außerdem das erste Mal feststellen, wie eisig kalt es in Malaysia oft in Innenräumen ist. Draußen war es in Kuala Lumpur, trotz Wolken, immer sehr feucht-warm, ganz anders als innerhalb dieses Gebäudes, wo man gefühlt fast erfroren ist! 

12. Oktober
Den Samstag haben wir dann für eine erste Entdeckungstour genutzt. Dabei waren wir – mal wieder – in Einkaufszentren unterwegs. Besonders beeindruckend war der „Berjaya Times Square“, eine der größten Malls in ganz Kuala Lumpur. Sie war auf jeden Fall groß genug um neben den gewöhnlichen und erwarteten Geschäften auch noch einen Freizeitpark mit Achterbahn (mit Looping) sowie mehrere andere Aktivitäten zu umfassen. In dieser Mall konnte man Bowlen, Bogenschießen, in einen Escape Room gehen, Laser Tag und Paintball spielen und eine Station zu Virtual Reality gab es auch. Das alles in insgesamt 14 Stockwerken (darüber kommen aber nochmal 34 Stockwerke nur für Büros).

Screenshot

Danach haben wir einen Abstecher nach Chinatown gemacht. Der bekannteste Teil besteht dabei aus nur einer langen Straße, in der auf beiden Straßenseiten viele einzelne Stände stehen, die Schuhe, Socken, T-Shirts, Hosen, Taschen, Armbänder, Sonnenbrillen, Kleider, Andenken und noch vieles mehr verkaufen. Es war total voll mit Menschen und man musste sich in beide Richtungen durchdrängeln, um weiterzukommen. Dabei wurden wir immer wieder von allen Seiten angesprochen, ob wir nicht dies oder jenes kaufen wollten. Besonders für Thies war dabei eins sehr überraschend – die Höflichkeit der Verkäufer:innen! Denn anders als in Marokko hat ein kurzes Kopfschütteln oder ein „Nein danke“ gereicht, um abzulehnen. Oft haben wir sogar noch eine freundliche Antwort erhalten. An diese Freundlichkeit dürfen wir uns zum Glück ab jetzt gewöhnen! Genau wie an die sehr leckeren Fruchtsäfte, die hier überall verkauft werden!

Am 13. Oktober
stand mein erster Hotelwechsel an. Weil zwischen unserem Aus – und dem Einchecken so viel Zeit war, sind wir dazwischen zu den Petronas Twin Towers gelaufen. Mit unseren großen Rucksäcken war das ziemlich warm und auch anstrengend, aber es hat sich auf jeden Fall gelohnt! Die beiden Türme sind 451.9 Meter hoch und damit die höchsten Zwillingstürme der Welt. In den Türmen befindet sich unter anderem – wer hätte es gedacht – ein Einkaufszentrum! Nachdem wir also in aller Ruhe die beeindruckenden Türme von außen bewundert haben, sind wir hineingegangen und haben ein Mittagessen mit Ausblick über die Parkanlage genossen, in deren Mitte die Türme stehen.
Eben diesen kleinen Park haben wir dann auf dem Weg zu unserem nächsten Hostel noch erkundet. Dort gab es ein Wasserspiel und große Spielplätze für Kinder, Rasenflächen an künstlichen Bächen und Teichen und eine Brücke, von der wir einen tollen Blick auf die Twin Towers hatte.

Nach dem Einchecken sind wir gar nicht lange im neuen Hotel geblieben, denn am Nachmittag haben wir meinen Lieblingsort in Kuala Lumpur gefunden (was ich vorher natürlich noch nicht wusste). Der „Perdana Botanical Garden“ ist eine riesiger Park mitten in Kuala Lumpur, direkt neben China Town, wo auch unser Hotel war. In dem Park wachsen alle Pflanzen draußen, die man in Deutschland höchstens in Gewächshäusern findet. Bambus als Wegbegrenzung, Beete mit Orchideen und anderen tropischen Blumen. Schildkröten, die einfach in den Teichen draußen schwimmen und einen sehr interessiert mustern. Riesige Bäume, die groß genug sind, dass andere Pflanzen (sogar kleine Palmen!) auf ihnen wachsen können! Der ganzen Garten ist teilweise natürlich gewachsen, aber es gibt auch große Flächen, die sorgsam gepflegt wurden und wo jedes Blatt perfekt an seinem Platz ist. 

Ich hätte da den ganzen Abend vorbringen können, aber leider hatte das abendliche Gewitter andere Pläne. In der gesamten Zeit wo wir in Kuala Lumpur waren, hatten wir selten direkte Sonneneinstrahlung. Es war tagsüber immer warm, häufig auch heiß und durch die hohe Luftfeuchtigkeit war man schon nach wenigen Minuten verschwitzt. Abends blieb es zwar gleich warm, dafür gab es aber fast jeden Abend ein großes Gewitter mit viel Regen. So war es auch an diesem Abend, aber zum Glück haben wir den Wettlauf gegen den Regen gewonnen und konnten uns in die nächste U-Bahn retten! 

Mit dieser sind wir zurück zu den Petronas-Towers gefahren, denn dort gibt es abends immer eine Lichtshow. Ich habe von dieser nicht viel erwartet und wurde dann sehr positiv überrascht! Direkt hinter den Türmen gibt es ein großes Wasserbecken, in dem mehrere Wassersprenkelanlagen sind. Diese wurden auf Musik abgestimmt und haben in unterschiedlichen Farben geleuchtet. Das ganze Spektakel ging über zwei Stunden und wurde zwischendurch noch sehr dramatisch, wenn auch nicht geplant, von Donner und Blitzen untermalt. Wir haben also viel Zeit vor diesem riesigen Springbrunnen verbrachte, mussten uns aber zwischendurch auch vor dem teilweise sehr starken Regen verstecken.

Die Lightshow

Später haben wir uns mit Dovydas getroffen, ein anderer Reisender, den Thies in seinem letzten Hostel kennengelernt hat. Nachdem auch er ein paar Lieder der Lichtshow gesehen hat, sind wir gemeinsam Essen gegangen. In einem kleinen thailändischen Restaurant sind wir fündig geworden. Das Essen war auch wirklich sehr gut, nur hat Thies sich leider etwas mit der Schärfe verschätzt. Er hat es sehr tapfer aufgegessen, dabei ist nur neben seinem (und einem nachbestellten) Milchtee auch meiner mit drauf gegangen. Naja, man muss wohl manchmal Opfer bringen! Dafür hatte ich mit meinem Essen zum Glück keine Probleme, so viel Schärfe traue ich mir (aktuell) nämlich absolut nicht zu!

14. Oktober
An diesem Montag habe ich vermutlich das erste Mal verstanden, dass wir wirklich keinen Zeitstress haben. Wir haben den Tag einfach an uns vorbeiziehen lassen, waren abends draußen unterwegs und haben es einfach genossen bei angenehmeren Temperaturen in den Gassen Chinatowns unterwegs zu sein. Dort ist auch am späten Abend immer noch viel los und die kleinen Läden haben teilweise bis mitten in der Nacht auf. Ich liebe die Atmosphäre dort, es ist nicht wirklich hektisch, aber sehr wuselig!

15. Oktober
An unserem letzten Tag in der Hauptstadt Malaysias haben wir uns eine der Hauptattraktionen des Landes angesehen – die Batu Caves. Die Höhlen sind über 400 Millionen Jahre alt und bestehen aus über 20 verschiedenen einzelnen Höhlen, die miteinander verbunden sind. In den letzten Jahrhunderten hatten sie verschiedenste Funktionen, heute sind die Höhlen eine Heimat für verschiedene hinduistische Tempel.

Trotz starkem Regen und dem spontanen Kauf eines Regenschirms haben wir alle U-Bahnen und Züge zu den Höhlen noch gerade so bekommen und waren nach einer Dreiviertelstunde schon da. Das erste was man sieht, ist ein großer Tempel, der oben auf einem Podest aus Stufen steht. Bevölkert wird dieser Tempel von einer Vielzahl an Affen. Sie wirkten alle recht friedlich, ich habe trotzdem (im Gegensatz zu Thies) einen großen Sicherheitsabstand gehalten. Dann kommt man an einen großen Platz, mit Blick auf die 272 Treppenstufen, die zur Haupthöhle führen. Neben den Stufen steht eine 43 Meter hohe Statue des hinduistischen Gottes Murugan. Sie ist wirklich riesig und von oben bis unten golden!

Durch ein Meer von Tauben haben wir es tatsächlich geschafft uns den Weg zu den Treppen durchzuschlagen und dann hat der Aufstieg begonnen! Auch auf den Treppen sind noch viele Affen, die ich weiterhin sehr genau im Auge behalten habe! Auch von oben ist die Statue noch wirklich beeindruckend und sie fast noch größer aus!

Wir haben versucht abzuschätzen wie hoch die Höhlendecke ist und sind nicht wirklich zu einem Ergebnis gekommen. Auf jeden Fall hoch genug, dass man einzelnen Wassertropfen dabei zusehen kann, wie sie von der Decke zu Boden fallen (Nach kurzem Googeln haben wir rausgefunden, dass die Höhlendecke bis zu 100 Meter hoch ist). Von eben dieser Höhlendecke sind uns riesige Stalaktiten entgegen gewachsen (die dazugehörigen Stalagmiten gab es natürlich auch). Außerdem war in der Haupthöhle ein weiterer Tempel, den wir nur barfuß betreten durften. Von außen sah er wirklich prächtig aus, von drinnen erstaunlich modern und deutlich weniger prunkvoll. Trotzdem fand ich es toll ihn betreten zu können, immerhin sind wir ja keine Hindus! Wegen der ständigen Wassertropfen in der Höhle war der Boden ziemlich nass, also habe ich die nächste Höhle immer noch barfuß betreten. Diese Höhle war ähnlich groß wie die erste, hatte allerdings keine Decke. Dafür war sie oben offen und man konnte den Himmel sehen. An allen Wänden sind Pflanzen gewachsen, wodurch diese „Lichtung“ sehr grün und verwunschen wirkte. Nachdem wir uns an allem satt gesehen hatten, ging es (nun doch wieder mit Schuhen) an den Abstieg. Thies hat mich doch noch überredet bekommen ein Bild mit einem Affen zu machen, als Bedingung hatte ich ihn als menschliches Schutzschild zwischen mir und dem (zugegebenermaßen sehr entspannten) Affen.

Dann ging es zurück an dem Taubenplatz und dem von Affen bevölkerten Tempel vorbei zu einer weiteren Höhlenanlage. Dort war alles mit Lichtern ausgeleuchtet und drinnen standen viele Statuen. Diese haben die Entstehungsgeschichte des Hinduismus dargestellt. Leider haben wir davon nicht so viel verstanden, weil auf jeder Erklärungstafel so viele unbekannte Personen, Götter, Halbgötter und Orte vorkamen, dass wir schnell verwirrt waren. Es war trotzdem sehr interessant die Statuen zu betrachten. Viele sahen aus wie gewöhnliche Menschen, aber manche hatten mehrere Köpfe oder waren überdimensional groß.

Eine weitere Attraktion in diesem Höhlensystem war eine größere Höhle, in der nur eine einzige weiße Statue einer Frau stand. Sonst waren dort wieder nur viele Lichter, die die ganzen Grotte haben funkeln lassen! Hinter der Statue gab es einen kleinen Weg, den man mit den richtigen Schuhen und etwas Klettergeschick gut entlanglaufen konnte. Ich bin zwar ein bisschen nass geworden, aber das hat sich vollkommen gelohnt!

Wieder zurück in der Haupthöhle mit den vielen Statuen haben wir feststellen können, wie verzweigt es dort wirklich ist. An mehreren Stellen konnte man (wenn man klein genug ist) in kleinere Grotten krabbeln. Ich habe mich in ein paar davon gequetscht und habe alleine dort schon drei verschiedene Richtungen gesehen, wo es weiterging. In der Dunkelheit der kleinen Bereiche waren wir uns aber einig: Höhlenforscher werden wir nicht!
Als wir auch diese Kunstausstellung verlassen hatten, konnten wir beobachten, wie ein einzelner Affe von etlichen anderen gejagt, fast schon gehetzt, wurde. So unbegründet ist mein Respekt vor diesen Tieren also nicht!

Damit neigte sich unser letzter Tag in Kuala Lumpur auch schon dem Ende zu. Denn am nächsten Tag ging es für uns schon weiter südlich!

Vorher aber muss noch einmal der Fokus auf den Preispunkt dieser Stadt gelegt werden. Denn auch wenn KL eine Metropole und Touristenmagnet ist, so kann man dort trotzdem sehr problemlos für wirklich wenig Geld leben. Natürlich gibt es die bekanntesten Attraktionen, wie die Aussichtsplattform auf den Petronas Twin Towers, die auch mal eben über 20€ für einen kurzen Besuch kosten können, aber der Großteil der Sehenswürdigkeiten ist meist kostenlos. Unterkünfte findet man ab 5€ pro Person pro Nacht, wir haben in unserem zweiten Hotel beispielsweise 7,69€ pro Person und Nacht für ein Einzelzimmer mit Privatbad gezahlt. Und das sogar genau im Herzen von Kuala Lumpur. Die S-Bahn und Busse muss man im Tagesbudget eigentlich gar nicht einrechnen. Für eine einzelne Fahrt mit der S-Bahn, die zum Glück auch sehr verlässlich ist, zahlt man zwischen 1,5 und drei Ringgit, was ca. 30-60 Cent entspricht. Für unsere 45-minütige Zugfahrt zu den Batu Caves haben wir jeweils 4,6 Ringgit (98 Cent) gezahlt – für Hin und Zurück zusammen. Wenn man etwas Ausschau nach günstigen Restaurants hält, kriegt man ein gutes Mittag- oder Abendessen auch für 2,5€, dementsprechend lohnt es sich kaum, selbst zu kochen. Dieses Land ist also ein Traum zum Backpacken oder auch einfach für‘s Reisen mit kleinem Budget.

Jetzt heißt es also Abschied nehmen von dieser tollen Stadt. Zum Glück geht die Reise ja trotzdem noch weiter!