Mandai: Drei tierische Tage

Das „Mandai Wildlife Reserve“ wird als einer der besten Zoos der Welt bezeichnet und liegt in einem Regenwald in der Mitte Singapurs. Er besteht aus verschiedenen einzelnen Parks, die den Fokus auf jeweils unterschiedliche Tiere legen. Wir haben uns die vier Parks an drei unterschiedlichen Tagen angesehen und haben auch mindestens so viel Zeit benötigt. Theoretisch könnte man in jeder der Anlagen gleich zwei Tage verbringen!

Die Hinfahrt zu den Zoos hat sich als längerer Weg herausgestellt. Mit den Metros kommt man ziemlich gut innerhalb der Innenstadt von A nach B, allerdings liegen die Anlagen in einem Regenwald im Norden Singapurs. Wir mussten also erst fünfzehn Minuten zur nächsten Bushaltestelle laufen, eine Dreiviertelstunde fahren, in den Zoo-Shuttle umsteigen und waren dann nach weiteren 20 Minuten endlich dort.

Als erstes haben wir am Samstag, dem 19.04., die „River Wonders“ besucht. Dort dreht sich – wie der Name schon sagt – alles um Gewässer und die Tiere, die in oder um eben jene leben. Schon auf den ersten paar Metern haben wir bemerkt, dass dieser Zoo sich stark von anderen unterscheidet. Es gab viele Infotafeln zu den Tieren, aber auch zu den Gefahren, die ihnen in ihrem natürlichen Lebensraum drohen. Außerdem wurden verschiedenste Organisationen genannt, mit denen Mandai zusammenarbeitet oder die sie zumindest finanziell unterstützen, um auch den Tieren in dem gefährdeten Lebensraum zu helfen. Die Tiere und Pflanzen waren nach den unterschiedlichen Erdregionen geordnet, weshalb wir über den Tag verteilt den Congo, Nil, Ganges, Mekong, Yangtze und den Amazonas Regenwald besucht haben. Neben einer Vierzahl kleiner und größerer Fische, Vögel, Echsen, kleinen Nagetieren und vielen anderen Tieren gab es natürlich ein paar Highlights. Aus irgendeinem Grund befinden sich die beiden Pandas nicht im „normalen“ Zoo, sondern im River Wonders. Kai Kai und Jia Jia wurden dem Zoo im Jahr 2012 von China geliehen und werden nach 15 Jahren in Singapur wieder zurückgegeben werden. Jia Jia war in dem nicht sichtbaren Teil ihres Geheges, aber Kai Kai saß in der Mitte der einsehbaren Fläche und kaute genüsslich an einem Bambus-Stiel. Das tat er auch die ganze Zeit, die wir in der Panda-Ausstellung verbracht haben, ein sehr gemütliches Leben!

Panda Kai Kai beim Mittag essen

Außerdem sind wir über eine Brücke gelaufen, von der aus man eine sehr gute Sicht auf den Regenwald hatte, der das Mandai Reservoir umgibt. Die großen Bäume, die sich über die anderen Baumwipfel erheben lösen bei mir auf jeden Fall Ehrfurcht aus. Und das bei einem Wald, der nur eine Autostunde von einer Metropole entfernt ist! Wie muss es dann erst sein, wenn die nächste menschliche Zivilisation mehrere Tage entfernt liegt…

Wald um den Mandai Zoo herum

Mein Lieblingsmoment war jedoch die Entdeckung zweier Schildkröten. Die eine, etwas größere, saß im Wasser auf einem Baumstamm. Die kleinere Schildkröte saß auf dem Panzer der anderen. Wir haben wirklich lange überlegt wie sie dorthin gekommen sein könnte, aber es ist uns kein Weg eingefallen, wie die beiden dieses Kunststück vollbracht haben könnten.

Schildkröten-Turm

Ungefähr zur Schließzeit waren wir am Ende des Parks angekommen und haben uns dann aufgeteilt. Thies hat uns beiden etwas zu essen besorgt, während ich die Pause (wofür sage ich später) genutzt habe, um Laufen zu gehen. Denn am kurvigen Ufer des Parks gab es einen Wanderweg, von dem man auf den Regenwald und das Wasser darum herum blicken konnte. Eine wirklich traumhafte Aussicht, vor allem beim Sonnenuntergang! Aus den Wäldern ist Dampf aufgestiegen und alles war in einen mystischen, friedlichen Nebel getaucht.

Nach einem kurzen Snack ging es für uns dann in den zweiten Park des Abends. Denn in Singapur gibt es den ersten Nacht-Zoo, der sich auf die nachtaktiven Tiere spezialisiert hat. Die Reviews dazu waren sehr gemischt. Einige fanden es großartig, andere meinten sie hätten gar nichts gesehen. Was ein Wunder, bei Nacht!

Wir haben es einfach auf uns zukommen lassen und waren sehr begeistert. Wie schon in den River-Wonders hatten alle Tiere auch einen „privaten“ Bereich, den man nicht sehen konnte. Außerdem war das Licht gedämpft oder draußen nur durch beleuchtete Wegweiser und den Mond vorhanden. Sie wurden durch die anwesenden Besucher also so wenig wie möglich gestört. Mir ist außerdem noch etwas sehr positiv aufgefallen: Die Tiere scheinen genug Beschäftigung zu bekommen und wirkten nicht wirklich verhaltensgestört. Natürlich sind Zoos keine normale Umgebung für kein Tier, allerdings fällt es doch positiv auf, wenn die Zoos ihr bestes geben ihre Bewohner zu fördern.

Die Gürteltiere hatten viele Versteckmöglichkeiten und Spielzeug, die Eulen eine große Voliere mit viel Platz zum Fliegen und die Füchse hatten sogar ein kleines Waldstück für sich, in das sie sich zurückziehen konnten. Am beeindruckendsten fand ich jedoch den Leoparden. Wir standen lange vor der Glasscheibe und haben hoch in den Baum geguckt, wo das Leoparden-Mädchen gemütlich lag und sich nur zwischendurch streckte. Aber ich habe mich dabei nicht gefühlt wie die Beobachterin, sondern wie die Beobachtete. Sie hat jede einzelne unserer Bewegungen genau betrachtet und uns mit Blicken verfolgt. Um sie zu testen haben wir uns hinter einen Busch gestellt, nur um festzustellen, dass sie im Dunkeln viel besser sehen kann als wir es können. Bis wir ganz gegangen sind, hat sie uns beobachtet und hat so den Abend über ganz natürliche Unterhaltung. Wirklich beeindruckende Tiere!

Beobachtet von einer Leopardin

Ich könnte jetzt jedes einzelne Tier aufzählen, dass wir gesehen haben (Thies findet die Idee sehr lustig), aber ich beschränke mich auf ein paar wenige.

Besonders faszinierend fand ich eine Skorpion-Art, die unter UV-Licht leuchtet. Unter normalem Licht wirken sie wie gewöhnliche schwarze Tiere, aber unter UV-Licht leuchten sie in einem strahlenden blau-violett. An einer anderen Stelle haben wir Löwen gesehen, die auf einem Felsen lagen. Wir haben sie nur von weitem gesehen, weil der Felsen ziemlich in der Mitte des Geheges stand, aber dieser Abstand war mir ganz willkommen.

Leuchtender Skorpion

Mein Lieblingstier sind ab jetzt übrigens Pangoline. Die kleinen Schuppentiere sehen so niedlich aus und können sich bei Bedrohungen zu einer Kugel zusammenrollen (was wir zum Glück nicht gesehen haben). Ich kann gar nicht genau sagen warum, aber die kleinen Tiere haben es mir einfach angetan!

Ein schlafender Pangolin

Um Mitternacht waren wir, wieder zu Schließzeit, am Ende des Parks angekommen und haben uns völlig fertig auf den Heimweg gemacht. Mit den seltener fahrenden Bussen mussten wir noch eine längere Strecke laufen und sind erst gegen halb zwei im Hostel angekommen, wo wir nur noch ins Bett gefallen sind.

Am Ostersonntag haben wir das Bird Paradise besucht. Passend zum Thema „Ostern“ waren überall im Park große Ostereier versteckt, mit denen man in der Zoo-App kleine Spiele spielen konnte. Auch wenn die Idee eigentlich eher für Kinder gedacht ist, hatten wir auch sehr viel Spaß dabei und haben im Verlauf des Tages fast alle Ostereier gefunden!

Das große Gelände dieses Parks hat sich, wer hätte es gedacht, auf Vögel spezialisiert. Am Anfang gab es ein großes Gebäude mit einem Aquarium für Pinguine. Von der Fläche war es oben nicht größer als die meisten anderen mir bekannten Aquarien, allerdings ging es deutlich weiter nach unten. Wie in einem riesigen Zylinder ging es mehrere Meter nach unten bis der Boden eine Etage tiefer endete. Dort hatten die Tiere viel Platz zum schwimmen und tauchen und die Zuschauer konnten sie genau dabei beobachten. So genau habe ich das noch nie gesehen und ich war wirklich beeindruckt, wie schnell die Pinguine unter Wasser werden können und wie wendig sie sind!

Zwei Pinguine ohne Kältegefühl

Mein Lieblingsteil war aber danach. Denn der Hauptteil des Zoos waren mehrere riesige Volieren. In diesen Käfigen war die Landschaft, die Pflanzen und natürlich auch die Tiere selbst genau an das jeweilige Herkunftsland angepasst. In den größten Volieren gab es sogar Hängebrücken und Aussichtstürme, damit man die Vögel besser beim Fliegen beobachten konnte. Doch auch am Boden gab es viel zu entdecken, dort sind viele kleine Säugetiere und nicht flugfähige Vögel herumgelaufen. Mit jeder neuen Voliere hat sich uns eine komplett neue Welt eröffnet, die sich vom Aufbau und der Pflanzenwelt stark von den anderen unterschieden hat.

Voliere im Bird Paradise

Ich hätte die Vögel ewig beim Fliegen, Nester Bauen, Zwitschern und Fressen zusehen können. Allerdings wurden wir nachmittags von einem heftigen Gewitter überrascht und am weiteren entdecken gehindert. Das Tropengewitter wurde von heftigem Regen, sehr lautem und langem Donner und vielen Blitzen begleitet. Auch wenn es dabei immer noch sehr warm war, wollten wir natürlich nicht klatschnass werden. Was im ersten Augenblick eher negativ klingt wurde zu einem tollen, einzigartigen Erlebnis. Zum Glück gab es in den großen Volieren mehrere Möglichkeiten sich unterzustellen. Wir haben also die nächste Überdachung gesucht und waren bei unserer Suche nach Schutz nicht alleine. Denn neben uns auf dem Geländer saßen um die zwanzig Papageien, die ebenfalls einen Unterschlupf vor dem Regen gesucht haben. Wir waren für die halbe Stunde Gewitter dementsprechend umgeben von (ziemlich lauten) Papageien. Wir haben viele Fotos von ihnen gemacht und es sehr genossen die farbenfrohen Tiere aus solcher Nähe betrachten zu können.

Thies im Papageien – Gewitter

Als der Regen langsam weniger wurde haben wir uns unseren Regenschirm geschnappt und haben den Rest des Parks erkundet. Nach und nach kamen immer mehr Tiere aus ihren Verstecken und am Ende war sogar schon wieder ein wenig Sonne zu sehen.

Dieser Zoo war eindeutig mein Lieblingsteil. Alle Tiere hatten so viel Platz zum Fliegen, sich verstecken und die Landschaft war (meines Empfindens nach) wirklich gut an die jeweiligen Herkunftsorte angepasst. Ich habe es wirklich genossen den ganzen Tag von den bunten und flatternden Vögeln umgeben zu sein und sie immer wieder in Bäumen oder der Luft zu entdecken!

Thies mit Flüüüüügeln!

An unserem letzten Tag in Singapur, dem 22.04. haben wir uns dann den letzten Teil des Zoogeländes angesehen. Er hatte keine Spezialisierung und war dementsprechend einfach ein „normaler“ Zoo. Nach den zwei anderen Tagen in Mandai waren wir fast schon etwas müde von den ganzen Informationen zu den verschiedenen Tieren. Wir haben uns also einfach ganz entspannt alles angesehen ohne zu versuchen uns alles durchzulesen.

Ein besonderes Erlebnis hatten wir im Schmetterlingshaus, als ein Schmetterling sich erst auf Thies‘ Kleidung und dann auf meiner Nase niedergelassen hat. Es schien ihm dort ganz gut zu gehen, denn er ist erst weitergeflogen, als er mich gekitzelt hat und ich niesen musste. Wirklich süß, diese kleinen Flattertiere!

Beeke: Der Schmetterling – Landeplatz

Auch in diesem Abschnitt des Zoos waren immer wieder Kollaborationen mit anderen Tierschutzorganisationen erwähnt und ich finde es sehr beruhigend, dass die Tiere von dem (recht hohen) Eintrittspreis tatsächlich auch etwas haben. Neben dem Artenschutz scheint sich Mandai wirklich darum zu bemühen die Lebensräume zu erhalten und auch die Tiere in den jeweiligen Heimatländern zu schützen.

Nach einem tierisch guten Tag sind wir zu unserem Hostel zurückgekehrt, haben uns unsere Rucksäcke geschnappt und haben Singapur schon wieder verlassen.

Kommentar einer Katze dazu:

HZASDXYXC VXCCXX VCVR VBNN,1a2w3jklll