Mitten im Nirgendwo

Hey!

Ich weiß, die letzten Tage kam kein Beitrag, aber ehrlich gesagt gab es auch einfach nicht so viel zu erzählen. Gerade sitze ich in der Lounge von der Jugendherberge, in der ich aktuell einquartiert bin und schreibe vor dem Schlafengehen noch schnell diesen Beitrag. Aber vorher fange ich dort an, wo ich letztes Mal aufgehört habe: Lissabon.

Meine letzten Tage dort waren nämlich wirklich schön. Leider habe ich in dem Hostel niemanden mehr treffen können, die letzte Nacht war ich sogar ganz alleine in dem Schlafsaal. Das hieß für mich zwar auf der einen Seite, dass ich keine Chance hätte noch jemanden kennenzulernen, mit dem ich einen Teil der Reise teilen kann, aber auf der anderen Seite hatte ich so auch etwas Ruhe und Zeit für mich. Ein wenig habe ich es also auch genossen.


Am Donnerstag bin ich dann morgens in den Bus gestiegen in Richtung Covilhã. Zuerst sah das auch super aus, der ganze Reisebus war voll, einige junge Menschen dabei und ich hatte Hoffnung, jemanden finden zu können, der zufällig auch in meine Jugendherberge wollte. Doch dann kam ein Zwischenstopp und ganz plötzlich waren, inklusive mir, nur noch sieben Personen im ganzen Bus. Eine Dreiviertelstunde später kamen wir in Covilhã an, stiegen aus und naja. Ich war alleine. Alle anderen sind direkt weitergelaufen, wohin auch immer, während ich an dem Busbahnhof auf den nächsten Bus wartete. Denn Covilhã war noch nicht meine Endstation: Etwas später kam ein Busshuttle, welches mich direkt in die anliegenden Berge brachte. Ich formuliere das absichtlich so, denn in dem Shuttle, welches ungefähr die Größe eines VW Sprinters hatte, saßen nur ich und der Fahrer. Immerhin war die Aussicht während der Fahrt schon echt schön, die Straße ging nämlich in Form von etlichen Haarnadelkurven direkt den Berg hoch.

Etwas Hoffnung auf Gesellschaft hatte ich aber doch noch: Immerhin war es Donnerstag Abend, natürlich reisen zu dem Zeitpunkt nicht so viele Menschen wie am Wochenende. Angekommen in dem Ort meiner Unterkunft „Penhas da Saúde“, war der Weg zur Jugendherberge zum Glück nicht mehr weit. Immerhin ist es ein Bergdorf mit unbekannter Einwohnerzahl, welche hauptsächlich als Skiresort genutzt wird. Gleich nach dem Check-In bekam ich meinen Zimmerschlüssel und die Ansage, ich könnte mir ruhig aussuchen, welches Bett ich beziehe. Ich ging zu meinem Zimmer, schloss die Tür auf… und es war leer. Und das hat sich bis jetzt (zwei Tage später) auch nicht geändert.
Ich habe den Schlafsaal mit acht Betten komplett für mich alleine. Das ist auf der einen Seite ein komisches Gefühl, alleine in einem Schlafsaal zu schlafen, auf der anderen Seite ist es jedoch auch sehr angenehm, einen verschließbaren Raum komplett für mich alleine zu haben. Abgesehen von dem Fakt, dass ich auch die letzte Woche in Lissabon schon alleine verbracht habe, ist das also gar nicht so schlecht.
Jetzt versteht mich nicht falsch: Ich bin sehr gerne alleine. Und mir war auch sehr bewusst, dass ich einen großen Teil der Reise alleine verbringe. Ich habe mir nur etwas anderes von einer Jugendherberge in den Bergen, welche als Paradies zum Wandern betitelt wird, erhofft.
Am Freitag, meinem ersten Tag hier, bin ich gleich losgewandert, um die Gegend zu erkunden. Ca. 13 Kilometer bin ich gelaufen, war ca. fünf Stunden unterwegs, habe mir aber auch wirklich Zeit gelassen dabei. Vormittags habe ich mir kein Ziel gesetzt, sondern bin einfach in die Richtung gelaufen, die am vielversprechendsten aussah; und es war toll! Die Aussicht von hier ist großartig, es sind einige kleine Gipfel in der Nähe, auf die man problemlos rauf kommt und ein weiterer großer Gipfel, welchen ich die nächsten Tage mal in Angriff nehmen werde. Die Natur ist relativ eintönig: Dadurch, dass es hier den gesamten Sommer über nicht regnet, wachsen auch keine Pflanzen. Das einzige, was die gesamte Gegend durchzieht, ist eine relativ dichte Busch-Art mit Nadelblättern (oder so), durch die man auch leider schlecht durchkommt. Ich bin also fest an Wanderwege gebunden, das reicht aber völlig aus.


Den Tag heute habe ich fast vollständig im Bett verbracht. Ich hatte nicht einmal einen Grund dazu, der Gedanke war einfach: „Wieso nicht?“. Morgen geht es wieder auf Wandertour, ich habe sowieso nichts zu tun und kann auch in der Gegend nichts anderes machen, außer wandern, also schadet so ein absoluter Ruhetag ja wohl auch nicht.
Ein anderes Problem zieht sich jedoch durch meinen Aufenthalt hier: Der nächste Supermarkt ist 2,5 Stunden Fußweg von hier und der Bus fährt nur drei mal am Tag. Wenn ich also dort hin möchte, darf ich einen ganzen Tag für einen Einkauf aufopfern. Dementsprechend versuche ich, mit dem Essen aus der Herberge auszukommen und hoffe, dass ich so schnell nichts weiteres brauche, denn eigentlich habe ich nicht vor, nochmal nach Covilhã zu fahren. Doch auch das werde ich ja wohl überleben. Abends zwinge ich halt hin und wieder einen Lieferfahrer, den Weg hier hoch zu fahren, und ernähre mich so von kalter Pizza und Nudeln.

Ich bin erstmal gespannt, wie die große Wanderung zu dem Gipfel wird, denn das ist für meine Verhältnisse und Erfahrung wirklich weit weg. Doch jetzt ziehe ich mich erstmal wieder in meinen Schlafsaal zurück und melde mich dementsprechend in den nächsten Tagen wieder.
Gute Nacht!