Mount Fuji – Ikone, Wahrzeichen, Göttin

Das wohl bekannteste Markenzeichen Japans und zeitgleich einer der bekanntesten Berge der Welt ist der Mount Fuji. Falls jemand den Namen nicht erkennt, der Berg sieht so aus:

Mount Fuji in voller Pracht

Irgendwo hat diesen Berg wahrscheinlich jeder schon einmal gesehen. Und deswegen war es uns, oder vor allem mir, sehr wichtig den Berg einmal in echt gesehen zu haben, wenn wir schon einmal hier sind. Ursprünglich haben wir sogar darüber nachgedacht, auf den Mount Fuji hochzuwandern, aber diese Idee wurde uns leider schnell aus dem Kopf geschlagen, denn die Wandererlaubnis gibt es aufgrund von heftigen Schneefällen nur im Sommer. Ansonsten hätten wir die 3776 Meter bestimmt selbst in Angriff genommen, aber so muss diese tolle Route wohl noch etwas auf uns warten.
Ein Problem, das wir hier in Japan generell haben ist, dass die Transportations-kosten für unsere Verhältnisse leider sehr hoch sind. So haben wir uns dagegen entschieden aktiv in das Dorf „Fuji“ zu fahren, welches – wer hätte es gedacht – am Fuße des Mount Fuji liegt. Alternativ haben wir einen Tagestrip mit einem Van und einer kleinen Reisegruppe gebucht. Der Vorteil hieran war nicht nur der Preis, der sogar für Japan-Verhältnisse echt günstig war, sondern auch, dass wir gleich mehrere Stops machen würden und unter Begleitung eines Guides sind, die uns ganz viel Hintergrundwissen zum Berg erzählen kann.

Und so ging es am Morgen des 13. März, ein Donnerstag, auch gleich los. Wir haben uns früh morgens um 06:30 Uhr aus den warmen Betten gequält und sind auf in die völlig überfüllte Metro. Zu dieser Zeit mussten wir tatsächlich aktiv quetschen und Menschen zu Seite drängen, um überhaupt noch in die Bahn zu passen, aber das ist hier zur Rush-Hour wohl normal. Es gab jedenfalls kaum böse Blicke.
Angekommen am Zielort fanden wir dann eine große Gruppe Menschen vor, die gerade in kleiner Gruppen eingeteilt wurde. Schätzungsweise war das ein großer Sammelpunkt für alle möglichen Touren, die an diese Tag starteten, es musste nur zuerst sortiert werden, wer zu welcher Tour gehört. Jedenfalls fanden wir relativ schnell unseren Guide, die uns dann zu einem Van in der Nähe führte. Wir waren mit etwa 10 anderen Menschen unterwegs, von denen wir aber wirklich nicht viel mitbekommen haben. Da wir ganz vorne saßen, hatten wir nicht einmal einen Überblick darüber, wie die anderen aus der Gruppe aussehen. Und dann ging es auch schon los.
Während der Fahrt über den Expressway quer durch Tokyo erzählte unser Guide schon ein wenig von dem Hintergrund des Mount Fuji: In alten Sagen wird erzählt, dass der Berg Fuji eigentlich weiblich ist. Das passt natürlich dazu, was ich in einem der letzten Artikel schon einmal geschrieben hatte, dass einzelne Naturvorkommen wie Flüsse, Bäume oder Berge, auch Gottheiten sein können. So ist Fuji auch eine Gottheit, die die meiste Zeit des Jahres über „schläft“. In dem Fall heißt das, dass der Berg mit Wolken bedeckt ist, so wie es wohl für 90% der Besucher sein soll. Doch wir hatten Glück! Denn als wir nach einer knappen Stunde Fahrt an unserem ersten Aussichtspunkt ankamen, war der Berg sehr klar sichtbar. Und vor allem nochmal etwas anderes, ihn von Nahem und in Person zu sehen! Man kennt natürlich viele Bilder, aber irgendwie ist „sie“ dann doch nochmal größer als man so denkt. Vor allem auffällig ist natürlich die wirklich schöne Form – keine Ecken oder Kanten, es sieht aus als hätte ein Kind einen Berg auf einem Blatt Papier gemalt und in die Welt gesetzt. Mit der Schneebedeckten Spitze war die ganze Szenerie sogar noch schöner.

Stop Nr.1 – das Dorf

Doch unser Aussichtspunkt war noch mehr als das. Wir befanden uns in einem Nachbau eines Dorfs, welches vor einigen Jahren noch in Original dort stand. Eines Nachts wurde es nur leider von einer sehr unerwarteten Schlamm-Sturmflut mit reißenden Bächen und Schlammlawinen weggespült. Fast alle Häuser wurden dabei zerstört und so auch die Einwohner getötet. Als ein Zeichen der Erinnerung und Warnung vor solche Naturereignissen wurde dann das Dorf erneut gebaut, mit einer kleinen Ausstellung zu dem Thema Schlammfluten. Praktischerweise lag das Dorf auf einem kleinen Hügel, vor allem aus den Fenstern der Gebäude hatte mal dementsprechend perfekte Aussicht auf Mount Fuji.
Vor Ort verbrachten wir etwa eine Stunde, danach sammelten wir uns wieder am Van. Der zweite Stop stand an. Unsere Tour war nämlich kein reines Hin- und Zurück, wir hatten insgesamt fünf Stops geplant! Und nach einer kurzen Fahrt waren wir dann auch schon beim Zweiten angekommen.

Vor Ort hatten wir wieder einige Freizeit, eine Stunde um genau zu sein. Wir befanden uns an einem der fünf Seen, die um den Mount Fuji herum verteilt sind. Von hier aus hatte man eine ungestörte Sicht auf den Berg, welcher sich auch noch in dem Wasser widerspiegelte. Gleich an dem Parkplatz, auf dem unser Van stand, war ein kleines Monument gebaut worden – im Prinzip ein Stein aus Steinen. Man hatte hier vielen Bergen in der Gegend (oder den größten Japans? Ich bin mir nicht mehr ganz sicher) jeweils ein kleines Stück Stein genommen und hier zu einem großen Stein zusammengesetzt. So hatte man ein Fragment von jedem Berg, die zum Fuße des Fuji standen. Dieses coole Stück Stein sollte jedoch auch das einzige wirklich interessante in der Gegend bleiben. Abgesehen von der schönen Aussicht auf den Berg war hier nämlich nur ein winziger Park mit einigen Blumen, die bestimmt schön wären, hätten sie geblüht, und ein Eisladen. Dieser Eisladen muss auch erstaunlich bekannt sein, die Schlange dort war nämlich unangenehm lang, vor allem wenn man bedenkt, dass wir an dem Tag noch immer keine 15°C hatten. Nach einem kurzen Blick auf die Preise stand für uns auch fest, dass uns das Eis die Schlange nicht wert war.
Wir saßen also noch eine ganze Weile vor Ort auf einer Steintreppe, ich habe auf meiner Action Cam eine Timelapse von dem Berg laufen lassen und wir haben beim Aussicht genießen darauf gewartet, dass wir zum nächsten Stop gefahren werden können.

Stop Nr. 2. – Der Park

Der nächste Halt hatte diesmal gar nicht so viel mit dem Mount Fuji zu tun – es gab nämlich Mittagessen. Beeke und ich hatten vorgesorgt und uns ein paar Brötchen mitgenommen um den Tour-Preisen zu entgehen – was definitiv eine gute Idee war. So hatten wir schon wieder eine Stunde Zeit, um die Gegend zu erkunden während einige andere aus der Tour essen waren. Praktischerweise lag in Laufnähe zum Restaurant ein Freizeitpark, der „Fuji Q Highland“. Dieser hält Weltrekorde für einige Bahnen und hat ein System, in welchem der Eintritt kostenlos ist und man für die Bahnen einzeln zahlt. Um den Park wenigstens einmal gesehen zu haben, machten wir uns also schnell auf den Weg dorthin. Als wir ankamen, sahen wir auch gleich, wieso der Park für seine verschiedenen Weltrekorde bekannt war. Einer davon ist beispielsweise die steilste Achterbahn der Welt mit einer Steigung von 121°, welche so aussieht:

Stop Nr. 3 – die Weltrekord-Achterbahn

Leider leider hatten wir keine Zeit, um uns anzustellen und mitzufahren, wir sind also gleich wieder zurück zum Van gelaufen, während wir den coolen Achterbahnen hinterher trauerten.

Der nächste und auch schon vorletzte Stop befand sich in einem kleinen Dorf, welches dem vom ersten Stop ähnelte. In diesem Dorf lagen mehrere kleine Teiche, welche als UNESCO Weltkulturerbe gelten. Unser Guide hat uns durch das Dorf durchgeführt um zu erklären wieso, nur leider war es hier so überfüllt mit Touristen, dass wir keine Chance hatten, alles mitzubekommen. Bei dem bekanntesten Teich waren wir jedoch dabei. Dieser lag in der Mitte eines anderen Teichs, abgegrenzt durch tiefe Steinmauern und ähnelte mehre einem Brunnen als einem Teich. Mit acht Meter Tiefe war er ziemlich beeindruckend, vor allem da der Weg außen um den Brunnen-Teich herum kein Geländer hatte. Man kann es sich so vorstellen, dass wir über eine schmale Mauer etwa vier Meter über einen Teich gelaufen sind und dann auf den Brunnenmauern laufen konnten, die die acht Meter Tiefe von dem restlichen Teich abgrenzten. Auf den Mauern stand eine Art steinernes Waschbecken mit drei Wasserhähnen, die sehr alt aussahen. Alle drei hatten einen Drachenkopf, aus dem das Wasser herauslief und anscheinend war besagtes Wasser heilig. Wir haben die Chance genutzt und unsere Flasche dort aufgefüllt, wie es sogar vor den Dorfbetreibern gewünscht war! Unser Guide hatte vorher schon mehrmals betont, auf gar keinen Fall unsere Handys rauszuholen, da diese Stelle gefährlich ist. Später sahen wir auch wieso, denn am Boden des Brunnens glänzte ein iPhone hervor. Dieses wieder herauszuholen war chancenlos, der Besitzer muss sich also ganz schön geärgert haben. Tja, selbst Schuld.
Als unser Guide auf dem Rückweg zum Van noch etwas mehr über die Brunnen und das Dorf erklärte, wurden wir etwas von der Gruppe abgetrennt, weil überall einfach zu viele Touristen herumstanden. Zugegebenermaßen haben wir uns auch etwas ablenken lassen, wir haben nämlich einen Stand gefunden, bei dem es kostenlose Proben von verschiedenen Chilli-Gerichten gab. Eins schärfer als das andere, aber doch irgendwie lecker. Als wir zurück zur Gruppe schlossen wurde jedoch schon auf uns gewartet, vielleicht haben wir uns in der Chilli also doch etwas länger verloren als gedacht.

Stop Nr. 4 – Heiliges Wasser

Der letzte Stop des Tages befand sich am Fuße eines Bergs, oder mehr eines Hügels in der Nähe. Etwa 350 Treppenstufen mussten wir uns hoch schleppen (schlimm sowas!), bis wir den Aussichtspunkt oben auf dem Hügel erreichten. Dieser war nicht das einzige interessante dort, denn auch ein Schrein stand hier. So hatten wir als schönen Tour-Abschluss noch einmal eine wirklich tolle Aussicht auf den Mount Fuji, oder die Göttin Fuji, die sich mittlerweile langsam in den Wolken schlafen legte. Hier verbrachten wir auch noch einmal etwa 45 Minuten, bis wir den Rückweg nach Tokyo antraten.
So hatten wir unsere Tour abgeschlossen und waren wirklich glücklich damit. Wir hatten es langweiliger befürchtet, acht Stunden lang einen Berg anzugucken, aber unser Guide hat das ganze wirklich toll gestaltet und so ein wenig Abwechslung in den Ausflug gebracht.

Stop Nr. 5 – der Hügel & Schrein