New Plymouth – Vergessene Straßen & Gespiegelte Berge
Nach unserer morgendlichen Matschwanderung zu den “Three Sisters“ sind wir weiter an der Küste herunter nach Süden und bis nach New Plymouth gefahren. Dort standen wir für mehrere Tage an einem sehr hübschen Stellplatz am Wasser. Die Gegend um unseren Schlafplatz war wirklich schön und wir haben auf dem See neben uns öfter Kanu- und Kajakfahrer:innen gesehen. Thies ist auch einmal in der Gegend joggen gegangen, während ich meinen von dem Muschelschnitt geplagten Fuß noch etwas schonen musste. Es war aber wohl sehr gut zum Laufen gewesen!

Am Morgen des 24. Juli wollten wir vor dem Frühstück nochmal kurz zum Einkaufen fahren, um unser kleines Frühstücksbuffet mit neuen Einkäufen zu ergänzen. Wir standen nur leider vor einem Problem: der Motor sprang (schon wieder!) nicht an. Obwohl wir dieses Mal nicht mal zwei Tage an einem festen Ort standen, war die Batterie offenbar schon wieder leer. Vom Geräusch des stotternden Motors wurde unser Nachbar im Van neben uns auf uns aufmerksam. Er hat uns direkt angeboten uns einen Jumpstart zu geben, was wir natürlich sehr dankbar angenommen haben. Allerdings hatten wir keinen Zeitstress, denn neben dem Einkaufen an diese Tag hatten wir noch keine großen Pläne. Also haben wir die Reihenfolge einmal getauscht und zuerst gemütlich mit unserem Retter, der übrigens ebenfalls aus Deutschland kommt, gefrühstückt. Er hat uns ein sehr cooles Tool gezeigt, mit dem man über dem Gaskocher Sandwiches machen konnte. Nachdem Thies eins davon probiert hatte, haben wir auch kurz überlegt uns so etwas zu kaufen, haben uns letztendlich aber dagegen entschieden. Beim Leben im Van kommt es auf jeden Zentimeter an und ein Camping-Sandwichmaker hätte einfach zu viel Platz weg genommen. Trotzdem sehr cool!
Beim gemeinsamen Essen haben wir natürlich über unsere jeweiligen Reiserouten gesprochen und dabei hat Ulf, so hieß unsere neue Reisebekanntschaft übrigens, uns eine bestimmte Wanderung in der Nähe empfohlen. Solche Empfehlungen sind wirklich Gold wert, es gibt einfach so viel zu tun, dass ich sonst nie wüsste wo ich anfangen soll. Der Jumpstart nach dem Früchstück hat tatsächlich geholfen und wir konnten endlich das Frühstück für die nächsten Tage einkaufen. Danach hatten wir zum Glück auch erstmal keine Probleme mit der Batterie. Am Abend haben wir Ulf wieder getroffen und unser Abendessen mit ihm geteilt. Im Auto lernt man wirklich selten neue Menschen kennen, weshalb mich diese Begegnung, auch wenn sie sehr kurz war, umso mehr gefreut hat.

Am nächsten Morgen waren wir sehr produktiv und haben uns schonmal um die ersten Planungsschritte für das nächste Reiseland gekümmert. Normalerweise planen wir die nächsten Länder ja längst nicht so früh, aber diese Mal wird eben alles etwas anders als sonst!
Ziemlich spontan haben wir dann noch entschieden, die Wanderung zu machen, die Ulf uns am Vortag empfohlen hatte. Durch die Planung und das späte Frühstück sind wir erst recht spät losgekommen und waren deshalb erst um halb eins auf dem Weg zum Start des Wanderwegs. Auf dem Weg konnten wir immer wieder den Mount Taranaki sehen, der mich immer noch an den Mount Fuji aus Japan erinnert hat! Während der Fahrt kam er uns immer näher, denn dieser Berg war tatsächlich auch unser Ziel. Nach einer Dreiviertelstunde Autofahrt waren wir am Parkplatz für die Wanderung und sind dann erst gegen 14 Uhr mit unserem gepackten Tagesrucksack losgegangen. Da wir nicht so viel Zeit hatten, haben wir uns etwas beeilt und sind dann bei den ersten Kilometern sehr schnell voran gekommen. Der hölzerne gewundene Weg führte uns durch einen dichten Wald und war am Anfang noch ziemlich ebenerdig, aber leider mussten wir auch schnell die ersten Treppenstufen bezwingen, die nach und nach immer mehr wurden.

Durch die dichten Büsche hatten wir keine besondere Aussicht, aber es hat trotzdem Spaß gemacht den Wanderweg entlang zu laufen. Die großen Bäume wurden nach und nach immer kleiner und kleiner und dann konnten wir plötzlich an einer Stelle auf die Stadt unter uns blicken. Wir hatten gar nicht gemerkt wie hoch wir schon gekommen waren, weshalb die Aussicht nach unten umso atemberaubender war!
Von da an hatten wir immer wieder kleine Möglichkeiten einen Blick auf das Meer und die Häuser unter uns zu erhaschen, aber wir konnten auch immer mal wieder den Mount Taranaki im Hintergrund sehen. Der Wanderweg führt nicht auf den Vulkan selbst hinauf, sondern nur auf einen benachbarten (deutlich niedrigeren Berg), von dem man eine tolle Sicht auf den Berg haben sollte. Auf dem Weg nach oben haben wir immer mal wieder kleine Vorahnungen auf diese baldige Sicht bekommen, was uns nur noch mehr angespornt hat.
Ein sehr unerwartetes Highlight war ein Hubschrauber, der im Abstand von wenigen Minuten von der Stadt unter uns den Berg hinauf und wieder zurück geflogen ist. Nach ein paar weiteren Kurven haben wir die Berghütte entdeckt, die das Ziel des Hubschraubers zu sein schien. Dort standen zwei Männer, die mit einer riesigen Box auf die erneute Ankunft des Helikopters gewartet haben. Von eben diesem hing an langes Seil hinunter, an welchem sie die Box befestigten, während nur wenige Meter über ihnen die Rotoren dröhnten. Dann flog der Hubschrauber wieder zurück ins Tal und kam kurz darauf wieder zurück. Wir können nur spekulieren, was in diesen Boxen war (vermutlich der Inhalt der Plumpsklos), aber diese Interaktionen waren wirklich spannend zu beobachten!
Von diesem Spektakel abgelenkt verging die Zeit wirklich schnell und wir waren nur kurz darauf endlich ganz oben. Nachdem wir die letzten Treppenstufen bezwungen hatten, empfing uns diese Sicht:

Wir hatten unfassbares Glück mit dem Wetter, klare Sicht und waren dazu auch noch fast alleine! Im Sommer muss es dort richtig voll sein, aber wir haben ja den Vorteil der Wintersaison! Das eigentliche Highlight lag jedoch noch ein paar hundert Meter weiter unten auf der anderen Seite des kleineren Berges. Dort lagen ein paar kleine Seen, in denen sich der Taranaki bei gutem Wetter spiegelte. Wir hatten nur ein bisschen Wind und konnten deshalb mehrere wirklich tolle Bilder machen. Dieser Ort war einer der Plätze, an denen ich kaum glauben kann, dass er tatsächlich auf dieser Erde existiert. Einfach wunderschön!

Gegen 16 Uhr haben wir uns dann wieder auf den Rückweg gemacht. Zurück durch die offene Landschaft im oberen Bereich des Berges, über die kleinen Brücken und an den Wasserfällchen vorbei. Wir haben die Aussichtspunkte hinter uns gelassen und sind in die Landschaft aus Büschen und kleinen Bäumen eingetaucht, während im Hintergrund langsam die Sonne unterging. Als wir den Wald und die größeren Bäume erreichten, wurde es langsam dunkler und ich war sehr froh, dass man heutzutage immer eine Taschenlampe (in Form eines Handys) dabei hat. Dieses Mal waren wir aber schnell genug und sind gerade beim Auto angekommen, als es zu dunkel wurde. Die 14 Kilometer gingen dann doch sehr schnell herum und bei der wunderschönen Aussicht hat sich der leichte Stress durch unseren späten Start zu 100% gelohnt!
Leider hatten wir abends kein Essen mehr und mussten deshalb nochmal einkaufen gehen. Nach einem langen Wandertag eigentlich nicht mein Fall, aber dieses Mal hat es uns ein sehr positive Wendung gebracht. Denn wir haben dort eine neue Reisebegleitung gefunden! Auf einem Aussteller lagen mehrere Kuscheltiere, aber eins davon ist mir sofort ins Auge gesprungen: eine kleine Kuh! Zuerst haben wir sie dort stehen lassen und sind mit unseren Einkäufen zu den Kassen gegangen. Aber dann saßen wir wenige Minuten unten im Auto und ich konnte mir die kleine Kuh einfach nicht aus dem Kopf schlagen. Wir sind also kurzentschlossen wieder nach oben gegangen und haben jetzt eine neue Reisegefährtin, die wir Muhselotte von Drakuhla genannt haben.

Auch am nächsten Tag konnten wir uns nicht von der Wanderung erholen, denn wir mussten bis zu Thies‘ Geburtstag am 28. Juli noch etwas Strecke hinter uns bringen, dafür war nämlich eine sehr besondere Aktion geplant…
Also sind wir von New Plymouth entgegen unserer eigentlichen Reiseroute wieder nach Norden gefahren. Dieses Mal haben wir aber nicht den Weg an der Küste entlang gewählt, sondern wir sind über den „Forgotten Highway“ gefahren, den wir auch von Ulf empfohlen bekommen haben. Die einst wichtige Handelsstraße ist heutzutage ziemlich leer und uns sind oft Kilometer lang keine anderen Autos begegnet. Dafür waren wir mal wieder von beeindruckender Landschaft umgeben. Das Autofahren in Neuseeland macht gerade auf diesen kleineren Straßen super viel Spaß, weil man ständig von schönen Landschaften und Bergen umgeben ist. Wir haben auf dem Weg vor allem große, bergige Weideflächen und verschlungene Flüsse gesehen, die sich durch die Täler geschlängelt haben. Die Straße führte an vielen Stellen auch über einspurige Brücken, an schmalen Felskanten vorbei und durch einen langen, sehr engen Tunnel.
In einem bestimmten Dorf sind wir extra angehalten, denn dabei handelt es sich um die „Republik von Whangamōmona“. Die Bewohner waren in den 90ern sehr unzufrieden mit den lokalen Regierungsbestimmungen und erklärten ihre Region im Jahr 1989 deshalb einfach zu einer unabhängigen Republik. Alle zwei Jahre wird bis heute noch der „Republic Day“ gefeiert, wo ein neuer Präsident erklärt wird (in der Vergangenheit wurden unter anderem auch schon eine Ziege, ein Pudel und eine Schildkröte zum Regierungschef erklärt) und viele Spiele und Wettbewerbe stattfinden. Dieses Spektakel konnten wir leider nicht sehen, aber dafür haben wir natürlich das Grenzschild zwischen Neuseeland und der „Republik“ fotografiert.

Aber auch sonst haben wir versucht so oft wie möglich anzuhalten, um die Landschaft nicht nur im Vorbeifahren zu bewundern. Im Dunkeln sind wir dann an unserem Stellplatz angekommen, der einfach nur ein kleiner Parkplatz am Rand der Straße war.

Am Morgen des 27. Juli kam dann die ernüchternde Erkenntnis: mit unserer Batterie ist wirklich etwas sehr kaputt, denn der Motor sprang nach dieser einen Nacht schon wieder nicht an! Mitten im nichts, weit entfernt von jeglicher Zivilisation war das nun wirklich nicht der beste Ort für den Ausfall unseres Autos. Wir haben erstmal gefrühstückt und haben uns dann auf die lange Brücke neben unserem Stellplatz gesetzt und dort gewartet. Zum Glück war dieser Ort von beiden Seiten gut einsehbar, wir würden also jedes Auto mitbekommen. Nach einer Viertelstunde hatten wir endlich Glück und hörten das Geräusch eines nahenden Autos. Wir haben dem Jeepfahrer kurz unser Problem erklärt und er konnte uns einen Jumpstart geben. Das alles ging super schnell, er schien es also eilig zu haben. Umso netter war es dementsprechend, dass er uns trotzdem ohne zu zögern geholfen hat – die Neuseeländer sind einfach nett!
Von da an haben wir den Motor nicht mehr aus gemacht, bis wir am Nachmittag endlich in Te Kūiti angekommen sind und auf dem selben Stellplatz standen, auf dem wir bereits vor unserer Fahrt an der Westküste einmal standen. Auch der zweite Fahrtag durch die kleineren Straßen war sehr schön, aber der Gedanke an unsere kaputte Batterie hat die Stimmung dann doch etwas herunter gezogen. Wir haben uns deshalb fest vorgenommen uns um dieses Problem zu kümmern, sobald Thies‘ Geburtstag vorbei wäre. Meine größte Befürchtung war nur, dass wir am nächsten Morgen nicht rechtzeitig loskommen würden. Aber erstmal stand für Thies der letzte Abend seiner Teenagerzeit an! Wir haben nicht wirklich etwas besonderes gemacht und sind auch mehr aus Versehen bis 12 wach geblieben. Doch dann hieß es:
3, 2, 1: Alles Gute zum 20. Geburtstag!