Yogyakarta

Nach der entspannten Inselzeit haben wir Karimunjawa am 10. Mai mit der Fähre wieder verlassen. Mit einem großen Reisebus ging es für uns dann weiter nach Yogyakarta, einer historischen Stadt im Süden Javas. Diese längere Stadtbezeichung wird vor Ort jedoch nur selten genutzt, die meisten Bewohner sprechen einfach von „Jogja“.

Unsere Zeit dort war stark von der kleinen Babykatze geprägt, die wir gleich am zweiten Abend, dem 11. Mai, in einer kleinen Gasse gefunden haben. Zu ihr, der Klinik und dem neuen Zuhause, das wir für sie gefunden haben, gibt es ja bereits einen Artikel, weshalb ich hier nicht weiter darauf eingehen werde.

Trotzdem haben wir unser bestes gegeben, um möglichst viel von der Stadt und der Umgebung zu sehen. Dafür haben wir uns mal wieder einen Roller gemietet, auf dem wir viel schneller von einem Ort zum anderen gekommen sind.

Ein großes Highlight in dieser Stadt war für mich das Essen, denn davon gab es in dieser Stadt wahrlich genug! Besonders erinnerungswürdig waren die vielen Buffett-Restaurants. Dort gab es oft eine Vielzahl an verschieden zubereitetem Hühnchen, Tofu und Gemüse. Es gab frittierte, gebratene und in Soße gekochte Köstlichkeiten, von denen man sich selbst beliebig viel nehmen konnte. Gemeinsam mit dem angebotenen Reis und den Nudeln haben sich so ziemlich große Mengen angehäuft, die wir oft nur schwer aufessen konnten. Doch bei so leckerem Essen konnten wir einfach nicht widerstehen, vor allem, weil so eine große Portion selten mehr als 2€ gekostet hat. Ein absoluter Traum!

Bestes Restaurant in ganz Jogja!

Am 13. Mai haben wir das Taman Sari besucht. Die Ruine des alten Wasserschlosses ist ein beliebtes Touristenziel und wurde Mitte des 18. Jahrhunderts gebaut. Es diente dem damaligen Sultan als Lustschloss und dort haben sich auch große Teile seines Harems aufgehalten. Das Gebäude wurde mehrmals restauriert und ist heute als eine Art Freilichtmuseum zugänglich. In der Mitte des Schlosses sind zwei große Pools, die von einer hohen Mauer und zwei Türmen umgeben sind. Wir haben die meiste Zeit in einem der beiden Türme verbracht und das Gelände von dort oben im kühlen Schatten beobachtet.

Altes Wasserschloss

Danach sind wir durch einige alte Tunnel gelaufen, die unter dem alten Palast stehen. Vielleicht wurden sie für Dienstboten genutzt, um schnell von einem Ort zum anderen zu gelangen, wir haben es leider nicht herausgefunden. Durch die Tunnel sind wir zu der Ruine einer alten Kathedrale gelangt, die auf einem Hügel über der Stadt thronte. Um diese alten Gebäudereste war eine normale Wohngegend aufgebaut worden. Viele kleine, bunte und ärmliche Häuser standen dicht gedrängt um die Kathedrale herum. Beim Rückweg zum Wasserschloss durch diese Straßen wurden uns Kunstwerke, vor allem Batik auf T-Shirts, Taschen und Kissenbezügen angeboten. An diesem Tag haben wir diese bekannte Kunst aus Jogja abgelehnt, aber das sollte nicht für unsere ganze Zeit so bleiben.

Denn nur wenige Tage später wurden wir von unserem geliebten Buffett-Restaurant von einem Mann angesprochen. Er hat uns von einer kostenlosen Kunstausstellung erzählt. Auch wenn uns bewusst war, dass wir dort vermutlich etwas kaufen sollten, haben wir zugesagt und er hat uns dorthin geführt. Wie erwartet wurden wir dort von einem anderen Mann in Empfang genommen, der die Herstellung der Bilder erklärt hat und uns verschiedenste Kunstwerke gezeigt hat. Diese waren tatsächlich sehr beeindruckend und wir haben uns auch alleine in den zwei Räumen der Ausstellung umgesehen. Nach langem Überreden haben wir es geschafft wieder loszugehen ohne etwas zu kaufen, denn wir mussten unsere Katze Revna besuchen und hatten weder die Zeit noch die Motivation sofort etwas zu kaufen.

Am Nachmittag haben wir immer wieder über die kleine Ausstellung gesprochen und schließlich entschieden doch ein Bild zu kaufen. Deshalb sind wir am nächsten Tag wieder mit unserem gemieteten Roller durch den chaotischen Verkehr Jogjas gefahren. Mittlerweile hat Thies ja wirklich viel Übung im Roller fahren, weshalb er uns auch auf diesen chaotischen, lauten, vollen und von jeglichen Verkehrsregeln befreiten Straßen von A nach B bewegen konnte. Wieder war der selbe Künstler (und Verkäufer) vom vorherigen Tag dort und hat uns abermals die Kunstwerke gezeigt. Dieses Mal hatten wir deutlich mehr Zeit und konnten uns beim Anblick der vielen verschiedenen Motive kaum entscheiden. Am Ende haben wir uns für das folgende Bild entschieden, was praktischerweise gefaltet werden kann und nun klein und zusammengeknautscht in meinem Rucksack liegt und darauf wartet in Deutschland wieder ausgepackt zu werden!

Das Kunstwerk, das wir uns in Yogyakarta gekauft haben!

Durch die Planung rund um den Aufenthalt unserer Findelkatze Revna und die anstehenden Untersuchungen und Operationen haben wir auch viel Zeit im Hostel verbracht. Neben dem sympathischen Besitzer unserer Unterkunft, der letztendlich die neue Heimat für das neue Kätzchen gefunden hat, haben wir auch mit anderen Bewohnern des Hostels gesprochen. Am meisten hatten wir mit einer Deutschen (Ria) und einem Israeli (Levi) zu tun, mit denen wir an einem Abend auf ein kleines Open-Air Konzert gegangen sind. Wir haben die beiden schon in den Tagen zuvor kennengelernt und auch von ihnen vom Konzert erfahren.

Ohne viel weiteres über das Event zu kennen, als den Ort und die Anfangszeit der Auftritte, sind wir also am 17. Mai zu dem Gelände gefahren, was sich mitten in der Stadt befand. Aber auch vor Ort haben mir die Informationen zu den Künstlern nicht wirklich weiter geholfen. Sowohl die Bandnamen als auch die Sprache, in der die Bands gesungen haben, waren mir völlig unbekannt. Auch aus dem restlichen Publikum gab es auch nur wenige Fans, die bei den Songs wirklich mitsingen konnten; offenbar waren die Musiker auch in Indonesien nicht so bekannt. Das hatte jedoch keinen Einfluss auf die gute Stimmung, die unter dem Publikum den ganzen Abend über geherrscht hat. Einige Menschen standen direkt vor der kleinen Bühne, andere saßen auf Balkons und haben von den Restaurants auf das Geschehen herabgeblickt und wir saßen mit vielen anderen auf den großen Treppenstufen, die die Bühne und den Platz davor umgeben haben.

Konzert auf Indonesisch

Für den folgenden Tag hatte unser Hostelbesitzer etwas organisiert. In der Nähe des Hostels gab es viele Berge und noch mehr Wege diese zu erklimmen. Da Wandern in einer großen Gruppe einfach mehr Spaß macht als alleine, hat er immer feste Tage vorgeschlagen, an denen eine Gruppe zu einem der Berge aufbrechen sollte. In unserer Gruppe waren wir nur zu viert und zwar zufällig genau mit den beiden Menschen vom Vortag!

Um sechs Uhr morgens sind wir gemeinsam mit Ria und Levi zum Mount Sumbing aufgebrochen. Der Vulkan liegt etwa zwei Rollerstunden nordwestlich von Yogyakarta und ist damit als Tagestrip noch recht gut zu erreichen. Trotzdem haben wir auf der Hinfahrt mehrere kleine Pausen gemacht und sind deshalb erst um neun Uhr morgens losgewandert. Vor uns lagen etwa sieben Kilometer steilen Aufstiegs und schon zu Beginn der Wanderung haben wir nur wenig von unserer Umgebung gesehen, denn der Vulkan lag dicht in Nebel gehüllt und wir befanden uns schon beim Start des Trails mitten in der dichten Wolkensuppe. Trotzdem waren wir alle sehr motiviert den Gipfel zu erklimmen, auch wenn meine Hoffnung auf eine gute Aussicht mit jedem Schritt weiter sank. Aber auch das Wandern selbst macht ja zum Glück sehr Spaß, ich war also nicht allzu enttäuscht.

Beginn des Sumbing-Tracks

Der Aufstieg begann in einem kleinen Bergdorf, das ausschließlich auf der Landwirtschaft beruhte. An den steilen Hängen waren Felder mit verschiedenen Gemüsesorten angelegt, auf denen Menschen unterschiedlichsten Alters arbeiteten. Auf unserem Weg, der zu Beginn einfach eine sehr steile Schotterstraße war, sind uns immer wieder schwer bepackte Motorradfahrer begegnet, die die schmalen Straßen in einem ungeheuren Tempo runtergedüst sind. Allerdings waren wir nicht die einzigen Menschen, die zu Fuß unterwegs waren. Mehrmals haben wir älteren Menschen Platz gemacht, die in riesigen Körben Holz den Berg hinunterschleppten – und das einfach in simplen Flip-Flops! Die Holzbündel sahen so schwer aus, dass ich sie vermutlich nicht hätte hochheben können und diese Menschen wanderten damit ähnlich schnell wie wir! Ich habe wirklich größten Respekt vor dieser körperlichen Arbeit auf den Feldern und auf dem Berg, die hier bis ins höchste Alter ausgeführt wurde.

An diesen Indonesier:innen vorbei haben wir uns immer weiter nach oben gearbeitet und haben nach einer halben Stunde schon eine kleine Pause gemacht, denn auf dieser Höhe gab es die letzte richtige Hütte, wo zwei Frauen Getränke und Essenspakete verkauft haben. Gestärkt von einer warmen Schokolade ging es für Thies und mich dann weiter. Bis dahin hatten wir nämlich festgestellt, dass wir vier sehr unterschiedliche Geschwindigkeiten beim Wandern hatten und haben deshalb beschlossen uns aufzuteilen. Nach der letzten Hütte kamen uns keine weiteren Menschen mehr entgegen und die Straße war nun auch nicht mehr befestigt, sondern nur noch ein gewöhnlicher Wanderweg. Durch die Wolkenfetzen konnten wir immer mal wieder einen Blick ins Tal und auf die grünen Felder unter uns erhaschen, aber diese Momente wurden seltener, je höher wir gekommen sind. Schließlich sind sie ganz verschwunden, als wir den Rand eines Walds erreicht haben und von nun an gar nicht mehr nach unten sehen konnten.

Wanderung im Nebel

Nach ein paar Minuten geschah das, was wir schon länger befürchtet hatten: Es begann durch das Blätterdach über uns hindurch zu tröpfeln. Also haben wir unsere kleinen Rucksäcke abgesetzt und die Regenjacken ausgepackt, die wir sicherheitshalber mitgenommen haben. Und dann ging es weiter, wir hatten noch so einiges vor uns!

Nach und nach lichtete sich der Wald und wir waren wieder in offenem Gelände. Zum Glück hatte der Regen wieder etwas nachgelassen, weshalb wir von oben nicht mehr so nass geworden sind. Dafür war meine Hose nach wenigen Minuten klatschnass, weil der Weg durch Gräser und hüfthohe Farne führte. Aber auch davon haben wir uns nicht abhalten lassen, dafür war der Weg einfach zu schön! Denn auch, wenn wir immer noch von dichten Wolken umgeben waren, war die Landschaft um uns herum sehr schön. Wir mussten kleine Bäche überqueren, sind kleine Passagen geklettert und hatten viel Spaß. Leider war es allerdings auch ziemlich kalt, weshalb wir nie länger Pause machen konnten, um der Kälte durch Bewegung zu entgehen.

Als wir schon ca. ein Dreiviertel des Weges geschafft hatten, wir waren wirklich nicht mehr weit von dem Gipfel entfernt, hörten wir etwas sehr beunruhigendes: Donner. Wir waren zu dem Zeitpunkt auf einer sehr großen, freien Fläche und hatten die wenige Aussicht genossen, die wir durch die Wolken sehen konnten. Bei Gewitter auf einem Berg zu sein, ist wirklich keine schöne Situation. Vor allem, weil wir aufgrund des baldigen Sonnenuntergangs etwas Zeitstress hatten. Wir konnten uns nicht einfach unterstellen und abwarten, sondern wir mussten weitergehen. Die Frage war nur: in welche Richtung? Wir haben ein bisschen überlegt, haben dann aber schnell das einzig sinnvolle getan und sind umgedreht.

Der Regen fing ziemlich zeitgleich wieder sehr stark an und meine Regenjacke hatte schließlich keine Chance mehr. Klatschnass und mittlerweile doch etwas frierend haben wir dann Ria und Levi getroffen, die noch auf dem Weg nach oben waren. Wir haben sie überzeugt, dass der Aufstieg bei dem Wetter einfach zu gefährlich ist, und haben uns gemeinsam an den Abstieg gemacht.

Sumbing-Abstieg (nass und rutschig)

Der Weg war mittlerweile an vielen Stellen matschig und wir sind mehrmals fast ausgerutscht, als wir an steileren Stellen den Halt verloren haben. Der restliche Weg war vor einem eins: kalt! Ria war sehr lieb und hat mir ihre Daunenjacke geliehen, daraufhin ging es langsam wieder, aber der Nässe konnten wir nicht so einfach entgehen. Die Stimmung war nicht schlecht, aber wir waren doch alle sehr schweigsam und in eigenen Gedanken vertieft. Wie schon am Anfang haben wir an der letzten Hütte Schutz gesucht und etwas Warmes getrunken. Zeitgleich haben wir darauf gehofft, dass der Regen nachlässt, aber diese Hoffnung war leider umsonst. Irgendwann konnten wir das Weitergehen nicht länger aufschieben, immerhin mussten wir noch zwei Stunden mit dem Roller zurück fahren!

Also haben wir auch die letzten Höhenmeter im Regen hinter uns gebracht. Sobald der Weg zur Schotterstraße wurde, haben uns die Rollerfahrer vom Morgen angesprochen. Sie haben uns gefragt, ob wir für wenige Euro mit dem Roller nach unten gebracht werden wollen. Wir waren uns alle einig, dass das das Letzte ist, was wir wollen. Schon am Morgen waren uns die Geschwindigkeiten der Fahrer nicht ganz geheuer, aber im Regen?? Unser Beschluss wurde bestätigt, als wenige Minuten später ein Roller an uns vorbeischoss. Um da mitzufahren, müsste man eher mich bezahlen!

Unsere eigene Rollertour zurück zum Hostel hat sich sehr lang angefühlt. Alles war nass, eklig und vor allem kalt. Immerhin wurde es immer wärmer, je weiter wir die Berghänge hinunter gefahren sind und uns der Stadt genähert haben. Immerhin ist es Indonesien, hier ist es auch nachts noch warm!

Die warme Dusche im Hostel nach diesem Tag war ein absoluter Traum! Wir haben uns danach nur noch aufs Sofa im Aufenthaltsraum gesetzt, Pizza bestellt und sind dann schnell schlafen gegangen. Auch wenn wir es nicht bis nach ganz oben geschafft haben, hat mir dieser Tag sehr gefallen. Der Weg war total spannend und auch den winzigen Einblick in das Leben in einem der Bergdörfer fand ich sowohl unerwartet als auch sehr interessant.

Das schlechte Wetter an diesem Tag war übrigens keine Seltenheit. Auch wenn die Regenzeit offiziell schon vorbei war, hatten wir doch fast täglich noch starke Regenfälle und auch Gewitter. Gerade auf dem Roller war das natürlich unangenehm, weshalb wir uns sehr über die Regenjacken gefreut haben, die wir in einem besonders schlimmen Regenguss unter dem Rollersitz entdeckt haben.

Bereit für den Regen

Bei den vielen Fahrten zu der Klinik, wo unsere kleine Katze untergebracht war, haben uns die Regenmäntel mehr als einmal gerettet. Wegen der kleinen Katze haben wir deutlich weniger gesehen, als wir ursprünglich geplant hatten, aber auch das ist Teil des Reisens. Manchmal kommt alles anders, als man sich vorgestellt hat und man findet in einer Nebenstraße ein kleines Kätzchen, dass alle Pläne über den Haufen wirft. Ich bin trotzdem sehr zufrieden mit unserer Zeit in der Stadt, denn durch die vielen Fahrten haben wir doch ein gutes Gefühl für die Stadt mit ihren alten Gebäuden, Tempeln, künstlerischen Ecken und sehr guten Restaurants bekommen. Wenn es uns eines Tages nochmal nach Indonesien verschlägt, werden wir hier auf jeden Fall wieder einen Zwischenstopp machen, denn Jogja hat uns wirklich angetan!